Das Bourne Duell
hat sich etwas Grundlegendes geändert.«
»Das hab ich mir auch schon gedacht, aber was?« Marks zog seinen PDA heraus und rief verschiedene News-Webseiten auf. »Herrgott«, sagte er schließlich, »Liss ist festgenommen worden. Es gibt neue Vorwürfe gegen ihn wegen seiner Rolle in den illegalen Machenschaften von Black River.« Er blickte auf. »Aber ich dachte, dass er längst von jedem Verdacht freigesprochen wurde.«
»Ich sag dir ja, dass sich etwas Grundlegendes verändert hat«, betonte Bourne. »Willard bekommt seine Anweisungen jetzt von jemand anderem.«
»Es muss jemand mit einer Menge Einfluss sein, wenn er bewirken kann, dass die Ermittlungen gegen Liss wiederaufgenommen werden.«
Bourne nickte. »Und du weißt genauso wenig wie ich. Wie’s aussieht, lässt dich dein Chef ins Messer laufen, ohne mit der Wimper zu zucken.«
»Ehrlich gesagt, wundert mich das nicht einmal.« Marks rieb sich das Bein und presste den Atem zwischen den Zähnen hervor.
»Es gibt da einen Arzt in London, der die Wunde
diskret behandelt.« Bourne legte den Gang ein und fuhr weiter. »Nur damit du’s weißt – Diego hat mich in eine Falle gelockt. In dem Klub hat jemand auf mich gewartet.«
»Aber hat Moreno ihn töten müssen?«
»Das werden wir nie erfahren«, antwortete Bourne. »Aber Ottavio hat mir das Leben gerettet. Er hat es nicht verdient, wie ein Hund erschossen zu werden.«
»Damit wären wir bei der Frage, wer da vorhin auf uns geschossen hat.«
Bourne erzählte ihm von Severus Domna und Jalal Essai, ohne ihm Näheres über Holly zu verraten.
»In London hat mich jemand angegriffen«, sagte Marks. »Ich habe dem Kerl einen eigenartigen Ring vom Finger gezogen.« Er suchte in seiner Hosentasche danach. »Scheiße, ich glaube, ich hab ihn verloren.«
»Scarlett hat ihn gefunden. Ich habe ihn ihr als Andenken geschenkt«, sagte Bourne. »Jeder Angehörige von Severus Domna hat einen.«
»Es geht also um eine alte Treadstone-Mission«, sagte Marks nachdenklich. »Weißt du, warum Alex Conklin den Laptop haben wollte?«
»Keine Ahnung«, antwortete Bourne, wenngleich er es mittlerweile zu wissen glaubte. Die Frage war nur, ob es außer Soraya und Moira irgendjemanden gab, dem er noch vertrauen konnte. Er wusste zwar, dass Soraya und Peter Freunde waren, aber er war sich immer noch nicht sicher, ob er Marks wirklich trauen konnte.
Marks rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. »Es gibt da noch etwas, was ich dir sagen muss. Ich fürchte, ich habe Soraya überredet, bei Treadstone mitzumachen.«
Bourne wusste, dass Typhon ohne sie nicht erfolgreich arbeiten konnte, deshalb vermutete er, dass Danziger dabei war, die alte CI systematisch zu zerschlagen und sie nach dem Vorbild von Hallidays geliebter NSA umzuformen. Nicht dass ihn das etwas anging. Er hasste alle Spionagebehörden und misstraute ihnen grundsätzlich. Aber er wusste, dass Typhon unter seinem ersten Leiter gute Arbeit geleistet hatte, und später unter Soraya ebenso. »Was soll sie für Willard tun?«
»Das wirst du nicht gern hören.«
»Lass dich davon nicht abhalten.«
»Ihre Aufgabe ist es, an Leonid Arkadin und den Laptop heranzukommen.«
»Du meinst den Laptop, den Conklin mich hat stehlen lassen?«
»Genau den.«
Bourne hätte fast laut aufgelacht, aber dann hätte Marks ihm ein paar Fragen gestellt, die er nicht beantworten wollte. »War das deine Idee, Soraya auf Arkadin anzusetzen?«, fragte er schließlich.
»Nein, das war Willards Idee.«
»Hat es länger gedauert, bis ihm das eingefallen ist?«
»Nein, er hat’s mir sofort gesagt – kurz nachdem ich sie angeheuert hatte.«
»Dann kann es sein, dass er den Auftrag schon geplant hatte, als er wollte, dass du sie anheuerst.«
Marks zuckte mit den Achseln, als könne er nicht erkennen, inwiefern das von Bedeutung war.
Aber für Bourne war es sehr wohl von Bedeutung, denn er sah in Willards Denken ein ganz bestimmtes Muster. Plötzlich kam ihm ein Gedanke, der ihm den Atem nahm. Konnte es sein, dass Soraya nicht die erste
Frau war, die Treadstone angeheuert hatte, um seinen ersten Absolventen im Auge zu behalten? War es möglich, dass Tracy für Treadstone gearbeitet hatte? Es passte alles zusammen. Warum sonst hätte sie lügen und es zulassen sollen, dass Arkadin sie in der Hand hatte? Vielleicht hatte sie es wirklich nur getan, damit er sie für sich arbeiten ließ. So konnte sie jederzeit berichten, wo er sich gerade aufhielt und mit welchen Geschäften er
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