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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zu verführen.
    Er öffnete eine Flasche Rotwein und schenkte ihn in einen großen mexikanischen Kelch ein, dann füllte er einen zweiten Kelch mit Guavensaft und reichte ihn ihr. »Kommen Sie«, sagte er, »hier entlang.«
    Er führte sie tiefer in den großen dunklen Raum hinein und blieb hin und wieder stehen, um eine Kerze anzuzünden. Die hintere Wand wurde fast zur Gänze von einem gemauerten Kamin eingenommen, so riesig wie in einem alten herrschaftlichen Haus in England. Der Kamin roch nach alter Asche und Teer und sah aus, als hätte hier schon viele Jahre niemand mehr ein Feuer gemacht. Die undurchdringliche Dunkelheit begann widerstrebend zu weichen, als er eine Kerze nach der anderen anzündete.
    Als es hell genug war, um etwas zu erkennen, sah sie die Umrisse von etwas im Kamin – ein Stuhl. Und auf dem Stuhl saß eine Gestalt. Die Gestalt war an den Füßen an den Stuhl gefesselt. Die Arme, vermutlich an den Handgelenken gefesselt, waren hinter der Rückenlehne.
    Als Arkadin mit der Kerze noch näher heranging, hob sich das Licht der Flamme von den Füßen über die Beine, den Oberkörper und schließlich bis zum Gesicht; es war voller Blut, und ein Auge war zugeschwollen.
    »Na, wie gefällt Ihnen die Überraschung?«, sagte Arkadin.
    Der Kelch mit dem Guavensaft zerschellte am Boden, als er Soraya aus der Hand glitt.
    Der Mann, der da an den Stuhl gefesselt war, war Antonio.
     
    Es war wie ein Schachspiel; Bourne sah den alten Mann an und versuchte sich an ihn zu erinnern, als er noch Leiter des Centre for the Study of Ancient Documents war und als Bourne in Gestalt von David Webb Oxford besucht hatte. Und der alte Mann starrte ihn an, nun absolut sicher, wen er da vor sich hatte.
    Chrissie beobachtete sie beide, als würde sie abwarten, wer wen schachmatt setzte. »Adam, stimmt das, was mein Vater sagt? Ist Ihr Name wirklich David Webb?«
    Bourne sah einen Ausweg aus dem Dilemma – den einzigen, der ihm blieb, auch wenn es ihm nicht gefiel. »Ja und nein«, antwortete er.
    »Adam Stone ist also nicht Ihr richtiger Name«, sagte Chrissie mit einiger Schärfe. »Und das heißt, Sie haben Tracy angelogen. Sie hat Sie als Adam Stone gekannt, und ich auch.«
    Bourne wandte sich ihr zu. »Adam Stone ist genauso mein Name, wie David Webb es war. Ich habe in verschiedenen Zeiten verschiedene Namen gehabt – aber es sind nur Namen.«
    »Das ist unglaublich!« Chrissie stand auf, drehte sich um und stampfte in die Küche.
    »Sie ist ziemlich wütend«, sagte Scarlett mit ihrem elfjährigen Gesicht, das sehr hübsch, aber noch nicht ganz ausgeprägt war.
    »Bist du auch wütend?«, fragte Bourne.
    »Bist du denn kein Professor?«
    »Doch, schon«, sagte er. »Professor für Linguistik.«
    »Dann ist es okay. Hast du noch andere geheime Identitäten?«
    Bourne lachte. Er mochte dieses Kind. »Wenn es notwendig ist.«
    »Das Bat-Signal!« Sie legte den Kopf auf die Seite und fragte so direkt, wie Kinder es nun einmal machten: »Warum hast du Mum und Tante Tracy angelogen?«
    Bourne wollte etwas über Tracy sagen, als ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, dass für Scarlett ihre Tante noch am Leben war. »Ich war gerade in einer von meinen geheimen Identitäten unterwegs, als ich deine Tante kennenlernte. Dann erzählte Tracy deiner Mum von mir. Es wäre ziemlich umständlich gewesen, wenn ich mich deiner Mum unter einem anderen Namen vorgestellt hätte.«
    »Wenn Sie nicht Professor David Webb sind – wer zum Teufel sind Sie dann?«, warf Chrissies Vater ein, der sich sichtlich zusammennahm.
    »Als ich zu Ihnen kam, war ich Webb«, antwortete Bourne. »Ich habe Ihnen nichts vorgespielt.«
    »Was machen Sie hier bei meiner Tochter und meiner Enkeltochter?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Bourne.
    Der alte Mann sah ihn mit einem durchtriebenen Ausdruck an. »Ich wette, es hat mit meiner älteren Tochter zu tun.«
    »In gewisser Weise ja.«
    Der alte Mann ballte eine Hand zur Faust. »Diese verdammte Gravur.«
    Bourne spürte, wie ihn ein kalter Schauer überlief. »Was für eine Gravur?«
    Der Alte sah ihn neugierig an. »Erinnern Sie sich nicht? Ich bin Dr. Bishop Atherton. Sie haben mir diese alten Schriftzeichen gezeigt, die angeblich in einen Ring eingraviert waren.«
    Und dann erinnerte sich Bourne. Er erinnerte sich an alles.

DRITTES BUCH

EINUNDZWANZIG
    Antonio verschwand wieder in der Dunkelheit des Kamins, einer Dunkelheit so schwarz und undurchdringlich, dass sie jedes Leben

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