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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Er war sich absolut sicher, dass ihm seine Mutter, wäre sie Ukrainerin gewesen, dieselbe Geschichte erzählt hätte.
    »Ich habe über ihre Geschichte gelacht – oder ich habe es zumindest versucht«, sagte Devra. »Ich habe mich dagegen gewehrt, einen solchen Unsinn zu glauben. Aber das war, bevor ich einige von diesen Ebenen der Hölle selbst zu sehen bekam.«
    Arkadin spürte ihre Gegenwart immer tiefer in seinem Inneren. Dieser Drang, sie zu beschützen, wurde immer stärker in ihm, während sein Verstand sich fragte, was dieses Gefühl wohl zu bedeuten hatte. Hatte er endlich etwas gefunden, das hell und stark genug war, um mit seinen Dämonen fertig zu werden?
    Nach Marlenes Tod hatte Ikupow endlich erkannt, dass es sinnlos war, in Arkadins Vergangenheit zu graben. Stattdessen schickte er ihn nach Amerika, um ihn wiederherstellen zu lassen. »Neu programmieren« hatte Ikupow es genannt. Arkadin hatte achtzehn Monate in der Gegend von Washington D.C. verbracht und sich dort einem Versuchsprogramm unterzogen, das ein Freund von Ikupow leitete. Arkadin ging in mancher Hinsicht verändert daraus hervor, doch seine Vergangenheit und seine Dämonen konnte er nicht abschütteln. Er hätte sich selbst am meisten gewünscht, dass seine Erinnerung daran ausgelöscht worden wäre. Aber darum war es in dem Programm gar nicht gegangen. Ikupow kümmerte sich nicht länger um Arkadins Vergangenheit – was ihn interessierte, war seine Zukunft, und dafür war das Programm ideal.
    Arkadin schlief ein, als er an das Programm dachte, doch er träumte, dass er wieder in Nischni Tagil war. Nie träumte er von dem Programm. Während des Programms hatte er sich sicher gefühlt. Doch seine Träume hatten nichts mit Sicherheit zu tun. In ihnen durchlebte er immer wieder das Gefühl, in einen tiefen Abgrund gestoßen zu werden.
    Spät in der Nacht war ein Kellerlokal namens Crespi die einzige Möglichkeit, wenn man in Nischni Tagil noch etwas trinken wollte. Es war ein stinkendes Loch voll mit tätowierten Männern in Trainingsanzügen und mit Goldketten um den Hals, und mit Frauen in kurzen Röcken, die so stark geschminkt waren, dass sie aussahen wie Schaufensterpuppen. Hinter ihren Waschbärenaugen war nichts als gähnende Leere, wo einmal ihre Seele gewesen war.
    Dort, im Crespi, war Arkadin mit dreizehn Jahren zum ersten Mal brutal verprügelt worden – von vier stämmigen Männern mit Schweinsaugen und den wulstigen Augenbrauen von Neandertalern. Als seine Wunden verheilt waren, kehrte Arkadin drei Monate später ins Crespi zurück und pustete den Männern das Hirn aus dem Schädel. Als ihm ein anderer Gauner die Pistole entreißen wollte, schoss ihm Arkadin aus nächster Nähe ins Gesicht. Der Anblick hielt alle anderen davon ab, ihm zu nahe zu kommen. Mit dieser Tat erwarb er sich einen Ruf, der ihm half, ein kleines Immobilien-Imperium zu errichten.
    Doch in dieser Stadt des eingeschmolzenen Eisenerzes und der zischenden Schlacken hatte Erfolg seine eigenen Konsequenzen. Für Arkadin bedeutete es, dass Stas Kuzin, einer der hiesigen Gangsterbosse, auf ihn aufmerksam wurde. Kuzin suchte ihn eines Nachts auf, als sich Arkadin eine brutale Schlägerei mit einem Kleiderschrank von einem Kerl lieferte, bei der dem Sieger ein Bier winkte.
    Nachdem er den Riesen zerlegt hatte, nahm Arkadin sein Bier, trank es zur Hälfte aus und sah, als er sich umdrehte, plötzlich Stas Kuzin vor sich stehen. Arkadin erkannte ihn sofort. Jeder in Nischni Tagil kannte ihn. Er hatte dichtes schwarzes Haar, das in einer waagrechten Linie bis fast zu den Augenbrauen reichte. Sein Kopf saß auf den Schultern wie eine Kugel auf einer Steinmauer. Sein Kiefer war einmal gebrochen gewesen und so schlecht zusammengefügt worden – wahrscheinlich im Gefängnis –, dass er beim Sprechen wie eine Schlange zischte. Manchmal verstand man kein Wort von dem, was er sagte.
    Begleitet wurde Kuzin von zwei schaurig aussehenden Kerlen mit tiefliegenden Augen und einem eintätowierten Hund auf dem Handrücken, was besagte, dass sie für immer an ihren Herrn gebunden waren.
    »Ich will mit dir reden«, sagte das Monstrum zu Arkadin und zeigte mit dem Kopf auf einen Tisch.
    Die Männer, die an dem Tisch saßen, standen sofort auf, als Kuzin kam, und flüchteten sich auf die andere Seite des Lokals. Kuzin hakte seinen Schuh an einem Stuhlbein ein, zog den Stuhl zu sich und setzte sich. Was den Kerl noch beunruhigender machte, war, dass er die Hände im Schoß ließ, so

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