Das Bourne-Attentat
Gefährt ein. Die Tür ging hinter ihm zu.
»Gentlemen«, sagte er und setzte sich auf den Platz ihnen gegenüber. Die beiden Männer saßen nebeneinander auf dem Rücksitz der Limousine: Luther LaValle, der Geheimdienstzar des Pentagons, und sein Stellvertreter, General Richard P. Kendall.
»Sehr freundlich von Ihnen, dass Sie gekommen sind«, sagte LaValle.
Mit Freundlichkeit hatte das nichts zu tun, dachte Batt.
Eher damit, dass es im Moment ein paar Gemeinsamkeiten in ihren Interessen gab.
»Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Gentlemen. Und ich bin, offen gesagt, auch dankbar, dass Sie sich an mich gewandt haben.«
»Wir sind ja hier«, warf General Kendall ein, »um offen miteinander zu reden.«
»Wir waren von Anfang an gegen die Ernennung von Veronica Hart«, meinte LaValle. »Der Verteidigungsminister hat das dem Präsidenten auch sehr deutlich gesagt. Aber andere, wie etwa der nationale Sicherheitsberater und der Außenminister, der, wie Sie wissen, ein persönlicher Freund des Präsidenten ist, haben sich für jemanden von außerhalb starkgemacht, für jemanden aus dem privaten Sicherheitsgeschäft.«
»Schlimm genug«, meinte Batt. »Und noch dazu eine Frau.«
»Genau«, stimmte General Kendall zu. »Ein absoluter Wahnsinn.«
»Das ist ein eindeutiges Zeichen für die Verschlechterung unseres Verteidigungsnetzes, vor der Minister Halliday schon seit Jahren warnt«, warf LaValle ein.
»Wenn wir anfangen, auf den Kongress zu hören und auf das Volk, dann können wir die Hoffnung wirklich begraben«, bemerkte Kendall. »Ein bunter Haufen von Amateuren, von denen jeder sein eigenes Süppchen kocht und keine Ahnung hat, wie man für Sicherheit sorgt oder einen Geheimdienst fuhrt.«
»Darum bemüht sich der Verteidigungsminister auch so sehr, den ganzen Betrieb möglichst geheim zu halten«, fügte LaValle mit einem eisigen Lächeln hinzu.
»Je mehr sie wissen, umso weniger verstehen sie«, spottete Kendall, »und umso mehr mischen sie sich ein mit ihren Anhörungen und ihren Drohungen, unsere Budgets zu kürzen.«
»Ja, die Aufsicht durch den Kongress ist wirklich lästig«, bekräftigte LaValle. »Darum arbeiten die Bereiche im Pentagon, für die ich verantwortlich bin, grundsätzlich unbeaufsichtigt.« Er hielt einen Augenblick inne und musterte Batt. »Wie klingt das für Sie, Deputy Director?«
»Wunderbar.«
»Oleg hat Mist gebaut«, sagte Devra.
»Er hat sich bis über beide Ohren bei Kredithaien verschuldet?«, fragte Arkadin.
Sie schüttelte den Kopf. »Das war voriges Jahr. Es hatte mit Pjotr Zilber zu tun.«
Arkadin spitzte die Ohren. »Was ist mit ihm?«
»Ich weiß es nicht.« Sie riss die Augen weit auf, als Arkadin die Faust hob. »Ich schwöre es.«
»Aber Sie gehören zu Zilbers Netzwerk.«
Sie wandte sich von ihm ab, als wäre es ihr selbst zuwider. »Nur am Rand. Ich gebe hin und wieder Dinge weiter.«
»In der vergangenen Woche hat Ihnen Schumenko ein Dokument gegeben.«
»Er hat mir ein Päckchen gegeben; ich weiß nicht, was drin war«, betonte Devra. »Es war versiegelt.«
»Keiner weiß mehr als nötig.«
»Was?« Sie sah zu ihm auf. Die Blutspritzer auf ihrem Gesicht sahen aus wie Sommersprossen. Tränen hatten ihre Wimperntusche aufgelöst, so dass sie dunkle Halbkreise unter den Augen hatte.
»Das erste Prinzip, wenn man eine solche Truppe zusammenstellt.« Arkadin nickte. »Sprechen Sie weiter.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Das ist alles, was ich weiß.«
»Was ist mit dem Paket?«
»Ich habe es weitergegeben, wie man es mir gesagt hat.«
Arkadin beugte sich vor. »Wem haben Sie’s gegeben?«
Sie blickte auf die leblose Gestalt am Boden hinunter. »Ich habe es Filja gegeben.«
LaValle hielt einen Moment inne, um zu überlegen. »Wir sind uns aber nie begegnet in Yale.«
»Sie waren zwei Jahre vor mir«, sagte Batt. »Aber im Skull and Bones waren Sie berüchtigt.«
LaValle lachte. »Jetzt schmeicheln Sie mir aber.«
»Kaum.« Batt knöpfte seinen Mantel auf. »Ich habe einige Geschichten gehört.«
LaValle runzelte die Stirn. »Die sollen dort bleiben, wo sie hingehören.«
General Kendall brach in schallendes Gelächter aus. »Da gibt’s ja einiges zu bereden. Soll ich euch Mädchen lieber allein lassen? Besser nicht; sonst wird mir am Ende noch eine schwanger.«
Die Bemerkung war als Scherz gedacht, doch sie hatte einen boshaften Unterton. Wurmte es den General etwa, dass er nicht diesem Eliteclub angehörte oder dass die beiden Männer
Weitere Kostenlose Bücher