Das Bourne Duell
hatte.
»Wir sind ein Team«, sagte Bourne. »Wir drei.«
Arkadin warf einen kurzen Blick auf Soraya. »Dann sag, was du weißt.«
»Wir müssen uns vor allem auf einen Mann konzentrieren«, begann Bourne. »Er heißt Idir Syphax.«
Das Haus lag etwa in der Mitte des Blocks. Die Nacht war sehr schnell hereingebrochen, so als würde man jemandem eine Kapuze über den Kopf werfen. Die Berge, die das Tal umschlossen, waren pechschwarz. Ein beißender Wind wirbelte Schneekristalle und Sandkörner über die Straßen und Gassen. Das Licht der Sterne schien unwirklich, wie eine Halluzination.
Idir Syphax lag auf einem Dach auf der anderen Straßenseite, von wo er die Rückseite des Hauses im Blick hatte. Links und rechts von ihm waren zwei Scharfschützen von Severus Domna in Position, ihre Sako -TRG-22-Gewehre feuerbereit. Idir beobachtete das Haus, als würde er darauf warten, dass seine Tochter nach Hause kommt, als spürte er irgendeine unbekannte Gefahr, als wäre das Haus selbst sein Kind. Und in gewisser Weise war es das auch. Er hatte sich von Tanirt beraten lassen, bevor er das Haus baute. Ich will eine Festung bauen , hatte er ihr gesagt. Und sie hatte gemeint: Dann solltest du dem Plan des großen Baaltempels folgen. Er war eine unüberwindliche Festung . Nachdem er sich angesehen hatte, was sie ihm aufgezeichnet hatte, stimmte er zu und legte selbst beim Bau Hand an. Jedes Brett, jeder Nagel und jedes Stück Beton war mit seinem Schweiß getränkt. Das Haus war nicht für Menschen gebaut, sondern für eine Sache, eine Idee, ein Ideal. In gewisser Weise war es ein heiliger Ort, genauso heilig wie eine Moschee. Es war der Anfang und das Ende aller Dinge. Alpha und Omega, ein eigenes Universum.
Idir verstand das besser als die meisten anderen von Severus Domna. Für Benjamin El-Arian zum Beispiel war das Haus so etwas wie eine Venusfliegenfalle, eine fleischfressende Pflanze. Für Marlon Etana war es
ebenfalls nur ein Mittel zum Zweck. Für beide war das Haus jedenfalls ein totes Ding, bestenfalls so etwas wie ein Lasttier. Für sie war es nicht heilig, kein Tor zum Göttlichen. Sie verstanden nicht, dass Tanirt den Ort aus einem ganz bestimmten Grund gewählt hatte. Sie hatte ihn mit einer alten Beschwörungsformel gefunden. Einmal hatte er sie gefragt, was das für eine Sprache war, die sie dabei benutzte; es war Ugaritisch. Sie erklärte ihm, dass die Alchemisten am Hof König Salomos die Sprache gesprochen hätten, im heutigen Syrien. Aus diesem Grund hatte sie auch die Statue in die Mitte des Hauses gestellt, von wo ihre Heiligkeit ausstrahlte. Er hatte sie hineinschmuggeln lassen müssen, weil derartige Statuen durch die Scharia strengstens verboten waren. Natürlich wusste weder Benjamin El-Arian noch Marlon Etana von ihrer Existenz. Sie hätten ihn dafür als Ketzer verbrennen lassen. Aber wenn ihn Tanirt eines gelehrt hatte, dann, dass es uralte Kräfte gab – vielleicht war Mysterien ein besseres Wort dafür –, die vor allen Religionen existiert hatten, selbst vor der jüdischen. Die Religionen waren alle Erfindungen der Menschheit, um irgendwie mit dem Schrecken des Todes fertigzuwerden – aber die Mysterien, hatte ihm Tanirt erklärt, waren göttlich, was nichts mit der menschlichen Vorstellung von Gott zu tun hatte. Hat Baal wirklich existiert? , hatte sie rhetorisch gefragt. Ich bezweifle es. Aber etwas war da .
Abgesehen vom Wind war die Nacht völlig still. Er wusste, dass sie kommen würden, aber er wusste nicht, von wo. Alle Versuche, ihnen zu folgen, waren gescheitert, was ihn nicht einmal überraschte. Nun, dann würde er eben auf sie warten. Arkadins drei Männer waren
ausgeschaltet – auf Kosten von vier seiner eigenen Leute. Diese Russen waren zähe Kämpfer, aber das spielte alles keine Rolle; Arkadin würde nicht hereinkommen, auch wenn er es noch so sehr versuchte. Alle Häuser hatten ihre Schwachstellen, an denen man eindringen konnte – zum Beispiel über die Kanalisation oder an der Stelle, wo die Stromleitung hineinführte. Doch dieses Haus war nicht für Menschen gebaut, und deshalb gab es keinen Kanalanschluss. Es gab keine Heizung und keine Klimaanlage, keine Kühlschränke oder Öfen, die Strom brauchten – und darum kam der Strom, der benötigt wurde, ausschließlich von einem großen Generator in einem abgeschotteten Raum des Hauses. Es gab absolut keinen Weg hinein, der nicht einen Alarm auslösen würde, welcher wiederum andere Sicherheitsvorkehrungen
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