Das Bourne-Attentat
das aus einer Ansiedlung von Benediktinern entstanden war, eine Brücke über die Isar bauen, die ein wichtiges Bindeglied in der gewinnträchtigen Salzstraße wurde und ihm reiche Zolleinnahmen brachte. Die moderne Geschäftsstadt hatte sich jedenfalls nicht allzu weit von ihren mittelalterlichen Anfängen entfernt.
Als Bourne sich sicher war, dass er nicht beschattet wurde, verließ er die Gruppe und stieg in ein Taxi, aus dem er sechs Blocks vor der Münchner Residenz, dem einstigen Wohn- und Regierungssitz der Wittelsbacher, ausstieg.
Der Professor hatte gesagt, dass Kirsch sich lieber an einem öffentlichen Ort mit Bourne treffen würde. Er wählte das Staatliche Museum ägyptischer Kunst in der Hofgartenstraße, das in der Residenz untergebracht war. Bourne drehte zuerst einmal eine Runde um den Palast, um sich nach eventuellen Beschattern umzusehen. Das Problem war, dass er sich nicht erinnern konnte, jemals in München gewesen zu sein. Er hatte nicht dieses gespenstische Dejà-vu-Gefühl, wie er es immer empfand, wenn er an einen Ort zurückkehrte, an den er sich nicht mehr erinnern konnte. Aus diesem Grund hatte ein Beschatter aus der Stadt den Vorteil der Ortskenntnis. Es mochte ein Dutzend Plätze rund um den Palast geben, wo man sich verstecken konnte und von denen Bourne nichts wusste.
Achselzuckend trat er schließlich in das Museum ein. Der Metalldetektor war mit zwei bewaffneten Sicherheitsleuten besetzt, die die Besucher aufforderten, ihre Rucksäcke abzunehmen, und auch die Handtaschen überprüften. An den Seiten der Eingangshalle standen Statuen des ägyptischen Gottes Horus mit seinem Falkenkopf und seiner Mutter Isis. Anstatt direkt zu den Ausstellungsstücken zu gehen, trat Bourne hinter die Horus-Statue und beobachtete zehn Minuten lang das Kommen und Gehen der Leute. Er achtete auf jeden Besucher zwischen fünfundzwanzig und fünfzig und prägte sich die Gesichter ein. Es waren insgesamt siebzehn Personen, die infrage kamen.
Dann ging er an einer bewaffneten Sicherheitsfrau vorbei in die Ausstellungsräume, wo er Kirsch an genau der Stelle fand, wo er laut Specter sein würde. Er betrachtete gerade einen aus Stein gemeißelten Löwenkopf. Bourne erkannte Kirsch von einem Foto, das Specter ihm geschickt hatte, einem Schnappschuss, der die beiden Männer auf dem Campus der Universität zeigte. Der Kurier des Professors war ein drahtiger kleiner Mann mit glänzender Glatze und buschigen schwarzen Augenbrauen. Er hatte blassblaue Augen, die ständig hin und her sprangen.
Bourne ging an ihm vorbei und tat so, als würde er einige Sarkophage betrachten, während er aus dem Augenwinkel nach den siebzehn Leuten Ausschau hielt, die nach ihm das Museum betreten hatten. Als keiner von ihnen auftauchte, ging er zu Kirsch zurück.
Kirsch wandte sich ihm nicht zu, als Bourne neben ihm war, doch er sagte: »Ich weiß, es klingt lächerlich, aber erinnert Sie diese Skulptur nicht an irgendwas?«
»An den rosaroten Panther«, antwortete Bourne, einerseits weil es der vereinbarte Code war, und andererseits weil die Skulptur tatsächlich eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der Zeichentrickfigur hatte.
Kirsch nickte. »Freut mich, dass Sie ohne Zwischenfälle angekommen sind.« Er übergab ihm die Schlüssel für seine Wohnung, teilte ihm den Code für die Haustür mit und beschrieb ihm ausführlich, wie man vom Museum zur Wohnung gelangte. Er wirkte erleichtert, so als würde er gerade sein schweres Leben übergeben, und nicht nur seine Wohnung.
»Es gibt ein paar Details in meiner Wohnung, über die ich gern mit Ihnen sprechen würde.«
Während Kirsch sprach, gingen sie weiter zu einer Granitskulptur des knienden Senenmut aus der Zeit der 18. Dynastie.
»Die alten Ägypter haben schon gewusst, wie man lebt«, meinte Kirsch. »Sie hatten keine Angst vor dem Tod. Für sie war auch der Tod nur eine weitere Reise, auf die man durchaus vorbereitet sein musste, aber sie wussten wenigstens, dass nach diesem Leben etwas auf sie wartete.« Er streckte die Hand aus, als wollte er die Statue berühren oder etwas von der ihr innewohnenden Kraft in sich aufnehmen. »Sehen Sie sich diese Statue an. Sie strahlt immer noch Leben aus, und das nach Tausenden von Jahren. Über viele Jahrhunderte gab es niemanden, der an die Ägypter heranreichte.«
»Bis das Land von den Römern erobert wurde.«
»Und doch«, erwiderte Kirsch, »waren es die Römer, die von den Ägyptern verändert wurden. Ein Jahrhundert nachdem
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