Das Bourne Duell
ist. Die Patrone kommt aus Tula in Russland. Das ist die Hülse einer ganz speziellen Kugel, die Zyanid enthält. Diese Munition ist illegal und nur in Russland zu bekommen. Sie wird nicht einmal im Internet verkauft.«
Barbara sah sie an. »Der Mörder ist also Russe.«
»Der Mann, der Gustavos Geschäft an sich gerissen hat.« Sie nickte. »Ich weiß, dass Sie das Geschäft Ihres Bruders nicht wirklich führen. Ich weiß, dass Sie und Roberto einen neuen Partner haben.«
Das saß. Barbara machte ein langes Gesicht. »Verdammt, ich habe Roberto gesagt, dass Leonid ihn hinausdrängen würde, aber er hat mich ausgelacht.«
»Leonid?« Moiras Herz machte einen Sprung. »Ist Leonid Arkadin Ihr Partner?«
»Roberto hat gesagt: › Was weißt du schon, du bist eine Frau, Frauen wissen nur das, was man ihnen sagt, und nicht mehr .‹«
Moira fasste sie am Arm, um sie zum Wesentlichen zurückzubringen. »Barbara, ist Leonid Arkadin Ihr Partner?«
Barbara blickte zur Seite. Sie biss sich auf die Lippe.
»Ist Loyalität oder Angst der Grund, warum Sie nichts sagen wollen?«
Moira sah, wie ein dünnes Lächeln über Barbaras Lippen huschte. »Loyalität kenne ich nicht – das wäre in diesem Geschäft nicht ratsam. Das ist auch etwas, das mein Mann nicht versteht.«
»Dann haben Sie Angst vor Arkadin.«
Barbaras Kopf wirbelte herum, und sie hatte einen zornigen Ausdruck in ihren Augen. »Der Scheißkerl hat
sich mit Gewalt hereingedrängt. Er hat Roberto ausgetrickst, weil er Gustavos Kundenliste hatte. Roberto hat ihm gesagt, dass das seine Leute seien. Arkadin hat ihm geantwortet, dass das Vergangenheit sei. Gustavo war tot, er hatte die Liste und damit auch die Kunden. Er schlug Roberto vor, dass es die beste Lösung wäre, sich den Gewinn zu teilen. Falls Roberto nicht zustimme, würde er die Kunden selbst kontaktieren und sie aus anderen Quellen beliefern.
Roberto hat dreimal versucht, Arkadin zu töten. Alle drei Versuche scheiterten. Dann sagte Arkadin zu ihm: ›Geh zum Teufel, Gustavos Kunden gehören jetzt mir. Wenn du nicht mitspielst, kannst du dein Dreckzeug jemand anderem verkaufen.‹ Roberto hätte fast einen Herzinfarkt bekommen. Ich habe ihn beruhigt.«
»Das hat Ihrem Mann bestimmt gefallen«, bemerkte Moira trocken.
»Mein Mann ist ein Waschlappen, wie Sie selbst gesehen haben«, erwiderte Barbara. »Aber er hängt an mir und erfüllt seinen Zweck.« Sie breitete die Arme aus, wie um die Weite ihres Besitzes zu umfassen. »Außerdem wäre sein Geschäft längst den Bach hinuntergegangen ohne mich.«
Die Sonne schob sich bereits hinter die Berge im Westen. Es wurde jetzt schnell dunkler, so als hätte jemand eine riesige Decke über den Himmel gelegt.
»Gehen wir zurück zum Jeep«, sagte Moira und nahm die Patronenhülse von Barbara zurück.
Auf der Fahrt zur Hazienda sagte Barbara: »Sie kennen Arkadin also auch, nehme ich an.«
Moira wusste so viel über ihn, wie Bourne ihr erzählt hatte. »Gut genug, um zu wissen, dass sein nächster
Schritt sein wird, Corellos’ Geschäft ganz zu übernehmen. So geht Arkadin vor.« Auf diese Weise hatte er auch Nikolaj Jewsens Waffengeschäft in Khartum an sich gerissen. Er würde einen Gefängniswärter, einen FARC-Häftling oder vielleicht eine von Corellos’ vielen Frauen im Gefängnis für seine Zwecke kaufen. Für genug Geld war sicher jemand bereit, seine Angst vor dem Drogenbaron zu überwinden. Eines Tages, dachte Moira, würde man Corellos dann tot in seiner luxuriösen Zelle finden.
»Arkadin ist schon ziemlich sauer auf Roberto und mich«, sagte Barbara, während sie den Jeep über die Staubstraße lenkte. »Die letzte Lieferung hat sich verzögert. Das Boot hat einen Motorschaden und muss repariert werden. Wenn Sie Mexiko ein bisschen kennen, dann wissen Sie, dass solche Reparaturen hier nicht in ein paar Stunden erledigt werden. Das Boot wird morgen Abend wieder einsatzbereit sein, aber ich weiß, dass er damit nicht zufrieden sein wird.« Ihre Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
»Ich verstehe, was Sie meinen, Berengária, wirklich.«
»Warum behandeln Sie mich so respektlos? Ich bin seit Jahren Barbara.«
»Ich respektiere Ihren richtigen Namen. Sie sollten ihn nicht gering schätzen.« Berengária sagte nichts, und so fügte Moira hinzu: »Arkadin hat seine Regeln, an die er sich eisern hält. Sie und Roberto werden für die Verzögerung bezahlen müssen.«
Berengária blickte starr
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