Das Bourne Duell
dem kolumbianischen Drogenbaron, der jetzt im Gefängnis sitzt, nicht wahr?«
Essai nickte. »Narsico hat eine Zeit lang versucht, sich von seinem berüchtigten Cousin zu distanzieren. Er war zehn Jahre nicht mehr in Kolumbien. Irgendwann fand er es dann wohl zu anstrengend, ständig dem
Ruf seiner Familie davonzulaufen – jedenfalls änderte er vor fünf Jahren seinen Namen und kaufte sich in die größte Tequila-Brennerei in Mexiko ein. Heute gehört sie ihm ganz, und in den letzten zwei Jahren hat er sie noch erweitert.«
»Die Heirat mit Berengária hat ihm da wohl nicht gerade geholfen«, meinte Moira.
»Ich weiß es nicht. Sie hat sich jedenfalls als gerissene Geschäftsfrau erwiesen. Die meisten Leute vermuten, dass sie für die Expansion verantwortlich ist. Ich glaube, dass sie eher als er bereit ist, ein kalkuliertes Risiko einzugehen, und bis jetzt hat sie keinen einzigen Fehler gemacht.«
»Wie war ihr Verhältnis zu Gustavo?«
»Nach allem, was man hört, standen sich die Geschwister sehr nahe. Vor allem seit dem Tod ihrer Mutter.«
»Glauben Sie, dass sie in seine Geschäfte verwickelt war?«
Essai verschränkte die Arme vor der Brust. »Schwer zu sagen. Wenn, dann muss sie es geschickt angestellt haben, denn es gibt absolut keine Hinweise, dass sie etwas mit Gustavos Drogenhandel zu tun hat.«
»Aber Sie haben gesagt, dass sie eine clevere Geschäftsfrau ist.«
Er runzelte die Stirn. »Glauben Sie, dass der Maulwurf im Geschäft ihres Bruders für sie gearbeitet hat?«
Moira zuckte mit den Schultern. »Wer weiß?«
»Keiner der beiden wäre so dumm.«
Moira nickte. »Sie haben recht, aber wenn uns jemand glauben lassen möchte, dass einer von ihnen den Maulwurf ermorden ließ, dann wäre es vielleicht hilfreich,
mit ihnen zu sprechen. Aber zuerst möchte ich Roberto Corellos einen Besuch abstatten.«
Essai sah Moira mit seinem dunklen Lächeln an, das ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. »Ich glaube, Ms. Trevor, Sie haben schon angefangen, sich Ihr Honorar zu verdienen.«
Bourne und Chrissie fuhren im strömenden Regen, der ganz plötzlich eingesetzt hatte, nach London zurück, als Bournes Handy klingelte.
»Mr. Stone.«
»Hallo, Professor«, meldete sich Bourne.
»Es gibt Neuigkeiten«, sagte Giles. »Ich habe eine E-Mail von meinem Schachpartner bekommen. Wie es scheint, hat er das Rätsel des dritten Worts gelöst.«
»Wie lautet es?«, fragte Bourne.
»Dominion.«
»Dominion« , wiederholte Bourne. »Dann haben wir also diese drei Worte auf dem Ring: Severus Domna Dominion . Was bedeutet das?«
»Nun, es könnte irgendein Spruch sein, eine Beschwörungsformel«, meinte Giles, »vielleicht aber auch – und das ist jetzt natürlich wilde Spekulation – die Anleitung, wie man Blei in Gold verwandelt. Aber ohne zusätzliche Information, fürchte ich, wird sich das nicht feststellen lassen.«
Die Straße vor ihnen war regennass, die Scheibenwischer glitten unermüdlich hin und her. Bourne warf immer wieder einen kurzen prüfenden Blick in den Außenspiegel.
»Mein Freund hat mir noch etwas Interessantes über das Ugaritische verraten, obwohl ich nicht weiß, inwieweit
das hier relevant sein könnte. Es hat einen ganz bestimmten Grund, warum die Sprache für ihn und seine Kollegen so interessant ist. Es gibt nämlich gewisse Dokumente – oder zumindest Bruchstücke davon –, die, so behaupten sie, vom Hof König Salomos stammen. Offenbar haben Salomos Astrologen untereinander ugaritisch gesprochen und auch an die alchemistischen Kräfte der Sprache geglaubt.«
Bourne lachte. »Bei all den Legenden um König Salomos Gold kann ich mir schon vorstellen, warum die Wissenschaftler in früheren Zeiten glaubten, dass man mit der Alchemie Blei in Gold verwandeln könne.«
»Genau das habe ich ihm auch gesagt, Mr. Stone.«
»Danke, Professor. Sie haben mir sehr geholfen.«
»Gern geschehen, Mr. Stone. Christinas Freunde sind auch meine Freunde.«
Als Bourne sein Handy einsteckte, sah er, dass der schwarz-goldene Truck, der vor einigen Minuten drei Autos hinter ihnen aufgetaucht war, nun direkt hinter ihnen fuhr.
»Chrissie, fahren Sie bitte von der Autobahn ab«, sagte er leise. »Danach bleiben Sie gleich stehen.«
»Fühlen Sie sich nicht wohl?«
Er sagte nichts und behielt den Außenspiegel im Auge. Dann griff er zu ihr hinüber und hinderte sie daran, den Blinker zu betätigen. »Nein, nicht blinken.«
Ihre Augen weiteten sich, und sie stieß
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