Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
dunkel getönte Haut und exotische Gesichtszüge.
Irgendetwas in seinem Gesicht sprach Bourne an, so als hätte er ihn in seinem früheren Leben schon einmal gesehen oder zumindest jemanden wie ihn. Es folgte ein weiteres Bild der beiden Männer mit reizenden Begleiterinnen in einem exklusiven Londoner Nachtklub. Sie beugten sich angespannt über einen Spieltisch. Bourne sah sich die beiden Begleiterinnen genauer an, die halb verdeckt von den Männern und etwas unscharf waren – und erst jetzt erkannte er, dass eine der Frauen Holly war … und die andere Tracy. Es traf ihn wie ein Schock. Er hatte Tracy vor einem Monat in einem Flugzeug nach Sevilla kennengelernt, und sie waren zu Verbündeten geworden, als sie gemeinsam nach Khartum reisten, wo sie in seinen Armen starb. Erst später stellte sich heraus, dass sie für Arkadin gearbeitet hatte.
    Dann hatten also Tracy, Perlis, Holly und der unbekannte junge Mann irgendwie miteinander zu tun gehabt. Was für ein seltsames Schicksal hatte sie zusammengeführt?
    Als Nächstes kam ein Porträt des jungen Mannes, der gleichzeitig misstrauisch und amüsiert in die Kamera blickte. Er hatte dieses spöttische Lächeln auf den Lippen, mit dem vor allem Sprösslinge von reichen Familien gern die Welt und ihre Mitmenschen betrachteten. Das siebte und letzte Foto zeigte sie zu dritt – Perlis, den jungen Mann und Holly Marie Moreau. Wo war Tracy? Wahrscheinlich hatte sie das Foto geknipst, oder sie war gerade auf einer ihrer vielen Reisen. Ihre Gesichter waren von den Kerzen einer kunstvoll verzierten Torte beleuchtet. Es war Hollys Geburtstag. Sie saß zwischen den beiden Männern, leicht vorgebeugt, und warf mit einer Hand ihr langes Haar zurück, während
sie sich offenbar anschickte, die Kerzen auszublasen. Ihr Blick war ein wenig verträumt, so als überlegte sie, was sie sich wünschen sollte. Sie sah sehr jung und unschuldig aus.
    Bourne betrachtete die ganze Reihe noch einmal, dann stand er auf und begann die Bilderrahmen zu öffnen. An der Rückseite des Geburtstagsfotos klebte ein Reisepass auf Perlis’ Namen. Bourne steckte ihn ein, setzte das Bild wieder zusammen und betrachtete es eingehend. Wie mochte Holly Marie Moreau gewesen sein? Wie hatte Perlis sie kennengelernt? Waren sie ein Liebespaar, Freunde, oder hatte er sie einfach benutzt? Oder sie ihn? Er strich sich mit der Hand durchs Haar und rieb seine Kopfhaut, wie um sein Gehirn zu stimulieren, damit es sich endlich erinnerte, auch wenn das unmöglich schien. Einen Moment lang kam Panik in ihm auf, so als säße er in einem kleinen Boot mitten auf hoher See, im dichten Nebel, sodass er in keiner Richtung irgendetwas sehen konnte. Auch wenn er sich noch so sehr anstrengte, er konnte sich einfach nicht an seine Zeit mit ihr erinnern. Ja, wenn da nicht dieser eindringliche Traum von ihrem Tod auf Bali gewesen wäre, dann hätte er überhaupt keine Erinnerung an sie gehabt. Hatte der Albtraum denn nie ein Ende? Musste es ihm immer wieder passieren, dass Leute aus dem dichten Nebel seiner Vergangenheit auftauchten, um dann wie Geister am äußersten Rand seines Gesichtsfelds zu verharren? Normalerweise hatte er seine Gefühle unter Kontrolle, aber er wusste, warum das diesmal nicht so war: Es war ihm, als könne er immer noch spüren, wie das Leben aus Tracy Atherton gewichen war, als er sie in seinen Armen hielt. Hatte er Holly genauso gehalten,
als sie mit zerschmetterten Gliedern am Fuße der steilen Treppe zu dem balinesischen Tempel lag?
    Bourne setzte sich auf das Bett und starrte in einen Brunnen von Erinnerungen – an Menschen, die ihm nahegestanden hatten und die heute tot waren. War er an ihrem Tod schuld? Hatten sie sterben müssen, weil sie ihn geliebt hatten? Er hatte Marie geliebt, daran bestand kein Zweifel. Aber was war mit Tracy? Konnte man jemanden lieben, den man nur wenige Tage kannte? Selbst ein Monat schien zu kurz, um jemanden wirklich kennenzulernen. Und doch ging ihm Tracy nicht aus dem Sinn – er vermisste sie, ihre Nähe, die Gespräche mit ihr. Er rieb sich die Augen mit den Handballen. Und dann war da diese quälende Gewissheit, dass ihm Holly etwas bedeutet hatte, dass sie an seiner Seite gewesen war und vielleicht mit ihm gelacht hatte, so wie mit Noah Perlis, doch er würde sich nie mehr daran erinnern. Das Einzige, was er vor sich sah, war, wie sie die steile Treppe hinunterstürzte. Und jetzt war er wieder allein, weil er nicht wollte, dass Moira das gleiche Schicksal

Weitere Kostenlose Bücher