Das Bourne-Attentat
noch heute umgesetzt werden.«
Veronica zog ihre dicke Mappe aus der Tasche, in der sie ihre Pläne für die CI umrissen hatte. Sie stand auf und legte sie dem Präsidenten in die Hände. »Sir, gestatten Sie mir, einen der Hauptpunkte aus unserem letzten Gespräch zu wiederholen. Ich habe zwar in den Streitkräften gedient, aber ich komme aus dem privaten Sektor. Die CI braucht nicht nur eine neue Ordnung, sondern auch eine neue Perspektive, die nicht von dem starren Denken geprägt ist, das uns erst in diese unerträgliche Situation gebracht hat.«
Jason Bourne lächelte. »Ehrlich gesagt, weiß ich heute Abend gar nicht, wer ich bin.« Er beugte sich vor und fügte leise hinzu: »Hör zu, ich möchte, dass du dein Handy aus der Handtasche nimmst, ohne dass es jemand sieht. Ruf mich bitte an. Kannst du das machen?«
Moira sah ihm in die Augen, als sie das Handy in ihrer Tasche fand und die entsprechende Schnellwahltaste drückte. Sein Handy klingelte. Er lehnte sich zurück und meldete sich. Er sprach ins Telefon, als wäre da tatsächlich jemand am anderen Ende. Dann klappte er das Handy zu und sagte: »Ich muss gehen. Es ist dringend. Tut mir leid.«
Sie sah ihn weiter an. »Kannst du nicht ein klein wenig frustriert dreinschauen?«, flüsterte sie.
Seine Mundwinkel zogen sich nach unten.
»Musst du wirklich schon gehen?«, sagte sie in ganz normalem Ton. »Jetzt gleich?«
»Jetzt gleich.« Bourne legte ein paar Scheine auf den Tisch. »Ich melde mich.«
Sie nickte und fragte sich, was er wohl gesehen oder gehört hatte.
Bourne stieg die Treppe hinunter und verließ das Restaurant. Draußen wandte er sich nach rechts, ging ein Stück und betrat schließlich ein Haushaltswarengeschäft. Er stellte sich so, dass er durch das Schaufenster die Straße im Blick hatte, und tat so, als würde er sich verschiedene Schüsseln ansehen.
Draußen gingen Leute vorüber – ein junges Paar, ein älterer Mann mit einem Stock, drei junge Frauen, die sich lachend unterhielten. Doch der Mann, der sich genau eineinhalb Minuten nach ihrer Ankunft an einen Ecktisch des Restaurants gesetzt hatte, tauchte nicht auf. Er war ihm gleich verdächtig vorgekommen, als er hereinkam, und als er um einen Tisch ganz hinten bat, von wo er sie beide im Auge hatte, war sich Bourne ganz sicher: Jemand folgte ihm. Plötzlich war sie wieder da, die alte Angst, die ihn gequält hatte, als Marie und Martin bedroht wurden. Er hatte Martin verloren, und er wollte nicht auch noch Moira verlieren.
Bourne hatte den Speisesaal alle paar Minuten mit seinem inneren Radar abgesucht, doch es war ihm niemand sonst auffällig erschienen. Und nun stand er in dem Laden und wartete darauf, dass sein Schatten vorbeispazierte. Als er nach fünf Minuten noch immer nicht auftauchte, ging Bourne wieder hinaus und überquerte die Straße. Mit Hilfe von spiegelnden Flächen wie Schaufenstern und Autospiegeln suchte er die Umgebung nach dem Mann am Ecktisch ab. Nachdem er ihn nirgends entdecken konnte, kehrte Bourne ins Restaurant zurück.
Er stieg die Treppe in den ersten Stock hinauf, blieb aber auf dem dunklen Flur zwischen Treppe und Speisesaal stehen. Der Mann saß immer noch an seinem Ecktisch. Für den flüchtigen Betrachter schien er den Washingtonian zu lesen, wie ein ganz normaler Tourist, aber immer wieder einmal sprang sein Blick für einen Sekundenbruchteil zu Moira hinüber.
Bourne spürte, wie es ihm kalt über den Rücken lief. Dieser Mann folgte nicht ihm. Es war vielmehr Moira, auf die er es abgesehen hatte.
Als Veronica Hart durch den äußersten Checkpoint des Westflügels ging, tauchte plötzlich Luther LaValle von der Seite auf und schloss sich ihr an.
»Nicht schlecht gemacht«, bemerkte er in eisigem Ton. »Nächstes Mal werde ich besser vorbereitet sein.«
»Es wird kein nächstes Mal geben«, erwiderte Veronica.
»Minister Halliday ist da anderer Ansicht. Und ich auch.«
Sie kamen in den Säulengang, in dem eifrige Assistenten des Präsidenten zielstrebig an ihnen vorbeischritten. Wie Chirurgen strahlten sie absolute Selbstsicherheit und eine gewisse Exklusivität aus, so als gehörten sie einem Club von Auserwählten an, in dem jeder gern Mitglied gewesen wäre.
»Wo ist denn Ihr persönlicher Pitbull?«, fragte Veronica. »Wahrscheinlich schnüffelt er schon wieder bei irgendwem zwischen den Beinen herum.«
»Sie sind ganz schön keck für jemanden, dessen Job an einem seidenen Faden hängt.«
»Es ist dumm, um nicht zu sagen
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