Das Bourne-Attentat
und überall funkelten die Lichter, mit denen man die Laternenpfähle behängt hatte. Nachdem er sich die Positionen der Agenten eingeprägt hatte, kletterte Bourne über die Fenstersimse vom Dach hinunter.
Sobald er sich zeigte, würden die Agenten in Aktion treten. Aufgrund ihrer Entfernung von der Direktorin schätzte er, dass ihm höchstens zwei Minuten mit Veronica Hart blieben, in denen er die Unterlagen bekommen musste.
Während er im Dunkeln verborgen auf das Signal von Soraya wartete, versuchte er die restlichen Agenten zu finden. Sie konnten es sich nicht leisten, die Independence Avenue unbewacht zu lassen. Wenn Hart das Material nicht hatte, würde er das tun, was Soraya ihm geraten hatte, nämlich aus der Gegend verschwinden, ohne sich sehen zu lassen.
Er stellte sich vor, wie sie am Eingang des Museums stand und mit der Direktorin sprach. Ihr würde schon irgendetwas einfallen, wie sie die Direktorin dazu bringen konnte, ihr die Unterlagen zu zeigen, damit sie sich vergewissern konnte, dass sie echt waren.
Sein Handy klingelte einmal und verstummte. Die Akten waren also echt.
Er loggte sich ins Internet ein und rief die Webseite der Metro auf, um sich die Abfahrtszeiten der U-Bahn einzuprägen. Diese Prozedur dauerte länger, als ihm lieb war. Es bestand die Gefahr, dass einer der sechs Agenten in Kontakt mit seiner Zentrale stand – entweder der CI oder dem Pentagon –, wo man in der Lage war, sein Mobiltelefon aufzuspüren und, was noch schlimmer war, mitzuverfolgen, was er im Internet suchte. Aber das ließ sich nun einmal nicht ändern. Es hätte ihm nichts genützt, die Informationen vorher einzuholen, weil sich die Abfahrtszeiten aufgrund von Verspätungen immer verschieben konnten. Er schob seine Sorge beiseite und konzentrierte sich auf das, was er zu tun hatte. Die nächsten fünf Minuten waren entscheidend.
Einige Augenblicke nachdem Soraya das vereinbarte Signal an Bourne abgeschickt hatte, sagte sie zu Veronica Hart: »Ich fürchte, wir haben ein Problem.«
Die CI-Direktorin wirbelte abrupt zu ihr herum. Sie hatte die Umgebung nach irgendeinem Anzeichen für Bournes Anwesenheit abgesucht. Die Menge rund um das Museum war noch dichter geworden, nachdem viele Touristen zur U-Bahn- Station Smithsonian gleich um die Ecke wollten, um zu ihren Hotels zurückzukehren und zu Abend zu essen.
»Was für ein Problem?«
»Ich glaube, ich habe einen der beiden NSA-Schatten gesehen, die uns schon beim Essen begleitet haben.«
»Verdammt, ich will nicht, dass LaValle weiß, dass ich mich mit Bourne treffe. Er wird sofort zum Präsidenten laufen und es ihm erzählen.« Sie drehte sich um. »Ich denke, wir sollten gehen, bevor Bourne herkommt.«
»Was ist mit meinen Informationen?«, fragte Soraya. »Was für Möglichkeiten haben wir ohne ihn? Ich würde sagen, bleiben wir hier und reden wir mit ihm. Wenn er das Material zu sehen bekommt, wird das mithelfen, sein Vertrauen zu gewinnen.«
Die Direktorin war sichtlich nervös. »Mir gefällt das überhaupt nicht.«
»Die Zeit drängt«, sagte Soraya und nahm sie am Ellbogen. »Gehen wir hier hinüber«, fügte sie hinzu und zeigte auf die Loggia. »Hier kann uns der Schatten nicht sehen.«
Veronica trat widerwillig auf den offenen Platz. Die Loggia war voll mit Menschen, die über die Kunstwerke diskutierten, die sie gerade gesehen hatten, und Pläne für das Abendessen und den nächsten Tag schmiedeten. Das Museum schloss um 17.30 Uhr, deshalb leerte sich das Haus nach und nach.
»Wo zum Teufel steckt er überhaupt?«, sagte Veronica gereizt.
»Er wird kommen«, versicherte Soraya. »Er will das Material.«
»Natürlich will er es. Das Material betrifft schließlich jemanden, der ihm nahesteht.«
»Ja, es ist ihm sehr wichtig, Martins Unschuld nachzuweisen.«
»Ich habe von Moira Trevor gesprochen«, erwiderte die DCI.
Bevor Soraya etwas antworten konnte, kam eine Gruppe von Leuten durch die Eingangstür heraus. Bourne war mitten unter ihnen. Soraya erspähte ihn sofort, doch von der Straße aus war er nicht zu erkennen.
»Da ist er«, murmelte sie, als Bourne rasch und lautlos zu ihnen trat. Er musste irgendwie durch den Eingang in der Independence Avenue an der Südseite des Gebäudes hineingekommen sein, der für Besucher gesperrt war, und dann durch das Museum nach vorne gekommen sein.
Die CI-Direktorin drehte sich um und durchbohrte Bourne förmlich mit ihrem Blick. »Sie sind also doch noch gekommen.«
»Das habe ich ja
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