Das Bourne-Attentat
nickte. An ihrer Seite standen Soraya und Deron – und alle zusammen waren sie in Davis’ engem Büro versammelt, das vom Hauptraum über eine kurze Treppe erreichbar war. Das Wummern der Musik hämmerte gegen die Wände. Der Raum sah aus wie eine Dachkammer ohne Fenster. Wenn man die Wände betrachtete, fühlte man sich augenblicklich in die Vergangenheit versetzt. Denn sie waren mit Bildern geschmückt, die Drew Davis mit den verschiedensten Persönlichkeiten zeigten: mit Martin Luther King, Nelson Mandela, vier verschiedenen amerikanischen Präsidenten, mit diversen Hollywoodstars, mit hochrangigen Vertretern der UNO, Botschaftern von so gut wie allen afrikanischen Staaten, aber auch mit Schnappschüssen von ihm mit einer deutlich jüngeren Kiki, die wie eine angehende Königin aussah.
Nach ihrem Gespräch mit Rob Batt auf dem Parkplatz war Soraya an ihren Tisch zurückgekehrt und hatte Kiki und Deron erzählt, was sie vorhatte. Der Lärm der Band auf der Bühne machte es unmöglich, dass irgendjemand mithören konnte. Aufgrund ihrer langjährigen Freundschaft mit Drew Davis erklärte sich Kiki sofort bereit, mit ihm zu sprechen, um die Dinge ins Rollen zu bringen.
»Damit ich auch nur über das nachdenke, was Sie von mir wollen, müssen Sie mir zusichern, dass es für mich keine negativen Konsequenzen hat«, sagte Drew Davis zu Soraya. »Außerdem dürfen unsere Namen nicht genannt werden, es sei denn, Sie wollen mich verärgern – was ich mir nicht vorstellen kann, denn damit würden Sie sich ungefähr die Hälfte der Politiker hier im Bezirk zum Feind machen.«
»Sie haben mein Wort«, sagte Soraya. »Wir wollen diese zwei Leute, und damit ist die ganze Sache auch schon wieder erledigt.«
Drew Davis sah Kiki an, die mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfnicken antwortete.
Dann wandte sich Davis Bev zu.
»Also, ich erkläre euch jetzt die Spielregeln«, begann Bev. »Ich lasse niemanden auf meine Ranch, der nicht aus legitimen Gründen hier ist – das heißt, hier kommen nur Kunden oder Mädchen herein. Also, wenn Sie glauben, Sie können einfach so reinplatzen – vergessen Sie’s. Wenn ich das zulasse, dann kommt ab morgen niemand mehr zu uns.«
Sie sah Drew Davis nicht einmal an, doch Soraya sah, dass er zustimmend nickte, und ihr Herz sank. Es hing alles davon ab, dass sie an den General herankam, während er sich gerade vergnügte. Da kam ihr plötzlich eine Idee.
»Ich gehe als eines der Mädchen hinein«, sagte sie.
»Nein, das tust du nicht«, erwiderte Deron. »Der General kennt dich genauso wie Feir. Ein Blick – und sie sind gewarnt.«
»Aber mich kennen sie nicht.«
Alle Anwesenden wandten sich Kiki zu und starrten sie an.
»Ganz sicher nicht«, betonte Deron.
»Keine Sorge«, erwiderte Kiki lachend. »Ich werde nichts anderes tun als reingehen.« Dann wandte sie sich Bev zu. »Wie komme ich in das Privatzimmer des Generals?«
»Gar nicht. Aus verständlichen Gründen sind die Privatzimmer sakrosankt. Das ist auch eine der Hausregeln. Und der General und Feir haben sich ihre Partnerinnen schon ausgesucht.« Sie klopfte mit den Fingern auf Davis’ Schreibtisch. »Aber im Fall des Generals gibt es einen Weg.«
Virgil Pelz führte Bourne und Petra tiefer in den Haupttunnel des Bunkers, bis sie in einen kreisförmigen Raum kamen. Da standen Bänke, ein kleiner Gasofen und ein Kühlschrank.
»Ein Glück, dass jemand vergessen hat, den Strom abzuschalten«, bemerkte Petra.
»Mit Glück hat das nichts zu tun«, erwiderte Pelz und setzte sich auf eine Bank. »Mein Neffe bezahlt einen Mann von den Stadtwerken dafür, dass er mir das Licht nicht abdreht.« Er bot ihnen Whisky und Wein an, doch sie lehnten beides ab. Er schenkte sich einen Schuss Whisky ein und kippte ihn hinunter, vielleicht um sich zu stärken oder um zu verhindern, dass er wieder in den Dämmerzustand sank. Er genoss die Gesellschaft der beiden sichtlich.
»Das meiste von dem, was ich euch über die Schwarze Legion erzählt habe, kann man in verschiedenen zeitgeschichtlichen Quellen nachlesen, aber der Erfolg der Organisation nach dem Krieg beruht auf zwei Männern: Farid Ikupow und Ibrahim Sever.«
»Ich nehme an, der Ikupow, von dem Sie sprechen, ist Semjon Ikupows Vater«, warf Bourne ein.
»So ist es«, bestätigte Pelz.
»Und hatte Ibrahim Sever auch einen Sohn?«
»Er hatte zwei«, antwortete Pelz, »aber lasst mich eins nach dem andern erzählen.« Er schmatzte mit den Lippen und warf einen kurzen Blick auf die
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