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Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Titel: Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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strich ihm über die Wangen. Vorsichtig löste sie die grellpinkfarbene Federboa von seinem leblosen Hals und steckte sie mit zitternden Händen in ihre Tasche. Dann brach sie in haltloses Schluchzen aus, bis man sie endlich von seinem toten Körper fortzog.
    Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich den Atem angehalten hatte, und plötzlich hatte ich das Gefühl, in Ohnmacht fallen zu müssen. Hektisch sah ich mich nach einem Ort um, an dem ich mich setzen konnte, als ich spürte, wie das Telefon in meiner Tasche summte. Wer schickte mir denn jetzt eine SMS ?
    Puppengesicht, zeig mir nicht die kalte Schulter. Gib deinem Dad eine Chance und ruf mich an, ja? Ich vermisse dich, Kleine.
    Mir schwirrte der Kopf. Auf keinen Fall konnte ich mich jetzt mit meinem Vater befassen. Ich drückte auf die Löschtaste. Löschen, löschen, löschen. Ich prügelte die Nachricht förmlich aus meinem Telefon.
    Von jetzt an würde das mein Mantra sein. Zumindest bis ich davon erfuhr, dass Dad die Stadt wieder verlassen hatte. Zumindest bis sich diese grässliche J. B.-Sache … geregelt hatte. Was war das überhaupt für eine grässliche Sache? Ich verstand das alles gar nicht. Es fiel mir auch so schon schwer genug, überhaupt Luft zu bekommen.
    Hinter mir hörte ich jemanden sagen: »So endet nun also der Kampf um den Palmetto-Thron.«
    Und traurig bestätigte Rex Freeman mit lauter Stimme: »Sieht wohl so aus, als wärst du jetzt tatsächlich Prinz, was, King?«
    Mike . Wo war er? Ich brauchte ihn. Er brauchte mich. Ich schwankte. Meine Augen suchten ihn in der Menge, um ihn zu finden, meine Liebe, meine Liebe, meine Liebe …
    Dort. Mike stand in seinem Kirchenanzug stoisch zwischen seinen Eltern auf der anderen Seite des Kreises und tätschelte Diana die Hand.
    Aber er sah mich geradewegs an.
    In einer plötzlichen Aufwallung begann ich, durch die Menge auf ihn zuzulaufen, und spürte plötzlich wieder, wie das Blut durch meinen Körper strömte. Mein Herz schlug so heftig, dass ich dachte, meine Rippen müssten bersten. Ich musste zu ihm. Mike würde wissen, was zu tun war.
    Er schüttelte den Kopf und kniff die dunklen Augen zusammen, als ich bei ihm war.
    Mir lief ein Schauer über den Rücken, als er tonlos fragte: »Was hast du getan, Nat?«

8 Ein unbedingt Vertrauen
    Am Montagmorgen brauchte ich während der zwanzigminütigen Fahrt zur Schule ein ganzes Päckchen Kaugummi. Mit schmerzendem Kiefer und einem unguten Gefühl im Bauch parkte ich an meinem üblichen Platz unter der schiefen Palme, stieg aus dem Wagen und musste es dem Baum gleichtun und mich Halt suchend an die Fahrertür lehnen. Der Schweiß lief mir den Nacken hinunter. Wie sollte ich es nur bis nach drinnen schaffen?
    Plötzlich bekam ich einen kleinen Extraschubs von Ms Cafiero, meiner schnurrbarttragenden Mathelehrerin, die mich praktisch am Ohr zur Eingangstür schleifte.
    »Moment, ich wollte doch nicht …«, begann ich meine Verteidigung.
    »Spar dir das«, unterbrach sie mich und packte auch den Schüler am nächsten Wagen am Ohr, um uns in Richtung Aula zu zerren.
    »Nicht über Los gehen«, befahl Ms Caf. »Keine zweihundert Dollar einsacken. Geht zur Versammlung. Begebt euch direkt dorthin.«
    »Aber ich habe Werkunterricht«, beschwerte sich der Junge neben mir.
    »Nein, hast du heute nicht«, gab Caf zurück. »Einer deiner Mitschüler hat bei einem schrecklichen Unfall sein Leben verloren. Ich glaube, da kann dein Modellflugzeug einmal warten.«
    Ein schrecklicher Unfall. So nannte man es also in der Schule. Das war das erste Nicht-Schreckliche, was ich hörte, seit am Morgen zuvor meine Welt auseinandergebrochen war. Ich musste mehr wissen, bevor ich hineinging. Wenn ich nur schnell einen Zwischenstopp im Waschraum der Elftklässlerinnen einlegen könnte, um Tracy Lampert einen Besuch abzustatten …
    »Die Natur ruft«, versuchte ich es bei Ms Cafiero, schaffte es aber nicht, ihre Botticelli-Hüften zu umschiffen.
    »Verkneif es dir«, riet sie mir grimmig und schob meine angespannten Schultern weiter in Richtung Aula. Ich hielt den Atem an und stolperte hinein.
    Sobald ich die Schwelle zu dem großen Auditorium mit der hohen Decke überquert hatte, überkam mich eine Art beruhigendes Déjà-vu. In diesem Raum war ich praktisch erwachsen geworden. Es war einer dieser Chamäleon-Veranstaltungsorte, die für alle größeren Ereignisse in Palmetto herhalten mussten. Hier fand jedes Jahr im Herbst die große Warm-up-Party zur Saisoneröffnung statt.

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