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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Leibwächter mit Arkadins Pistole ein Signal, und der Mann hielt ihm die Waffe hin.
    »Hier, jetzt haben Sie Zeugen für Ihren letzten Anfall von Nihilismus. Wenn Sie es noch wollen.«
    Arkadin ignorierte, wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben, die Pistole und sah Ikupow grimmig an.
    »Nein?« Ikupow zuckte mit den Achseln. »Wissen Sie, was ich denke, Leonid Danilowitsch? Ich denke, es hat für Sie etwas Tröstliches, zu glauben, dass das Leben keinen Sinn hat. Meistens genießen Sie dieses Gefühl; es lässt Sie irgendwie weitermachen. Aber es gibt Momente, so wie jetzt, da packt es Sie an der Kehle und schüttelt Sie, dass Ihnen die Zähne klappern.« Ikupow war mit einer schwarzen Hose, einem grauen Hemd und einem schwarzen Ledermantel bekleidet, was ihn etwas bedrohlich aussehen ließ, wie einen SS-Sturmbannführer. »Aber ich glaube, dass Sie in Wahrheit nach dem Sinn Ihres Lebens suchen.« Seine dunkle Haut glänzte wie polierte Bronze. Er sah aus wie ein Mann, der genau wusste, was er tat, und mit dem vor allem nicht zu spaßen war.
    »Welchen Weg?«, fragte Arkadin trübsinnig und setzte sich auf das Sofa.
    Ikupow zeigte mit beiden Händen auf den Trümmerhaufen um sie herum. »Die Vergangenheit ist für Sie tot, Leonid Danilowitsch, finden Sie nicht auch?«
    »Gott hat mich bestraft. Gott hat mich verlassen«, sagte Arkadin mit den Worten, die seine Mutter oft verwendet hatte, wenn sie über etwas klagte.
    Ikupow lächelte so unschuldig, dass man es nicht falsch interpretieren konnte. Er hatte eine fast unheimliche Fähigkeit, Leute im privaten Gespräch zu überzeugen. »Und was für ein Gott ist das?«
    Arkadin hatte keine Antwort, weil es der Gott seiner Mutter war, der Gott seiner Kindheit, der für ihn immer ein Rätsel war, ein Schatten, ein Gott der Wut, der gebrochenen Knochen und des vergossenen Blutes.
    »Aber nein«, sagte er, »Gott ist nur ein Wort, genauso wie Himmel. Hier und jetzt – das ist die Hölle.«
    Ikupow schüttelte den Kopf. »Sie haben Gott nie wirklich gekannt, Leonid Danilowitsch. Legen Sie Ihr Leben in meine Hände. Mit mir werden Sie Gott finden und die Zukunft erkennen, die er für Sie bereithält.«
    »Ich kann nicht allein sein.« Arkadin erkannte, dass das das Wahrste war, was er jemals gesagt hatte.
    »Das werden Sie auch nie sein.«
    Ikupow drehte sich um und nahm ein Tablett von einem der Leibwächter entgegen. Während sie sich unterhalten hatten, hatte der Mann Tee gemacht. Ikupow schenkte zwei Gläser voll, gab Zucker dazu und reichte Arkadin ein Glas.
    »Trinken Sie mit mir, Leonid Danilowitsch«, sagte er, als er das dampfende Glas hob. »Auf Ihre Erholung, auf Ihre Gesundheit, auf die Zukunft, die so hell sein wird, wie Sie sie machen wollen.«
    Die beiden Männer tranken ihren Tee, den der Leibwächter schlauerweise mit einem kräftigen Schuss Wodka verstärkt hatte.
    »Darauf, dass das Alleinsein ein Ende hat«, sagte Leonid Danilowitsch Arkadin.
    Das war lange her, ein Wegstück an einem Fluss, der sich in Blut verwandelt hatte. Unterschied er sich so sehr von jenem halb wahnsinnigen Mann, der Semjon Ikupow die Pistole an die Schläfe gesetzt hatte? Wer konnte das schon sagen? Aber an manchen dunklen Regentagen, wenn die Welt so trist aussah, wie er wusste, dass sie im Grunde war, da tauchten oft Gedanken an seine Vergangenheit an der Oberfläche auf, wie Leichen in einem Fluss. Und dann war er wieder völlig allein.
    Tarkanian kam zu sich, aber das Phenothiazin, das er bekommen hatte, tat seine Wirkung. Es beruhigte ihn und beeinträchtigte sein Denkvermögen so weit, dass ihm keine Zweifel kamen, als Bourne sich über ihn beugte und auf Russisch sagte: »Bourne ist tot, wir holen dich hier raus.« Tarkanian hielt ihn in seiner Benommenheit für einen der beiden Männer im Reptilienhaus.
    »Ikupow hat euch geschickt.« Tarkanian hob eine Hand an den Verband, mit dem ihm die Sanitäter die Augen verbunden hatten, um sie vom Licht abzuschirmen. »Warum kann ich nichts sehen?«
    »Bleib ruhig liegen«, sagte Bourne leise. »Da sind Zivilisten in der Nähe. Sanitäter. Im Krankenhaus bist du erst einmal für ein paar Stunden sicher, bis alles so weit ist, dass wir dich herausholen können.«
    Tarkanian nickte.
    »Ikupow ist unterwegs«, flüsterte Bourne. »Weißt du, wohin?«
    »Nein.«
    »Er will, dass du’s so bequem wie möglich hast, wenn du ihm alles erzählst, was du weißt. Wo sollen wir dich hinbringen?«
    »Moskau natürlich«, antwortete

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