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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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versuchen.
    Er sah sich nach irgendetwas um, das er zum Schreiben benutzen konnte, als ihn ein metallisches Geräusch an der Tür hochschrecken ließ. Er drehte sich um, als die Tür aufging. War Kendall wieder da, um ihn ein bisschen zu quälen? Oder ging jetzt die richtige Folter los? Er warf einen angsterfüllten Blick auf das Waterboarding-Becken – ein Anblick, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dann wandte er sich wieder der Tür zu und sah Soraya vor sich stehen. Sie grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Gott«, sagte sie, »tut das gut, dich zu sehen!«
    »Wie nett, Sie wiederzusehen«, sagte Veronica Hart, »vor allem unter diesen Umständen.«
    Luther LaValle war vom Fenster weggetreten, als die CI- Direktorin zusammen mit mehreren U.S. Marshals und einer Gruppe von CI-Agenten die Bibliothek betrat. Alle Anwesenden machten große Augen und flüchteten auf Geheiß der Marshals hastig aus dem Raum. Nun saß er steif wie ein Stock auf seinem Stuhl, und die Direktorin ihm gegenüber.
    »Wie können Sie es wagen«, ereiferte sich LaValle. »Dieses unerträgliche Verhalten wird nicht ungestraft bleiben. Sobald ich Verteidigungsminister Halliday über Ihre kriminelle Vorgangsweise informiert habe …«
    Veronica breitete die Fotos von den Verhörzellen im Keller vor ihm aus. »Sie haben Recht, Mr. LaValle, dieses unerträgliche Verhalten wird nicht ungestraft bleiben, aber ich glaube, es wird Verteidigungsminister Halliday selbst sein, der die Anklage gegen Sie führt, damit Sie die Strafe für Ihre kriminelle Vorgangsweise bekommen.«
    »Was ich tue, geschieht zum Schutz meines Landes«, betonte LaValle steif. »Wenn ein Land im Krieg ist, dann braucht es außerordentliche Maßnahmen, um die Grenzen zu sichern. Es sind Schwächlinge wie Sie mit Ihrer zögerlichen Haltung, denen man die Schuld geben muss, nicht mir.« Er war sichtlich wütend, und seine Wangen glühten. »Ich bin hier der Patriot. Sie – Sie behindern nur das, was getan werden muss. Dieses Land wird zusammenbrechen, wenn Leute wie Sie hier das Sagen haben. Ich bin Amerikas einzige Rettung.«
    »Setzen Sie sich«, sagte die Direktorin mit ruhiger, aber fester Stimme, »bevor einer meiner ›zögerlichen‹ Leute hier gegen Sie handgreiflich wird.«
    LaValle sah sie wütend an, dann ließ er sich langsam in seinen Stuhl sinken.
    »Es muss wirklich nett sein, wenn man so wie Sie hier in seiner eigenen Welt lebt, in der Sie sich die Regeln selber machen und sich keinen Deut um die Wirklichkeit scheren.«
    »Was ich getan habe, tut mir nicht leid. Wenn Sie Reue erwarten, können Sie lange warten.«
    »Ehrlich gesagt«, erwiderte sie, »erwarte ich überhaupt nichts von Ihnen, jedenfalls nicht, bevor Sie eine kleine Wa- terboarding-Behandlung bekommen haben.« Sie wartete, bis das Blut aus seinem Gesicht gewichen war, dann fügte sie hinzu: »Das wäre eine Möglichkeit, zu der Sie greifen würden, aber nicht ich.« Sie steckte die Fotos in den Umschlag zurück.
    »Wer hat das hier schon gesehen?«, fragte LaValle.
    Die Direktorin sah ihn zusammenzucken, als sie sagte: »Jeder, der es sehen muss.«
    »Nun«, sagte er ohne die geringste Reue, »dann ist es vorbei.«
    Veronica Hart sah an ihm vorbei zur Tür hinüber. »Nicht ganz.« Sie nickte. »Da kommen Soraya und Tyrone.«
    Semjon Ikupow saß auf der Treppe vor einem Gebäude, das nicht weit von dem Haus entfernt war, in dem es zu der Schießerei gekommen war. Sein Mantel verbarg das Blut von seiner Schulter, deshalb zog er keine Menschenmenge an, sondern nur ein paar neugierige Blicke von vorbeieilenden Passanten. Ihm war schwindlig und übel, zweifellos von dem Schock und dem Blutverlust, und das bedeutete, dass er kaum klar denken konnte. Er sah sich mit blutunterlaufenen Augen um. Wo war der Wagen, mit dem er gekommen war? Er musste von hier weg, bevor Arkadin herauskam und ihn sah. Er hatte einen Tiger aus der Wildnis zu sich geholt und ihn zu zähmen versucht, was sich nun als schwerer Fehler herausstellte. Wie oft war das nicht schon versucht worden – mit dem immer gleichen Ergebnis? Ein Tiger blieb eben ein wildes Tier – und mit Arkadin war es genauso. Er war, was er war, und würde nie etwas anderes sein: eine Tötungsmaschine von geradezu übernatürlichen Fähigkeiten. Ikupow hatte sein Talent erkannt und ihn für seine Zwecke einzuspannen versucht. Jetzt wandte sich der Tiger gegen ihn. Er hatte schon die ganze Zeit eine Vorahnung gehabt, dass er hier in München sterben

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