Das Bourne-Attentat
Lust hatten, mit der Münchner Polizei zusammenzutreffen, deshalb lief ihnen jetzt die Zeit davon. Der Agent in Bournes Nähe hörte die Sirenen ebenfalls, und obwohl seine Hände bestimmt noch gefühllos waren von dem Schlag, den Bourne ihm mit dem Baseballschläger ver- passt hatte, packte er Moira am Hals.
»Lass den Schläger fallen, Bourne, und komm mit«, rief er über dem Geschrei ringsum, »sonst schwöre ich dir, ich breche ihr das Genick.«
Bourne ließ den Schläger fallen, doch gleichzeitig biss Moira dem Agenten in die Hand. Bourne rammte ihm die Faust in die weiche Stelle unter dem Brustbein, packte ihn am Handgelenk, drehte seinen Arm herum und brach dem Mann den Ellbogen. Der Agent stöhnte vor Schmerz und ging in die Knie.
Bourne zog ihm den Reisepass aus der Jacke und riss ihm den Ohrhörer heraus. Er warf Moira den Pass zu und steckte sich den Knopf ins Ohr.
»Name«, sagte er.
Moira hatte den Pass bereits aufgeschlagen. »William K. Saunders.«
»Saunders hier«, meldete sich Bourne bei den NSA-Leuten. »Bourne und das Mädchen flüchten. Sie laufen in Nordnordwest am Chinesischen Turm vorbei.«
Dann nahm er sie an der Hand. »Das war ja ein ziemlich professionelles Manöver«, sagte er, »ihm in die Hand zu beißen.«
Sie lachte. »Es hat funktioniert, nicht wahr?«
Sie kämpften sich weiter durch den Mob und hielten sich in südöstlicher Richtung. Hinter ihnen arbeiteten sich die NSA-Leute durch das Gedränge, um auf die andere Seite der Menschenmenge zu gelangen. Vor ihnen näherte sich ein Trupp Polizisten in Kampfanzügen, die halb automatischen Waffen im Anschlag. Sie eilten an Bourne und Moira vorbei, ohne sie zu beachten.
Moira sah auf ihre Uhr. »Gehen wir schnell zu meinem Wagen. Wir müssen ein Flugzeug erwischen.«
Gib nicht auf Diese drei Worte, die Tyrone in seinem Haferbrei gefunden hatte, reichten aus, um ihm neue Kraft zu geben. Kendall war nicht wiedergekommen, und auch kein anderer Agent, um ihn zu verhören. Ja, die Mahlzeiten kamen nun sogar in regelmäßigen Abständen, und er bekam richtiges Essen, was ein Segen war, weil er nicht wusste, ob er den Haferbrei noch länger hinuntergebracht hätte.
Die Phasen, in denen ihm die schwarze Kapuze abgenommen wurde, schienen immer länger zu werden, doch sein Zeitgefühl war völlig durcheinander, so dass er sich nicht sicher war, ob das stimmte. Jedenfalls hatte er diese Zeiten genützt, um auf und ab zu gehen, Sit-ups und Liegestütze zu machen, um etwas gegen diese fürchterlichen Schmerzen in den Armen, den Schultern und im Nacken zu tun.
Gib nicht auf. Diese Botschaft sagte ihm so viel mehr, zum Beispiel Du bist nicht allein und Wir holen dich da raus. Als er das las, wusste er einerseits, dass ihn Soraya nicht im Stich gelassen hatte, und andererseits, dass es hier im Haus jemanden geben musste, der auf seiner Seite war. Und das war der Moment, in dem ihn eine Erleuchtung traf, so wie es, wenn er sich richtig an die Bibel erinnerte, Paulus auf dem Weg nach Damaskus passiert war, als er von Gottes Licht bekehrt wurde.
Jemand ist auf meiner Seite – nicht auf der Seite des alten Tyrone, der nach dem Prinzip Auge um Auge in seinem Viertel lebte, nicht auf der Seite jenes Tyrone, den Deron aus der Gosse gezogen hatte, nicht einmal jenes Tyrone, der Soraya fast ehrfürchtig bewunderte. Nein, als ihm diese Worte Jemand ist auf meiner Seite kamen, wurde ihm klar, dass seine Seite die CI war. Er hatte nicht nur sein Viertel hinter sich gelassen, sondern war auch aus Sorayas schönem Schatten getreten. Er hatte seine eigene Berufung gefunden, nicht als Derons Wachhund oder als sein Schüler, nicht als Sorayas bewundernder Assistent. Er wollte in der CI sein und dort einen positiven Beitrag leisten. Seine Welt war nicht länger durch den Gegensatz zwischen ihm und den Weißen definiert. Er kämpfte nicht länger gegen etwas an, was er selbst im Begriff war zu werden.
Er blickte auf. Die Frage war, wie er hier herauskommen konnte. Das Einzige, was ihm einfiel, war, irgendwie mit demjenigen Kontakt aufzunehmen, der ihm die Botschaft geschickt hatte. Er überlegte einen Augenblick. Die Nachricht war in seinem Essen versteckt gewesen, also war die logische Reaktion, selbst eine Nachricht zu schreiben und sie in den Überresten des Essens zu verstecken. Natürlich konnte man nicht wissen, ob der Betreffende die Botschaft auch wirklich finden würde – doch es war das Einzige, was er tun konnte, und er war entschlossen, es zu
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