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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gegeben hatte, der sie als Piranha bezeichnet hatte. Sie war gleichzeitig stark und verletzlich und damit viel komplexer, als ein Mann wie Corellos es verstehen konnte. Sie hatte in dieser Männerwelt ihren Weg gemacht, hatte zielstrebig das Geschäft ihres Mannes geführt und ausgebaut, doch sie hatte ihren Bruder genauso
gefürchtet wie jetzt Corellos und Leonid Arkadin. Moira sah, dass Berengária sich keine Illusionen machte. Ihre Macht war gar nichts im Vergleich zur Macht dieser Männer. Sie genossen einen Respekt seitens ihrer Untergebenen, der ihr niemals zuteilwerden würde.
    Erneut spürte Moira diese Mischung aus Bewunderung und Mitleid, auch deshalb, weil Berengária einem ungewissen Schicksal entgegensah, während Moira zu ihrem Rendezvous mit Arkadin aufbrach. Gefangen zwischen der zerstörerischen Macht von Corellos und der Schwäche von Narsico sah ihre Zukunft trüb aus.
    Und deshalb küsste sie sie fest auf die Lippen und umarmte sie innig, denn es würde das letzte Mal sein, und Berengária verdiente wenigstens dieses bisschen Trost, auch wenn es noch so flüchtig sein mochte.
    Sie ließ ihre Zunge um Berengárias Ohr herumwandern. »Wer ist der Kunde?«
    Berengária erbebte und hielt sie noch fester. Schließlich lehnte sie sich zurück, um Moira in die Augen zu sehen. »Es ist einer von Gustavos ältesten und besten Kunden, und deshalb hat die Verzögerung auch solche Probleme gemacht.«
    Tränen glitzerten in ihren Augen, und Moira sah, dass Berengária auch wusste, dass diese Nacht der Anfang und zugleich das Ende für sie beide war. Diese bemerkenswerte Frau machte sich wirklich keine Illusionen. Und für einen Moment verspürte Moira dieses Gefühl des Verlusts, das man hat, wenn zwei Menschen, die einander nahe waren, von einem Tag auf den anderen durch einen Ozean oder einen Kontinent getrennt sind.
    In einer Geste des Einverständnisses beugte Berengária den Kopf. »Sein Name ist Don Fernando Herrera.«
     
    Soraya erwachte mit dem Geschmack der Sonora-Wüste im Mund. Unter Schmerzen drehte sie sich auf den Rücken und stöhnte. Sie blickte zu den vier Männern auf, die links und rechts von ihr standen. Sie hatten die gleiche dunkel getönte Haut wie sie, und so wie sie waren sie von gemischtem Blut. So etwas erkannte sie selbst in ihrem benommenen Zustand. Diese Männer waren Halb-Araber. Sie sahen sich so ähnlich, dass sie Brüder hätten sein können.
    »Wo ist er?«, fragte einer der Männer.
    »Wo ist wer?«, erwiderte sie, während sie seinen Akzent zuzuordnen versuchte.
    Ein zweiter – er stand auf der anderen Seite – hockte sich zu ihr, die Handgelenke auf die Knie gelegt.
    »Ms. Moore – Soraya, wenn Sie nichts dagegen haben  –, Sie und ich, wir suchen doch dieselbe Person.« Seine Stimme klang ruhig und sicher und so ungezwungen, als wären sie zwei Freunde, die eine kleine Meinungsverschiedenheit ausräumen wollten. »Einen gewissen Leonid Danilowitsch Arkadin.«
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    »Wir stellen die Fragen«, sagte der Mann, der als Erster gesprochen hatte. »Sie antworten.«
    Sie versuchte aufzustehen, musste aber feststellen, dass sie mit den Händen und Füßen an Zeltheringe gefesselt war, die in den Boden geschlagen waren. Das Licht der Morgendämmerung schickte seine ersten zarten Strahlen über den Sand, die auf sie zugekrochen kamen wie eine Spinne.
    »Mein Name ist nicht wichtig«, sagte der Mann, der bei ihr hockte. Ihr fiel auf, dass nur eines seiner Augen braun war – das andere war wässrig blau, fast milchig, wie ein Opal, so als wäre es verletzt oder durch eine Krankheit geschädigt worden. »Nur was ich will, ist wichtig.«
    Die beiden Sätze kamen ihr so absurd vor, dass sie fast lachen musste. Der Name gehörte untrennbar zu einem Menschen. Ohne Namen gab es keine persönliche Geschichte, man wäre ein Niemand, ein unbeschriebenes Blatt – aber genau das wollte er offenbar für sie sein. Sie fragte sich, wie sie das ändern konnte.
    »Wenn Sie nicht freiwillig mit mir sprechen wollen«, sagte er, »dann müssen wir es auf eine andere Weise versuchen.«
    Er schnippte mit den Fingern, und einer der anderen reichte ihm einen kleinen Bambuskäfig. Der Mann ohne Namen hielt den Käfig vorsichtig am Griff und schwang ihn an Sorayas Gesicht vorbei, dann stellte er ihn ihr auf die Brust. Drinnen war ein großer Skorpion.
    »Auch wenn er mich sticht«, sagte Soraya, »wird er mich nicht töten.«
    »Oh, ich will Sie auch nicht töten.«

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