Das Bourne Duell
etwas Seltsames auf. »Warum fahren wir nach Oxford zurück?«
Er verzog das Gesicht, während er den Wagen zur Autobahnauffahrt lenkte. »Mir geht’s genauso wie Ihnen – ich mag es auch nicht, wenn jemand auf mich schießt. Ich muss mir den BMW noch mal ansehen, und unseren Freund, der drin sitzt.« Als er ihr erschrockenes Gesicht sah, fügte er hinzu: »Keine Angst. Ich steige schon vorher aus. Können Sie fahren?«
»Natürlich.«
Er bog links ab und fuhr wieder auf die Autobahn Richtung Oxford. Der Regen hatte nachgelassen und war in ein leichtes Nieseln übergegangen. Er schaltete die Scheibenwischer zurück. »Tut mir leid, dass der Wagen beschädigt ist.«
Sie schauderte und sah ihn mit einem grimmigen Lächeln an. »Das ließ sich ja nicht vermeiden, oder?«
»Wann kommt Scarlett von Ihren Eltern zurück?«
»Erst nächste Woche, aber ich kann sie jederzeit abholen«, antwortete sie.
»Gut.« Bourne nickte. »Ich will nicht, dass Sie in Ihr Haus in Oxford zurückgehen. Gibt es irgendeinen Platz, wo Sie vorübergehend wohnen können?«
»Ich gehe in Tracys Wohnung zurück.«
»Das ist leider auch nicht möglich. Diese Leute müssen mir schon von dort gefolgt sein.«
»Was ist mit dem Haus meiner Eltern?«
»Das ist auch nicht gut. Ich würde vorschlagen, dass Sie Scarlett abholen und mit ihr irgendwohin gehen, wo Sie noch nie waren.«
»Sie glauben doch nicht …?«
Er zog so langsam, dass sie es genau sehen konnte, die Pistole hervor, die er in Perlis’ Wohnung gefunden hatte, und legte sie ins Handschuhfach.
»Was machen Sie da?«
»Jemand ist uns gefolgt, wahrscheinlich schon von Tracys Wohnung. Und man kann nicht ausschließen, dass diese Leute von Scarlett wissen, und auch, wo Ihre Eltern wohnen.«
»Aber wer sind diese Leute?«
Er schüttelte den Kopf.
»Das ist ein Albtraum, Adam«, sagte sie mit brüchiger Stimme, so als wären ihre Worte aus Glas. »In was ist Tracy da nur hineingeraten?«
»Ich wünschte, ich könnte es Ihnen sagen.«
Die Autos auf ihrer Seite kamen nur noch zentimeterweise voran, sie schienen sich der Unfallstelle zu nähern. Das machte es ihm natürlich leichter auszusteigen, während Chrissie das Lenkrad übernahm.
»Und was werden Sie machen?«, fragte sie, als er den Gang herausnahm.
»Machen Sie sich um mich keine Sorgen«, sagte er. »Ich fahre zurück nach London.« Ihr besorgter Blick verriet ihm, dass sie ihm nicht glaubte. Er gab ihr seine Handynummer. Doch als sie einen Kugelschreiber aus ihrer Handtasche nahm, fügte er hinzu: »Nein, prägen Sie sich die Nummer ein. Ich will nicht, dass Sie sie aufschreiben.«
Sie stiegen schnell aus dem Range Rover aus, und Chrissie setzte sich ans Lenkrad. »Adam.« Sie streckte die Hand aus und drückte seinen Arm. »Um Himmels willen, passen Sie auf sich auf.«
Er lächelte. »Mir passiert schon nichts.«
Doch sie ließ seinen Arm nicht los. »Warum tun Sie das alles?«
Er dachte an Tracy, und wie sie in seinen Armen gestorben war. Es kam ihm vor, als hätte er ihr Blut an seinen Händen.
Er beugte sich durch das Wagenfenster herein. »Ich bin es ihr einfach schuldig.«
Bourne sprang über die Mittelleitplanke auf die andere Seite der regennassen Autobahn. Als er sich der Unfallstelle
näherte, legte er sich bereits einen Plan zurecht. Ringsum standen Krankenwagen und Polizeiautos, die aus dem ganzen Umkreis gekommen waren, was für das, was er vorhatte, durchaus günstig war. Die Unfallstelle war noch nicht abgesperrt. Er sah einen Toten, mit einer Plane zugedeckt, am Boden liegen. Ein Team der Spurensicherung suchte den Bereich rund um die Leiche ab; sie machten sich Notizen, schossen Fotos und markierten Spuren und Beweisstücke mit nummerierten Kegeln. Jedes Detail, ob Blutstropfen, Splitter von einem zertrümmerten Rücklicht, Stofffetzen, Glasscherben von einem zerborstenen Autofenster oder ein Ölfleck – alles wurde von mehreren Seiten fotografiert.
Bourne ging zu einem Rettungswagen, setzte sich unauffällig hinein und durchsuchte das Handschuhfach nach irgendeiner Form von Ausweis. Er fand nichts und wandte sich den Sonnenblenden zu. An einer war ein Gummiband befestigt. Er zog es herunter und fand mehrere Karten, darunter auch ein abgelaufener Ausweis. Es erstaunte ihn immer wieder, dass die Leute offenbar so an ihrer eigenen Vergangenheit hingen, dass es ihnen schwerfiel, sich von einem auch noch so kleinen Teil davon zu trennen. Er hörte jemanden kommen, nahm sich ein Paar
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