Das Bourne Duell
Barbara in die
Augen zu sehen. »Das heißt, er hat von der bevorstehenden Operation gewusst.«
»Warum sehen Sie mich so an?«, fragte Barbara. »Ich hab Ihnen schon gesagt, dass ich mit Gustavos Geschäften nichts zu tun hatte.«
»Wollen Sie das jetzt so lange sagen, bis ich es Ihnen glaube?«
Barbara verschränkte die Arme vor der Brust. »Verdammt, ich habe mit dem Tod dieses Mannes nichts zu tun.«
Moira suchte nach einer leeren Patronenhülse. Nach den Fotos war klar, dass der Mann mit einer kleinkalibrigen Waffe erschossen worden war, mit einem Schuss in die Schädelbasis. Das Merkwürdige war, dass keine Schmauchspuren am Toten gefunden wurden, was bedeutete, dass der Mörder nicht aus nächster Nähe geschossen hatte. Das wäre aber zu erwarten gewesen, wenn er sichergehen wollte, dass ein Schuss genügen würde, um sein Opfer zu töten.
Sie suchte den Boden vierzig Minuten lang ab, ohne etwas zu finden. Es konnte natürlich sein, dass das Opfer woanders erschossen und dann hierhergebracht worden war, doch das glaubte sie eigentlich nicht. Wenn der Mörder, wie sie vermutete, nicht nur das Opfer zum Schweigen bringen, sondern auch die Skydels belasten wollte, dann würde er den Mord bewusst auf ihrem Grund und Boden begehen.
Im weiteren Umkreis des Tatorts wurden die Büsche immer dichter, und Moira begann zwischen den graugrünen Pflanzen zu graben. Die Sonne stand schon tief am Himmel und verschwand kurz hinter ein paar vorbeiziehenden Wolken. Die Landschaft verfärbte sich
blaugrau in der verfrühten Dämmerung, und Moira wartete auf etwas mehr Licht. Als die Sonne wieder hervorkam, schickte sie ihre rotgoldenen Strahlen über den Boden.
Da sah Moira aus dem Augenwinkel etwas aufblitzen, nur ganz kurz, wie die Schlifffläche eines Diamanten. Sie wandte sich der Stelle zu, wo sie das Blitzen gesehen hatte, und begann sie abzusuchen. Da war nichts. Trotzdem begann sie die trockene Erde mit den Fingern umzugraben.
Und da war es; ganz plötzlich hielt sie es in der Hand, als die Erdklümpchen herunterfielen. Vorsichtig hielt sie es zwischen Daumen und Zeigefinger und hob es in die Sonne. Erneut blitzte es auf, und sie las mit pochendem Herzen die Bezeichnungen auf der Patronenhülse.
Barbara trat einen Schritt näher heran. »Was haben Sie gefunden?«, fragte sie atemlos.
Moira stand auf. »Ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, dass das Opfer mit voller Absicht hier auf Ihrer Estanzia erschossen wurde?«
»Was? Warum?«
»Wie ich schon sagte, der Tote hat für Ihren Bruder Gustavo gearbeitet. Aber offenbar nicht nur für ihn, sondern auch noch für jemand anders. Und dieser Jemand hat den Mann vor dem Angriff gewarnt, sodass er entkommen konnte. Die Frage ist, warum er gewarnt wurde, wenn man ihn dann wenige Stunden später hier erschossen hat?«
Barbara schüttelte schweigend den Kopf.
»Als er die Hazienda Ihres Bruders verließ, nahm er den Laptop mit, auf dem alle Kontakte von Gustavos Drogengeschäft gespeichert waren.«
Barbara leckte sich über die trockenen Lippen. »Dann hat ihn derjenige umgebracht, für den er heimlich gearbeitet hat?«
»Ja.«
»Und er hat ihn auf meiner Estanzia erschossen.«
»Ja. Um Sie in den Mord zu verwickeln«, erklärte Moira. »Was Sie gerettet hat, war die Unfähigkeit der hiesigen Polizei.«
»Aber warum sollte man mich in den Mord verwickeln wollen?«
»Da kann ich nur spekulieren«, antwortete Moira, »aber ich würde sagen, um Sie geschäftlich auszuschalten.«
Wieder schüttelte Barbara schweigend den Kopf.
»Überlegen Sie doch: Derjenige, der jetzt Gustavos Laptop besitzt, hat auch das Geschäft Ihres Bruders in seinen Händen. Sein Plan war, das Drogengeschäft an sich zu reißen und jeden auszuschalten, der ihm dabei im Weg stand.«
Barbara starrte sie mit großen Augen an. »Das glaube ich nicht.«
»Und jetzt haben wir auch noch diese Patronenhülse.« Moira hielt das kleine Beweisstück hoch. »Die Fotos zeigen, dass das Opfer mit einem Schuss in die Schädelbasis getötet wurde. Merkwürdig ist nur, dass der Mörder eine kleinkalibrige Waffe benutzt hat, obwohl er nicht aus nächster Nähe geschossen hat. Darum habe ich angenommen, dass er eine Spezialmunition verwendet haben muss – und so ist es auch.«
Sie legte Barbara die Patronenhülse in die Hand. Barbara hielt sie ins Licht und betrachtete die Bezeichnung im schwachen Licht der Abendsonne.
»Ich kann die Aufschrift nicht lesen.«
»Das liegt daran, dass es Kyrillisch
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