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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Finte?«
    »Nicht aus Pjotrs Sicht«, antwortete Bourne, »aber für Specter sehr wohl. Er hat diese Leute für seine Ziele geopfert.«
    »Dann sind auch die Pläne nicht echt.«
    »Doch, ich glaube schon, und darauf hat Specter auch gezählt«, erwiderte Bourne. »Aber wenn man die Sache logisch und nüchtern betrachtet, was natürlich keiner macht, wenn ein Terroranschlag droht, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Terroristenzelle alles, was notwendig ist, ins Empire State Building schmuggeln kann, sehr gering. Nein, ich glaube, der ganze Plan war reine Desinformation – dass Typhon entsprechende Informationen aufgefangen hat, dass ich ins Spiel komme, weil man meine Loyalität gegenüber Specter gekannt hat. Das alles sollte dazu führen, dass die amerikanischen Sicherheitskräfte an der falschen Küste mobilisiert werden.«
    »Dann glaubst du also, dass das wirkliche Ziel der Schwarzen Legion das LNG-Terminal in Long Beach ist.«
    »Ja«, sagte Bourne, »das glaube ich.«
    Tyrone stand da und blickte auf LaValle hinunter. Eine angespannte Stille hatte sich über die Bibliothek gesenkt, als er und Soraya hereingekommen waren. Er beobachtete, wie Soraya LaValles Handy vom Tisch nahm.
    »Gut«, sagte sie mit einem erleichterten Seufzer. »Es hat niemand angerufen. Jason muss in Sicherheit sein.« Sie versuchte ihn am Handy zu erreichen, doch er meldete sich nicht.
    Veronica Hart war aufgestanden, als sie eingetreten waren. »Sie sehen ein bisschen mitgenommen aus, Tyrone.«
    »Das ließe sich am besten mit einer CI-Ausbildung kurieren«, sagte er.
    Sie warf Soraya einen kurzen Blick zu. »Ich denke, dieses Recht haben Sie sich verdient.« Sie lächelte. »In Ihrem Fall kann ich mir die übliche Warnung ja sparen, wie hart die Ausbildung ist und wie viele Rekruten schon in den ersten beiden Wochen aufhören. Ich weiß, dass wir uns deswegen bei Ihnen keine Sorgen machen müssen.«
    »Nein, Ma’am.«
    »Nennen Sie mich einfach Director, Tyrone. Das haben Sie sich auch verdient.«
    Er nickte, ohne jedoch den Blick von LaValle zu wenden.
    Sein Interesse blieb nicht unbemerkt. »Mr. LaValle«, sagte die DCI, »ich denke, es ist nur recht und billig, dass Tyrone über Ihr Schicksal entscheidet.«
    »Sie sind wohl nicht ganz bei Trost!« LaValle starrte sie wütend an. »Sie können doch nicht …«
    »Doch, ich kann«, entgegnete sie und wandte sich Tyrone zu. »Es liegt an Ihnen, Tyrone. Die Strafe soll dem Verbrechen angemessen sein.«
    Tyrone durchbohrte LaValle mit seinem Blick und sah das, was er immer in den Augen der Weißen gesehen hatte, die ihm feindselig gegenüberstanden: eine Mischung aus Verachtung, Abneigung und Angst. Früher hätte ihm allein dieser Blick einen Wutanfall verursacht, doch das lag an seiner eigenen Ignoranz. Vielleicht war das, was er in ihren Gesichtern gesehen hatte, eine Widerspiegelung seines eigenen Gesichtsausdrucks gewesen. Aber heute war das anders, und so würde es auch bleiben, denn in der Kerkerzelle hatte er endlich begriffen, was Deron ihm hatte beibringen wollen – dass seine eigene Ignoranz sein schlimmster Feind war. Nur Wissen gab ihm die Möglichkeit, die Erwartungen der anderen an ihn zu beeinflussen, anstatt mit der Waffe auf sie loszugehen.
    Er blickte in die Runde und sah Sorayas erwartungsvollen Gesichtsausdruck. Zu LaValle gewandt, sagte er: »Ich finde, es sollte schon ein bisschen was an die Öffentlichkeit dringen – das heißt, es sollte peinlich genug sein, dass es auch Verteidigungsminister Halliday nicht ganz egal sein kann.«
    Veronica Hart brach in schallendes Gelächter aus. Sie lachte, bis ihr die Tränen kamen, und musste unwillkürlich an die Zeilen aus der Operette von Gilbert und Sullivan denken: Sein Ansinnen ist nicht klein, und doch – es wird gedeih’n; die Strafe soll dem Verbrechen angemessen sein!

Kapitel zweiundvierzig
     
    »Da habe ich dich wohl in einer ziemlich ungünstigen Lage, lieber Semjon.« Dominic Specter beobachtete Ikupow, dem es sichtlich Schmerzen bereitete, aufrecht zu sitzen.
    »Ich brauche einen Arzt.« Ikupow keuchte wie ein zu schwacher Motor, der sich über einen steilen Anstieg plagte.
    »Was du brauchst, lieber Semjon, ist ein Chirurg«, erwiderte Specter. »Leider haben wir dafür keine Zeit. Ich muss nach Long Beach, und ich kann’s mir nicht leisten, dich zurückzulassen.«
    »Das war meine Idee, Asher.« Nachdem er es mit Mühe geschafft hatte, sich auf dem Sitz zurückzulehnen, kehrte wieder ein wenig

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