Das Bourne Duell
dir.«
»Mein Gott.« Sie sprang auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Sie strich mit den Fingerspitzen über die Bücher auf den Regalen, über die Bronzeelefanten und die schweren Vorhänge, ohne dass sie sich dessen bewusst war. Peter war klug genug, zu schweigen. Schließlich drehte sie sich zu ihm um. »Nenn mir einen einzigen guten Grund, warum ich bei euch mitmachen sollte – und bitte nicht das, was sowieso auf der Hand liegt.«
»Okay, dann lassen wir einmal die Tatsache beiseite, dass du einen Job brauchst. Aber überlege einfach mal in Ruhe. Wenn Willard sein Versprechen hält, wenn Halliday wirklich weg ist – was glaubst du, wie lang sich Danziger dann noch in der CI hält?« Er stand von seinem Platz auf. »Ich weiß ja nicht, wie’s dir geht, aber ich hätte schon gern die alte CI zurück, die der Alte über Jahrzehnte geleitet hat und auf die ich stolz sein kann.«
»Du meinst die CI, die Jason immer wieder benutzt hat, wenn ihr nichts anderes einfiel und es ihren Zwecken dienlich war.«
Er tat ihren sarkastischen Einwand lachend ab. »Ist das nicht etwas, was Geheimdienste besonders gut können?« Er kam auf sie zu. »Komm schon, willst du nicht auch die alte CI wiederhaben?«
»Ich will Typhon wieder leiten.«
»Ja, ich verstehe, du hast Angst, dass Danziger die Typhon-Netzwerke zerstört, die du so mühsam aufgebaut hast.«
»Um die Wahrheit zu sagen, die Zukunft von Typhon
ist so ziemlich das Einzige, woran ich denke, seit ich heute Nachmittag die Zentrale verlassen habe.«
»Dann komm zu uns.«
»Was ist, wenn Willard scheitert?«
»Das wird er nicht«, erwiderte Marks.
»Nichts im Leben ist sicher, Peter, das solltest du doch am besten wissen.«
»Okay, da hast du schon recht. Gut, also, wenn er scheitert, dann scheitern wir alle. Aber wir können uns wenigstens sagen, dass wir alles versucht haben, Halliday und seine wild gewordene NSA aufzuhalten.«
Soraya seufzte und schritt über den Teppich auf Marks zu. »Woher zum Teufel hat Willard das Geld, um Treadstone wieder aufzubauen?«
Ihr wurde bewusst, dass sie, indem sie diese Frage stellte, sein Angebot praktisch angenommen hatte. Und während sie überlegte, was das bedeutete, wäre ihr beinahe der gequälte Ausdruck auf Peters Gesicht entgangen. »Es wird mir nicht gefallen, stimmt’s?«, fragte sie.
»Mir hat es auch nicht gefallen, aber …« Er zuckte die Achseln. »Sagt dir der Name Oliver Liss etwas?«
»Einer der Direktoren von Black River?« Sie starrte ihn mit großen Augen an – dann brach sie in schallendes Gelächter aus. »Das ist ein Scherz, nicht wahr? Jason und ich haben doch alles getan, um Black River das Handwerk zu legen. Ich habe gedacht, die drei stünden unter Anklage?«
»Ja, Liss’ Partner schon, aber er hat rechtzeitig alle Verbindungen zu den anderen gekappt – ein paar Monate bevor alles aufflog. Niemand konnte ihm nachweisen, dass er mit den illegalen Dingen zu tun hatte.«
»Aber er hat davon gewusst?«
Peter zuckte die Achseln. »Wer weiß, vielleicht hat er sich wirklich rechtzeitig zurückgezogen.«
Sie sah ihn durchdringend an. »Das glaubst du genauso wenig wie ich.«
Marks nickte.
»Du hast recht – die Sache gefällt mir überhaupt nicht. Und was sagt uns das über die moralischen Prinzipien von Willard?«
Marks atmete tief ein und langsam wieder aus. »Halliday arbeitet mit derart schmutzigen Tricks, dass mir alles recht ist, was ihn zur Strecke bringt.«
»Und da ist sogar ein Pakt mit dem Teufel gerechtfertigt?«
»Vielleicht braucht es einen Teufel, um einen anderen Teufel zu besiegen.«
»Egal ob es stimmt, was du sagst, oder nicht – wir lassen uns da auf ein sehr riskantes Spiel ein, Peter.«
Marks lächelte. »Was glaubst du, warum ich möchte, dass du mit an Bord kommst? Irgendwann wird der Moment kommen, wo ich jemanden brauche, der mich aus der Scheiße rauszieht, bevor’s zu spät ist. Und dafür kann ich mir niemand Besseren vorstellen als dich.«
Moira Trevor stand mit ihrer Lady-Hawk-Pistole im Oberschenkelhalfter in einem der leeren Büros ihrer Firma namens Heartland Risk Management, die nach wenigen Monaten des Bestehens schon wieder vor dem Ende stand. Es hätte einfach keinen Sinn gehabt weiterzumachen, weil sie nicht mehr wusste, welchem ihrer Mitarbeiter sie noch trauen konnte. Heute war nichts mehr hier als Staub, nicht einmal Erinnerungen, die sie mitnehmen konnte.
Sie wandte sich zum Gehen und sah einen Mann in der offenen
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