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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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erdulden musste wie die anderen, die ihm nahe sein wollten. Allein, für immer und ewig …
    Tracy war in seinen Armen erschauert, als würde sie zum letzten Mal ausatmen. »Jason, ich will nicht allein sein« , hatte sie noch gesagt.
    »Du bist nicht allein, Tracy« , hatte er ihr versichert. Er erinnerte sich daran, dass er sie auf die Stirn geküsst hatte. »Ich bin ja bei dir.«
    »Ja, ich weiß, es ist gut, ich spüre dich bei mir.« Kurz bevor sie starb, hatte sie noch einen Seufzer ausgestoßen, fast wie das zufriedene Schnurren einer Katze.
    Die Vorhänge in Noah Perlis’ Wohnung bewegten
sich leicht, so als wären sie lebendig, und er stieß ein bitteres Lachen aus. Hatte Holly ihm genauso zugeflüstert, wie Tracy es vor ihrem Tod getan hatte: »In so einem Moment ist es vorbei mit unseren Geheimnissen.« Tracy hatte nicht wissen können, dass in seinem Leben ohne Erinnerung die ganze Vergangenheit im Dunkeln lag und für ihn ein einziges quälendes Geheimnis war. In diesem Moment vermisste er Tracy so schmerzlich, als hätte man ihm ein Messer zwischen die Rippen gestoßen, und er stöhnte laut auf. Die Vorhänge zitterten im Luftzug, und es kam ihm so vor, als wäre Tracy wieder hier bei ihm, als würde sie ihn ansehen mit ihren großen blauen Augen und ihrem strahlenden Lächeln, das dem von Suparwita so ähnlich war. Im Säuseln des Luftzugs hörte er ihr Lachen, spürte ihren Handrücken über seine Wange streichen.
    Er hatte sie nur kurze Zeit gekannt, aber diese wenigen Tage waren ein einziger Kampf um das nackte Überleben gewesen, eine Zeit, in der der Tod ständig über ihnen geschwebt hatte und in der aus einer flüchtigen Bekanntschaft eine Freundschaft fürs Leben hatte werden können.
    Tracy hatte einen Punkt in ihm berührt, der gleichzeitig gut verborgen und sehr empfindlich war. Sie hatte einen Weg in sein Inneres gefunden, und da war sie immer noch, lebendig und atmend, auch nach ihrem Tod.
    Und in diesem Moment, in dem sie ihm so nah war, dass er ihre Stimme in seinen Gedanken hören konnte, erinnerte er sich an etwas, das sie zu ihm gesagt hatte, am Abend bevor sie starb: »Ich lebe in London, im Belgravia-Viertel. Wenn Sie meine Wohnung sehen würden …
sie ist winzig, aber sie gehört mir und ich liebe sie. Hinter dem Haus steht ein Birnbaum, in dem im Frühling immer Schwalben nisten. Und ein Ziegenmelker bringt mir fast jeden Abend ein Ständchen.«
    Er hielt den Atem an. War es wirklich nur ein Zufall, dass Tracy genauso wie Perlis in Belgravia lebte? Bourne glaubte nicht an Zufälle, schon gar nicht bei Menschen wie Tracy, Holly, Perlis, den Herreras, Nikolaj Jewsen und Leonid Arkadin. Perlis und Jewsen waren tot, genauso wie Tracy und Holly, und Arkadin war weiß Gott wo. Damit waren die Herreras die Einzigen aus dieser Gruppe von Leuten, die noch lebten.
    Nur das Bild des gut aussehenden jungen Mannes mit dem spöttischen Lächeln hatte er noch nicht untersucht. Wo hatte er dieses Gesicht schon einmal gesehen? Es war ihm quälend vertraut, wenn auch leicht verändert, so als hätte er den Mann gesehen, als er jünger war … oder älter! Er hatte es plötzlich sehr eilig, die Papprückseite abzunehmen, und fand einen kleinen Schlüssel, der an die Rückseite des Fotos geklebt war. Er zog ihn ab. Die Größe des Schlüssels ließ vermuten, dass er entweder zu einem Schließfach gehörte, wie man es auf einem Flughafen oder Bahnhof fand, oder … An dem Schlüssel hing ein kleines Schild, auf dem eine Zahlenreihe notiert war. Ein Bankschließfach. Er drehte den Schlüssel um. Auf der anderen Seite war ein Logo eingeprägt, das aus zwei kleinen, miteinander verbundenen Buchstaben bestand: AB.
    Mit einem Schlag war alles klar: Dieser Mann war Diego Herrera, Sohn und Erbe von Don Fernando Herrera, der illegale Waffengeschäfte mit Nikolaj Jewsen betrieben hatte, jenem berüchtigten Waffenhändler, den
Bourne vor vier Wochen in Khartum getötet hatte. Don Herreras legales Geschäft war die Bank Aguardiente Bancorp: AB. Seinem Sohn Diego hatte er die Leitung der Londoner Filiale übertragen.
    Noah Perlis war mit Diego Herrera befreundet, und sie kannten beide Holly. Er nahm das Foto, das alle drei an Hollys Geburtstag zeigte, von der Kommode und blickte von einem Gesicht zum anderen. Sie hatten einen verschwörerischen Ausdruck in den Augen. Perlis war mit Holly befreundet gewesen und hatte sie dennoch getötet. Zuerst Freundschaft und Nähe … und dann Mord.
    Die Erkenntnis traf

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