Das Bourne Duell
ermordeten Diego Herrera handelte. Sie unterhielten sich, doch sie waren teilweise von der Kamera abgewandt, sodass man unmöglich sagen konnte, worum es ging.
»Diego Herrera hat den Vesper-Klub gestern Abend kurz nach halb zehn betreten«, sagte Lloyd-Philips in
seinem leicht gelangweilten, belehrenden Ton. »Dieser Mann hat ihn begleitet.« Er zeigte auf Bourne. »Adam Stone.«
Das Video ging weiter. Ein anderer Mann – vermutlich der Mörder – kam ins Bild. Als er auf Bourne und Diego Herrera zuging, wurde es interessant.
Marks beugte sich gespannt vor. Bourne ging dem Killer entgegen, wie um ihn aufzuhalten. Doch dann passierte etwas Merkwürdiges, während sie miteinander sprachen. Bournes Haltung veränderte sich. Es war fast so, als würde er den Killer kennen, obwohl es anfangs überhaupt nicht so ausgesehen hatte. Doch Bourne ließ ihn an die Bar kommen, wo sich der Mann neben Herrera stellte. Und dann sackte Diego zusammen. Bourne packte den Killer am Revers, wie er es gleich hätte tun sollen. Doch dann passierte wieder etwas Seltsames. Bourne schlug den Killer nicht nieder, wie man es hätte erwarten können. Vielmehr sah Marks zu seinem Erstaunen, wie es die beiden mit den drei Rausschmeißern aufnahmen, die kurz zuvor hereingekommen waren.
»Und jetzt kommt’s«, sagte Chefinspektor Lloyd-Philips. »Der Täter benutzt eine Hochfrequenz-Schallwaffe, und alle Anwesenden gehen bewusstlos zu Boden.«
»Haben Sie den Mörder identifiziert?«, fragte Marks.
»Noch nicht. In unseren elektronischen Netzwerken kommt er jedenfalls nicht vor.«
»Zu diesem Klub haben nur Mitglieder Zutritt. Der Manager muss wissen, wer er ist.«
Lloyd-Philips machte ein frustriertes Gesicht. »Nach der Mitgliederliste des Klubs handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen gewissen Vincenzo Mancuso,
und es gibt auch wirklich drei Männer dieses Namens in England, von denen aber keiner auch nur entfernt dem Mann hier ähnlich sieht. Trotzdem haben wir unsere Leute losgeschickt, um die drei zu befragen. Nur einer von ihnen lebt in der Nähe von London, außerdem haben alle drei ein hieb- und stichfestes Alibi.«
»Was sagt die Forensik?«, fragte Marks.
Der Chefinspektor sah aus, als würde er Marks am liebsten den Kopf abreißen. »Es wurden keine verdächtigen Fingerabdrücke gefunden, und die Mordwaffe haben wir auch noch nicht. Auf meine Anweisung haben meine Leute im Umkreis von einer Meile rund um den Klub jede Mülltonne und jeden Winkel durchsucht, bis jetzt ohne Erfolg.«
»Und was ist mit dem anderen Mann – Adam Stone?«
»Ebenfalls verschwunden.«
Das heißt, die Ermittlungen sind ins Stocken geraten , dachte Marks. Dieser Mordfall hat für großes Aufsehen in der Öffentlichkeit gesorgt. Kein Wunder, dass er nervös ist .
»Adam Stone ist derjenige, der für meine Auftraggeber interessant ist«, sagte Marks und zog den Inspektor von dem Techniker weg. »Wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Stones Foto nicht auf dem Steckbrief abdrucken würden.«
Lloyd-Philips lächelte, was jedoch kein schöner Anblick war. Seine Zähne waren genauso vom Nikotin verfärbt wie seine Finger.
»Ich habe in meiner ganzen Laufbahn noch nie etwas getan, nur weil mich jemand um einen Gefallen ersucht. So behalte ich meine saubere Weste und meinen Pensionsanspruch.«
»Trotzdem – meine Chefs im Pentagon wären Ihnen
sehr verbunden, wenn Sie in diesem Fall eine Ausnahme machen würden.«
»Hören Sie, Kumpel, ich hab Ihnen schon einen Gefallen getan, indem ich Sie hier reingelassen habe«, erwiderte der Chefinspektor schroff. »Es ist mir egal, ob Ihre Vorgesetzten irgendwelche Generäle mit fünf verdammten Sternen sind – London ist mein Revier. Meine Vorgesetzten – die Regierung Ihrer Majestät –, die mögen es gar nicht, wenn ihr Typen rüberkommt und glaubt, ihr könnt Druck auf uns ausüben. Und ich persönlich mag es auch kein bisschen.« Er hob warnend den Zeigefinger. »Ich gebe Ihnen einen guten Rat: Verschwinden Sie, bevor ich richtig sauer werde und Sie als Hauptzeugen festnehme.«
»Danke für Ihre Gastfreundschaft, Chief Inspector«, sagte Marks trocken. »Bevor ich gehe, hätte ich nur noch gern eine Kopie des Fotos von Stone und dem Unbekannten.«
»Aber gern, wenn ich Sie dann los bin.« Lloyd-Philips tippte dem Techniker auf die Schulter, der seinerseits Marks nach seiner Handynummer fragte. Dann drückte er eine Taste, und Augenblicke später erschien ein digitales Standfoto der
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