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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Er nahm seinen eigenen Herzschlag bewusst wahr, und das Blut rauschte hinter seinen Ohren. Jeder einzelne Nerv seines Körpers war aufs Höchste angespannt.
    Er liebte und hasste diesen Zustand gleichzeitig. Er erinnerte sich, wie er einmal ein abgegriffenes Taschenbuch mit den Lehren des Don Juan von Carlos Castaneda in die Hände bekam. Mit diesem Buch hatte er angefangen, Englisch zu lernen, ein langer mühevoller Weg. Die Idee der Ekstase war ihm vor diesem Buch fremd gewesen. Später dachte er daran, auch einmal die Peyote-Droge auszuprobieren, so wie es in dem Buch beschrieben war, doch die Vorstellung, Drogen zu nehmen, war ihm eigentlich zutiefst zuwider. Er war auch so schon labil genug. Er hatte nicht den Wunsch, an irgendeinem Ort zu landen, von wo es kein Zurück mehr gab.
    Die Ekstase, in der er sich im Moment befand, war einerseits ein Hochgefühl, andererseits aber auch ungemein anstrengend, und er wusste, dass er diesen Zustand nicht lange aushielt. Jedes Geräusch, vom Automotor bis zum Zirpen einer Grille, war schmerzhaft und traf ihn bis ins Innerste.
    Er studierte Devra mit einer geradezu zwanghaften Konzentration. Dabei fiel ihm etwas an ihr auf, was ihm bisher entgangen war – wahrscheinlich hatte sie ihn mit ihrem ständigen Gestikulieren davon abgelenkt. Aber jetzt versuchte sie nicht mehr, es zu verbergen. Vielleicht war sie einfach nur müde, oder sie gewöhnte sich an seine Gegenwart. Jedenfalls sah er, dass ihre Hände leicht zitterten. Er beobachtete es heimlich und dachte sich, dass es sie noch verletzlicher aussehen ließ.
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte er schließlich. »Warum hast du dich gegen deine eigenen Leute gewandt?«
    »Du denkst, Pjotr Zilber, Oleg Schumenko und Filja waren meine Leute?«
    »Du bist ein Rädchen in Zilbers Netzwerk. Was soll ich denn sonst denken?«
    »Du hast ja gehört, wie dieses Schwein auf dem Dach mit mir geredet hat. Scheiße, sie waren alle so.« Sie wischte sich etwas Fett vom Kinn und von den Lippen. »Ich konnte Schumenko nie leiden. Zuerst musste ich ihm mit seinen Spielschulden aus der Klemme helfen, dann waren es Drogen.«
    »Du hast gesagt, du weißt nicht, wofür das letzte Darlehen war«, erwiderte Arkadin beiläufig.
    »Das war gelogen.«
    »Hast du’s Pjotr gesagt?«
    »Du machst Witze. Pjotr war der Schlimmste von allen.«
    »Trotzdem ein begabter kleiner Scheißkerl.«
    Devra nickte. »Das dachte ich auch, als ich mit ihm im Bett war. Er leistete sich eine Menge Scheiße, weil er der Chef war – Trinken, Partys und all die Mädchen! Manchmal waren es zwei oder drei in einer Nacht. Ich hatte ihn bald richtig satt und bat ihn, mich wieder zu Hause einzusetzen.«
    Sie war also für kurze Zeit Pjotrs Geliebte gewesen, dachte Arkadin. »Die Partys gehörten aber zu seinem Job – um neue Kontakte zu knüpfen und die alten zu pflegen.«
    »Klar. Das Problem war nur, dass er das alles zu sehr genoss. Und damit hat er auch die anderen beeinflusst. Was glaubst du, woher Schumenko seinen Lebenswandel hatte? Von Pjotr, das steht fest.«
    »Und Filja?«
    »Filja glaubte, dass ich ihm gehöre, wie irgendein Möbelstück. Wenn wir zusammen ausgingen, tat er so, als wäre er mein Zuhälter. Ich habe den Typen gehasst.«
    »Warum hast du dich dann mit ihm abgegeben?«
    »Er war’s, der Schumenko mit Koks versorgte.«
    Schnell wie eine Katze beugte sich Arkadin über den Tisch. »Hör zu, Kleine, es ist mir scheißegal, wen du magst oder nicht magst. Aber was ich nicht mag, ist, wenn du mich anlügst.«
    »Was hast du denn erwartet?«, erwiderte sie. »Du kommst hier hereingeschneit wie ein verdammter Wirbelwind.«
    Arkadin lachte laut und löste damit eine Anspannung, die ihn innerlich zu zerreißen drohte. Dieses Mädchen hatte Sinn für Humor, und das bedeutete, dass sie einiges im Kopf hatte. Sie erinnerte ihn an eine Frau, die ihm einmal etwas bedeutet hatte.
    »Ich verstehe dich trotzdem nicht«, sagte er kopfschüttelnd. »Wir stehen auf verschiedenen Seiten in dem Konflikt.«
    »Da irrst du dich. Dieser Konflikt hat mit mir nichts zu tun. Ich habe diesen ganzen Krieg gehasst und nur so getan, als würde ich mitmachen. Ich habe Pjotr und den anderen etwas vorgespielt. Dadurch fiel es mir leichter, mitzumachen. Außerdem haben sie gut gezahlt, und ich hatte viele Vorteile, die ich als DJ sicher nicht gehabt hätte.«
    »Du hättest jederzeit gehen können.«
    »Meinst du?« Sie sah ihn skeptisch an. »Sie hätten mich nie einfach so gehen

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