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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nicht nötig.« Willards aufgesprungene Lippen bewegten sich kaum, und seine Kehle oder seine Stimmbänder waren so schrecklich zugerichtet, dass die Laute, die sie hervorbrachten, kaum noch als menschliche Stimme zu erkennen waren. »Da ist nur Dunkelheit. Keiner, dem du trauen kannst.«
    El-Arian fragte ihn etwas, doch es kam keine Antwort. Er beugte sich vor und berührte Willard am Hals. Da war kein Puls mehr. El-Arian sprach ein kurzes Gebet, wenn schon nicht für den Ungläubigen, dann für sich selbst.

VIERTES BUCH

ACHTUNDZWANZIG
    »Sie sehen überrascht aus«, sagte Tanirt.
    Bourne war tatsächlich überrascht. Er hatte eine Frau in Don Fernandos Alter erwartet, höchstens zehn Jahre jünger. Er war sich nicht sicher, aber Tanirt schien etwa Ende dreißig zu sein. Nein, das konnte nicht sein. Wenn Ottavio ihr Sohn war, dann musste sie mindestens fünfzig sein.
    »Ich bin ohne Erwartungen nach Marokko gekommen«, sagte er.
    »Lügner.« Tanirt hatte eine dunkel getönte Haut, schwarzes Haar und eine üppige, wohlgeformte Figur. Sie hatte die stolze Haltung einer Königin, und ihre großen Augen schienen alles um sie herum wahrzunehmen.
    Sie musterte ihn einen Moment lang. »Ich sehe Sie. Ihr Name ist nicht Adam Stone«, sagte sie mit absoluter Gewissheit.
    »Ist das wichtig?«
    »Die Wahrheit ist das Einzige, was wichtig ist.«
    »Mein Name ist Bourne.«
    »Nicht der Name, mit dem Sie zur Welt gekommen sind, aber der Name, mit dem Sie heute leben.« Sie nickte zufrieden. »Bitte, geben Sie mir Ihre Hand, Bourne.«
    Er hatte sie sofort angerufen, nachdem er in Marrakesch gelandet war. So wie Fernando es ihm versprochen hatte, erwartete sie ihn bereits. Sie hatte ihm den Weg zu ihrem Treffpunkt beschrieben, einem Süßigkeitenladen auf einem Markt am südlichen Rand der Stadt. Er hatte den Markt ohne Probleme gefunden und den Mietwagen abgestellt. Zu Fuß war er durch das Labyrinth der Gassen gestreift mit ihren Verkaufsständen und Geschäften, wo man alles Mögliche bekam – von kunstvollen Lederwaren bis zu Kamelfutter. Der Süßigkeitenladen gehörte einem runzligen alten Berber, der Bourne sofort zu erkennen schien und ihn lächelnd hereinwinkte. Drinnen roch es nach Karamell und gerösteten Sesamkörnern. Es war dunkel in dem Laden, und doch schien Tanirt zu leuchten wie aus einer inneren Lichtquelle heraus.
    Er streckte die Hand mit der Handfläche nach oben aus, und sie nahm sie. Tanirt trug ein schlichtes langes Gewand mit einem Gürtel um die Taille. Ihr Körper war völlig verhüllt, und doch strahlte sie eine lebendige Sinnlichkeit aus.
    Sie hielt seine Hand sanft in der ihren und fuhr mit dem Zeigefinger über die Linien seiner Handfläche. »Sie sind Steinbock, am letzten Tag des Jahres geboren.«
    »Ja.« Das war etwas, was sie eigentlich nicht wissen konnte – und doch wusste sie es. Bourne spürte ein Kribbeln in den Zehen, das sich langsam im ganzen Körper ausbreitete und ihn wärmte und ihn zu ihr hinzog, so als hätte sie eine energetische Verbindung zwischen ihnen hergestellt. Das Gefühl irritierte ihn, und er dachte kurz daran hinauszugehen, doch er tat es nicht.
    »Sie haben …« Sie sprach nicht weiter und legte nur ihre Hand auf die seine, wie um ihre plötzliche Vision auszublenden.
    »Was ist?«, fragte Bourne.
    Tanirt blickte zu ihm auf, und in diesem Moment hatte er das Gefühl, dass er in diesen Augen versinken könnte. Sie hatte seine Hand nicht losgelassen – im Gegenteil, sie hielt sie fest zwischen ihren Handflächen. Sie hatte eine Ausstrahlung, die aufregend und auch ein wenig beunruhigend war. Er spürte widerstrebende Kräfte in sich, die ihn in verschiedene Richtungen zu ziehen schienen.
    »Wollen Sie wirklich, dass ich es Ihnen sage?«, fragte sie mit ihrer vollen, wohltönenden Altstimme. Obwohl sie leise sprach, schien ihre Stimme in jeden Winkel des vollgepackten Ladens zu dringen.
    »Wo Sie schon mal damit angefangen haben«, antwortete Bourne.
    Sie lächelte, wenn auch etwas traurig. »Kommen Sie.«
    Er folgte ihr in den hinteren Bereich des Geschäfts und durch eine schmale Tür hinaus. Sie tauchten in das Gewühl des Marktes ein, wo die Verkäufer ihre Waren feilboten – lebende Hähne, Fledermäuse in Käfigen, Kakadus auf Bambus-Sitzstangen, fette Fische in Meerwasserbehältern, ein geschlachtetes Lamm, das gehäutet und blutig an einem Haken hing. Eine braune Henne watschelte vorbei und kreischte, als würde man ihr den Hals umdrehen.
    »Hier sehen

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