Das Bourne Duell
Herz bohrte, von Essai mit großer Genauigkeit
geworfen. Er stürzte schwer zu Boden, wie ein Gnu, das von einem Löwen gerissen wurde. Essai hockte sich zu ihm und vergewisserte sich, dass da kein Puls und kein Leben mehr war. Dann ging er ins Schlafzimmer zurück, wo der erste Killer sich hilflos am Boden krümmte.
Essai knipste eine Lampe an und studierte das Gesicht des Mannes. Er kannte ihn nicht, aber das hatte er auch nicht erwartet. Severus Domna würde nicht jemanden herschicken, den er sofort erkannte, wenn er ihn sah. »Mein Freund, du tust mir leid«, sagte er und hockte sich zu ihm. »Du tust mir leid, weil ich beschlossen habe, dein Leben und damit dein Leiden nicht zu beenden. Nein, ich werde dich so lassen, wie du bist.«
Dann zog er ein Einweghandy hervor und wählte eine lokale Nummer.
»Ja?«, meldete sich Benjamin El-Arian.
»Eine Lieferung für Sie zum Abholen«, sagte Essai.
»Das muss ein Irrtum sein. Ich habe nichts bestellt.«
Essai hielt dem Killer das Handy an die Lippen, und der Mann stieß einen Laut hervor, der wie ein verzweifeltes Muhen klang.
»Wer ist da?«
El-Arians Stimme klang mit einem Mal angespannt, wie Essai deutlich hören konnte.
»Ich schätze, Sie haben eine halbe Stunde, bis Ihr Killer stirbt. Sein Leben ist in Ihrer Hand.«
Essai beendete das Gespräch, stand auf und zertrat das Handy mit dem Schuhabsatz.
Dann wandte er sich zum letzten Mal an den Killer: »Du wirst Benjamin El-Arian sagen, was passiert ist, und dann wird er mit dir tun, was er für richtig hält. Sag
ihm, dass dasselbe Schicksal jeden erwartet, den er herschickt, um mich zu töten. Das ist alles, was du tun musst. Seine Zeit – und deine – ist abgelaufen.«
Moira stand auf der Steuerbordseite der Jacht und beobachtete das Schnellboot durch das Nachtglas, das ihr der Kapitän gegeben hatte. Sie veränderte ihr Blickfeld ganz leicht und sah jetzt einen Mann und eine Frau. Der Mann war fast sicher Arkadin, aber wer war die Frau, und warum hatte er überhaupt noch jemanden an Bord? Berengária hatte gesagt, dass Arkadin nur von einem alten Mexikaner namens El Heraldo begleitet wurde, wenn er ihre Boote empfing.
Der Kapitän ließ die Jacht im Leerlauf durch die schwarzen Wellen gleiten. Jetzt konnte Moira Arkadins Gesicht erkennen, und neben ihm war … Soraya Moore!
Sie hätte fast das Nachtglas fallen lassen. Verdammt, was soll das? , dachte sie. Es war ja eine Tatsache, dass jeder Plan irgendeine Schwachstelle hatte, die alles vermasseln konnte. Jetzt hatte sie ihre Schwachstelle.
Das leise Plätschern des Wassers war alles, was sie hörte, als das Schnellboot längsseits kam. Ein Mann der Besatzung warf eine Strickleiter hinunter, ein anderer stand an der Winde. Währenddessen schleppten zwei Männer Kisten an Deck herauf. Berengária hatte ihr den Ablauf genau erklärt. Eine Kiste wurde ins Netz geladen und an der Winde hinuntergelassen, damit Arkadin den Inhalt überprüfen konnte.
Während das geschah, beugte sich Moira über die Reling und sah auf die Leute in dem Schnellboot hinunter. Soraya sah sie sofort, und ihr Mund öffnete sich überrascht.
Verdammt, was soll das? , formte sie lautlos mit den Lippen, und Moira musste lachen, weil Soraya genauso reagierte wie sie selbst einige Augenblicke zuvor.
Dann sah auch Arkadin sie. Stirnrunzelnd kletterte er die Strickleiter hinauf. Er schwang sich an Bord der Jacht, zog blitzschnell eine 9-mm-Glock und richtete sie auf sie.
»Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte er. »Und was machen Sie hier auf meinem Boot?«
»Das ist nicht Ihr Boot, es gehört Berengária«, entgegnete Moira auf Spanisch.
Arkadin kniff die Augen zusammen. »Und Sie – gehören Sie auch Berengária?«
»Ich gehöre niemandem«, gab Moira zurück, »aber ich kümmere mich um Berengárias Interessen.« Sie hatte sich während der Fahrt hierher überlegt, wie sie auf seine Fragen antworten würde. Worauf alles hinauslief, war Folgendes: Arkadin war in erster Linie ein Mann, und in zweiter Linie ein rücksichtsloser Verbrecher.
»Typisch Frau – eine Frau zu schicken«, sagte Arkadin genauso verächtlich wie Roberto Corellos.
»Berengária ist sich ziemlich sicher, dass Sie ihr nicht mehr vertrauen.«
»Das ist wahr.«
»Vielleicht traut sie Ihnen auch nicht mehr.«
Arkadin sah sie düster an, sagte aber nichts.
»Das ist kein guter Zustand«, fuhr Moira fort. »So kann man keine Geschäfte miteinander machen.«
»Und was schlägt die Frau, die
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