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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Sie so viele verschiedene Lebewesen, aber die Menschen hier sind alle Amazigh, alle Berber.« Tanirt zeigte nach Süden zum Hohen Atlas. »Tineghir liegt in einer Oase auf über dreizehnhundert Metern
Höhe, zwischen dem Hohen Atlas im Norden und dem Antiatlas im Süden. So wie in der ganzen Gegend ringsum leben auch dort ausschließlich Amazigh – wir sind in vielen Teilen Nordafrikas und des Niltals daheim. Der römische Autor Apuleius war eigentlich Berber, und der heilige Augustinus von Hippo ebenso. Und natürlich Septimius Severus, der Kaiser von Rom. Und es war ein Berber, nämlich Abd ar-Rahman der Erste, der nach Südspanien kam und das Emirat von Córdoba gründete, im Herzen des Landes, das er al-Andalus nannte, das heutige Andalusien.«
    Sie wandte sich ihm zu. »Ich erzähle Ihnen das alles, damit Sie das, was kommt, besser verstehen. Das hier ist ein Ort mit einer langen Geschichte von Eroberungen, von großen Taten und großen Persönlichkeiten. Es ist auch ein Ort der Energie – ein Kraftplatz, wenn Sie so wollen, ein Knotenpunkt.«
    Sie nahm seine Hand wieder in die ihre. »Bourne, Sie sind ein Rätsel«, sagte sie leise. »Sie haben eine lange Lebenslinie – eine ungewöhnlich lange Lebenslinie. Und doch …«
    »Was?«
    »Und doch werden Sie hier sterben – heute oder morgen, aber sicher noch bevor eine Woche vergangen ist.«
     
    Ganz Marrakesch schien ein einziger großer Markt zu sein; jeder hier schien irgendetwas zu verkaufen. In den Schaufenstern und auf den Märkten an den verstopften Straßen wurde alles angeboten, was man sich nur vorstellen konnte.
    Arkadin und Soraya waren bei ihrer Ankunft beobachtet worden, was er durchaus erwartet hatte, doch man
ließ sie in Ruhe und folgte ihnen auch nicht auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt. Das beruhigte ihn keineswegs. Ganz im Gegenteil, es machte ihn nur noch wachsamer. Wenn ihn die Agenten von Severus Domna am Flughafen nicht weiter beschatteten, dann nur deshalb, weil es nicht notwendig war. Arkadin schloss daraus, dass es in der Stadt und vielleicht in der ganzen Region nur so von ihnen wimmelte.
    Soraya bestätigte seine Einschätzung, als er sie laut aussprach. »Ich verstehe nicht, warum du überhaupt hierherkommst«, sagte sie in dem Taxi, das nach gekochten Linsen, gerösteten Zwiebeln und Weihrauch roch. »Warum gehst du mitten hinein in diese Falle?«
    »Weil ich es kann«, sagte Arkadin mit seinem kleinen Koffer auf dem Schoß, in dem er den Laptop mit sich trug.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Es ist mir scheißegal, was du glaubst.«
    »Wieder eine Lüge, sonst wäre ich ja nicht mit dir hier.«
    Er sah sie an und schüttelte den Kopf. »Ich würde keine zehn Minuten brauchen, um dich vor Lust zum Schreien zu bringen; du würdest alle Liebhaber vergessen, die du vor mir hattest.«
    »Wirklich charmant.«
    »Aha, eine Mutter Teresa, keine Mata Hari«, sagte er abschätzig.
    »Glaubst du wirklich, es interessiert mich, was ein Scheißkerl wie du von mir denkt?« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Sie schwiegen eine Weile auf dem Rücksitz, dann sagte er, wie um das Gespräch von vorhin fortzuführen:
»Du bist hier, weil ich dich als Versicherung brauche. Du und Bourne, ihr steht euch nahe. Wenn der Zeitpunkt kommt, werde ich das ausnutzen.«
    Soraya fiel in tiefes Schweigen und sagte während der ganzen Fahrt kein Wort mehr.
    In der Innenstadt führte Arkadin sie durch ein Labyrinth von Straßen, wo die Marokkaner sie anstarrten und sich die Lippen leckten. Von allen Seiten hörte man vielstimmiges Kreischen wie im Dschungel, bis sie schließlich in ein muffiges Geschäft eintraten, in dem es nach Maschinenöl stank. Ein kleiner kahlköpfiger Mann, der ein wenig an einen Maulwurf erinnerte, begrüßte Arkadin und hörte nicht auf, sich zu verbeugen und sich die Hände zu reiben. Im hinteren Bereich des Ladens lag ein kleiner Perserteppich. Er schob ihn beiseite und zog an einem zum Vorschein gekommenen dicken Metallring, mit dem sich eine Klapptür öffnen ließ. Der Mann knipste eine kleine Taschenlampe an und stieg eine Wendeltreppe hinunter. Unten schaltete er eine Reihe von Leuchtstofflampen an der Decke ein, die so niedrig war, dass sie tief gebückt über den blank polierten Holzboden gehen mussten. Im Gegensatz zu dem staubigen Durcheinander von Kartons, Fässern und Kisten oben im Laden war es hier unten sauber und wohlgeordnet. An den Wänden summten mehrere Luftentfeuchter gleichmäßig vor sich hin.

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