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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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über Typhons Agenten, die ihm Peter Marks durch einen Boten geschickt hatte. Feir hatte Marks absichtlich gesagt, dass er es ihm nicht per E-Mail schicken solle, weil das zu unsicher sei. Er hatte die Infos zusammengefaltet in der Innentasche seines Mantels, um sie an General Kendall zu übergeben, bevor sie das Lokal verließen. Er hätte sie ihm auch schon beim Essen geben können, doch er hatte das Gefühl, dass sie noch einmal mit Champagner anstoßen sollten, um diesen außergewöhnlichen Abend abzurunden.
    Afrique rekelte sich bereits auf dem Bett, ihre großen Augen halb geschlossen, doch sie kam gleich zur Sache, als Feir zu ihr kam. Er versuchte weiter an seine neuen Perspektiven zu denken, doch nachdem sein Körper schon richtig in Fahrt war, hatte das nicht viel Sinn. Was er an den jüngsten Entwicklungen am meisten genoss, war die Tatsache, dass er endlich einmal über Leute wie Peter Marks die Oberhand gewann. Früher, als Jugendlicher, waren es Leute wie Marks – und übrigens auch Batt – gewesen, die ihm das Leben schwer machten – Leute, die sowohl Hirn als auch Muskeln hatten. Sie hatten einen coolen Freundeskreis und bekamen immer die schönsten Mädchen, sie fuhren schon ihr eigenes Auto, während er noch mit dem Roller dahintuckerte. Er war zwar intelligent, aber pummelig, ja richtig fett, und deshalb stets Zielscheibe des Spotts. Immer war er der Außenseiter, der nur herumgeschubst wurde und über den die anderen ihre Witze machten. Trotz seines hohen IQs brachte er oft keinen Ton heraus und war unfähig, sich zu behaupten.
    Schließlich trat er in den Dienst der CI ein, und es gelang ihm, sich hinaufzuarbeiten, aber nicht in den spannenden Bereichen der Auslandseinsätze oder der Spionageabwehr. Nein, er wurde Leiter der Abteilung Einsatzunterstützung, was nichts anderes hieß, als dass er den Papierkram jener Leute sammelte und verteilte, die er um ihre Tätigkeiten beneidete. Sein Büro war die Zentralstelle von Angebot und Nachfrage, und es gab Tage, an denen er sich selbst einreden konnte, dass er im Nervenzentrum der CI saß. Aber die meiste Zeit sah er sich selbst als das, was er in Wirklichkeit war – jemand, der alle möglichen Daten hin und her schob: Listen, Dateneingabeformulare, Zuordnungstabellen, Budget-Kalkulationen, kurz gesagt, eine ganze Lawine von Informationen, die durch das Cl-Intranet lief. Er war der, der den Informationsaustausch überwachte, ohne selbst etwas zu dem beizutragen, worum es in der CI wirklich ging.
    Ein wohliges Gefühl breitete sich von der Körpermitte in seinen Oberkörper und die Gliedmaßen aus. Er schloss die Augen und seufzte.
    Zuerst war er ganz zufrieden als anonymes Rädchen im Getriebe der CI-Maschinerie gewesen, aber mit den Jahren stieg er in der Hierarchie auf – und das verdankte er allein dem Alten, der als Einziger seinen wahren Wert erkannte und ihn immer wieder beförderte. Doch kein anderer – schon gar nicht einer der anderen Abteilungschefs – sprach auch nur ein Wort mit ihm, es sei denn, sie brauchten etwas von ihm. Dann mailten sie ihm ihre Wünsche und erwarteten, dass er sie unverzüglich, am besten schon »gestern«, erledigte. Wenn er das Gewünschte tatsächlich »gestern« lieferte, hörte er nichts mehr von ihnen, nicht einmal ein kurzes Dankeschön auf dem Gang. Wenn er aber einmal etwas länger brauchte, egal, aus welchem Grund, dann stürzten sie sich auf ihn und ließen ihn nicht mehr in Ruhe, bis sie endlich hatten, was sie wollten, und dann war wieder Funkstille. Es hatte schon eine traurige Ironie, dass er selbst in dieser Welt der Insider, wie die CI es war, ein Außenseiter blieb.
    Er empfand es als erniedrigend, einer dieser typischen Amerikaner zu sein, die sich immer alles gefallen lassen muss- ten. Wie sehr er sich dafür hasste, dass er diesem Klischee des typischen Verlierers entsprach! Es waren diese Abende mit General Kendall, die seinem Leben Farbe und Inhalt verliehen, die geheimen Treffen in der Sauna des Fitnessstudios, danach das Abendessen in einem der Grilllokale und dann noch diese köstliche exotische Draufgabe im Glass Slipper, wo er endlich einmal ein Insider war und nicht jemand, der sich die Nase am Fenster eines anderen platt drückte. Er wusste, dass er sich nicht in einen anderen verwandeln konnte, also begnügte er sich damit, sich in Afriques Bett im Glass Slipper zu verlieren.
    General Kendall rauchte eine Zigarre im »Gehege«, wie der Salon auch genannt wurde, in dem die

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