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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sehen, protestierte, als er Bourne hereinkommen sah. Bourne ignorierte ihn, griff nach einer der Schlangen über ihm und begann sie von ihrem Ast abzuwickeln. Als das Tier seine Wärme spürte und sich um seinen ausgestreckten Arm schlang, drehte er sich um und stürmte gerade rechtzeitig auf den Gang hinaus, um seinem Verfolger die Faust in den Solarplexus zu rammen. Als sich der Mann vor Schmerz krümmte, befreite Bourne seinen Arm von der Python und wickelte sie um die Brust des Mannes. Als er die Python sah, schrie er auf, worauf die Schlange sich noch fester um ihn wand.
    Bourne riss ihm die Pistole mit dem Schalldämpfer aus der Hand und jagte hinter Tarkanian her. Die Waffe war eine Glock, keine Taurus. Wie Bourne vermutet hatte, gehörten diese beiden nicht dem Team an, das den Professor entführt hatte. Wer waren sie dann? Angehörige der Schwarzen Legion, die man geschickt hatte, um Tarkanian herauszuholen? Aber wenn es so war – woher hatten sie dann gewusst, dass er aufgeflogen war? Doch jetzt war nicht der Moment, um über solche Fragen nachzudenken. Der zweite Mann war inzwischen am anderen Ende des Ganges aufgetaucht. Tief geduckt winkte er Tarkanian zur Seite, der sich sofort an die Wand des Korridors drückte.
    Als der Mann auf ihn zielte, bedeckte Bourne sein Gesicht mit den Unterarmen und warf sich mit dem Kopf voran durch eines der Fenster zur Schlangenfütterung. Glas splitterte. Bourne blickte auf und sah sich einer Gabunviper gegenüber, der Schlange mit den längsten Giftzähnen. Sie war schwarz und ockerfarben. Der hässliche dreieckige Kopf hob sich, und die Zunge schnellte hervor, während die Schlange zu erkennen versuchte, ob das Wesen, das da vor ihr lag, eine Bedrohung darstellte.
    Bourne lag still wie ein Stein da. Die Viper begann zu zischen, und die kleinen Hörner auf der Nasenspitze zitterten. Bourne hatte das Tier eindeutig gestört. Nachdem er schon öfter in Afrika war, wusste er einiges über die Gewohnheiten dieser Geschöpfe. Sie biss nicht, solange sie nicht ernstlich provoziert wurde. Andererseits konnte er es im Moment nicht riskieren, sich zu bewegen.
    Ihm war klar, dass er von vorne genauso wie von hinten bedroht war, und er hob langsam die linke Hand. Das gleichmäßige Zischen blieb unverändert. Die Augen auf den Kopf der Schlange gerichtet, bewegte er die Hand, bis sie über dem Tier war. Er hatte einmal von einer Technik gelesen, wie man diese Tiere beruhigen konnte, doch er hatte keine Ahnung, ob sie auch funktionierte. Er berührte die Schlange mit der Fingerspitze am Kopf. Das Zischen hörte auf. Es klappte tatsächlich.
    Er fasste sie am Hals. Dann ließ er die Pistole los und stützte den Körper der Viper mit der anderen Hand. Die Schlange wehrte sich nicht. Vorsichtig ging er mit ihr ans andere Ende des Käfigs und setzte sie in einer Ecke ab. Ein paar Kinder verfolgten das Ganze mit offenem Mund von der anderen Seite der Glasscheibe. Bourne ging rückwärts von der Viper weg, ohne den Blick von ihr zu wenden. Bei dem zertrümmerten Fenster ging er in die Knie und griff nach der Pistole.
    Eine Stimme hinter ihm sagte: »Lass die Pistole, wo sie ist, und dreh dich langsam um.«
    »Das verdammte Ding ist ausgekugelt«, sagte Arkadin.
    Devra starrte auf die verformte Schulter.
    »Du musst sie mir wieder einrenken.«
    Völlig durchnässt saßen sie in einem Nachtcafé auf der anderen Seite von Sewastopol, wo sie sich, so gut es ging, aufwärmten. Der Gasofen im Café zischte und gluckste bedenklich. Sie hatten halb leere Gläser mit dampfendem Tee vor sich stehen. Es war kaum eine Stunde vergangen, seit sie mit knapper Not entkommen waren, und sie waren beide völlig erschöpft.
    »Du machst Witze«, sagte sie.
    »Nein, du musst es tun«, bekräftigte er. »Ich kann nicht zu einem Arzt gehen.«
    Arkadin bestellte etwas zu essen. Devra aß wie ein Tier und stopfte sich die Fleischstücke des Eintopfs mit den Fingern in den Mund. Es sah aus, als hätte sie seit Tagen nichts mehr gegessen. Vielleicht war es auch so. Als er sah, wie sie das Essen hinunterschlang, bestellte er noch mehr. Er aß langsam und nahm jeden Bissen intensiv wahr. Es war immer so, wenn er getötet hatte; seine Sinne waren extrem geschärft. Die Farben waren leuchtender, die Gerüche stärker, und alles schmeckte intensiver. Er bekam auch die scharfe politische Diskussion mit, die zwei alte Männer in der anderen Ecke führten. Seine Fingerspitzen fühlten sich wie Sandpapier auf der Wange an.

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