Das Bourne Duell
Der Kerl, der einmal gesagt hat, dass Rache ein Gericht ist, das man am besten kalt serviert, hatte kein kolumbianisches Blut in seinen Adern. Warum warten, wenn man die Gelegenheit nur beim Schopf packen muss?«
Der junge Mann kam mit einem Tablett voller kleiner Gerichte herein – von Reis mit Bohnen über gebratene Chilis bis zu geräucherten Meeresfrüchten. Er stellte
das Tablett auf den Tisch, und Corellos winkte ihn weg. Er nahm sich einen Teller mit Garnelen in einer feurigroten Sauce und aß sie mitsamt dem Kopf. Als er fertig war und sich die Fingerspitzen ableckte, sagte er: »Wissen Sie, wie man am besten an einen Mann herankommt, Señorita? Über eine Frau.«
Jetzt verstand sie. »Sie haben Berengária verführt.«
»Ja, ich habe ihm Hörner aufgesetzt, aber das ist noch nicht alles. Narsico würde am liebsten gar nichts mehr mit seiner Familie zu tun haben, also hab ich dafür gesorgt, dass ihm das nicht gelingt.« Corellos’ Augen funkelten. »Ich habe Berengária Moreno als Nachfolger ihres Bruders eingesetzt.«
Und das hast du verdammt gut eingefädelt , dachte Moira. Essai hatte gesagt, dass es keine Hinweise gäbe, dass sie etwas mit dem Drogengeschäft zu tun habe. »Glauben Sie, dass sie einen Maulwurf im Geschäft ihres Bruders hatte?«
»Wenn sie eine Liste von Gustavos Kunden hätte haben wollen, dann hätte sie ihn nur zu fragen brauchen, aber das hat sie nicht getan.«
»Wer käme sonst infrage?«
Er sah sie skeptisch an. »Oh, ich weiß nicht, da gibt es tausend Leute, wenn nicht mehr. Soll ich Ihnen eine Liste schreiben?«
Moira ging nicht auf seine sarkastische Bemerkung ein. »Was ist mit Ihnen?«
Er lachte. »Machen Sie Witze? Ich habe mit Gustavo ein Vermögen verdient – und er hat die Schwerarbeit dabei übernommen. Warum hätte ich mir das auch noch antun sollen?«
Wusste Corellos, dass Morenos Kundenliste auf dem
Laptop war, oder hatte er es angenommen?, fragte sich Moira. Essai sah ihr jedenfalls nicht wie jemand aus, der es auf das Geschäft eines kolumbianischen Drogenbarons abgesehen hatte; er schien wirklich nur sein Eigentum wiederhaben zu wollen. Sie beugte sich vor, die Ellbogen auf den Tisch gestützt. »Escúchame, Hombre . Irgendjemand hat sich den Laptop unter den Nagel gerissen. Wenn es nicht Berengária war, dann muss es jemand anders sein, der gern Gustavos Geschäft übernehmen würde, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er aktiv wird.«
Corellos nahm sich einen Teller mit gebratenen Chilis und steckte sie sich einen nach dem anderen in den Mund. Seine ausdrucksvollen Lippen glänzten vom Fett. Er machte sich nicht die Mühe, sie abzuwischen.
»Davon weiß ich nichts«, sagte Corellos kalt.
Moira glaubte ihm. Wenn er etwas gewusst hätte, dann hätte er schon etwas unternommen. Sie stand auf. »Vielleicht weiß Berengária etwas.«
Er kniff die Augen zusammen. »Einen Scheiß weiß sie. Was sie weiß, weiß ich auch.«
»Sie sind weit weg von Jalisco.«
Corellos lachte höhnisch. »Sie kennen mich nicht besonders gut, Chica .«
»Ich will diesen Laptop, Hombre .«
»Sie gefallen mir!« Er stieß einen kehligen Laut hervor, der erstaunlicherweise wie das Schnurren eines Tigers klang. »Es ist schon spät, Chica . Warum bleibst du nicht über Nacht? Ich garantiere dir, hier ist es bequemer als in jedem Hotelzimmer in der Stadt.«
Sie lächelte. »Lieber nicht. Danke für die Gastfreundschaft – und für Ihre Ehrlichkeit.«
Corellos lächelte. »Für eine schöne Señorita mach ich das doch gern.« Er hob warnend einen Finger. »Cuidado, Chica . Ich beneide Sie nicht. Berengária ist ein verdammter Piranha. Wenn Sie sich auch nur die kleinste Blöße geben, dann frisst sie Sie auf, und zwar mit Haut und Haaren.«
Als Peter Marks in Noah Perlis’ Wohnung kam, traf er auf eine ganze Schar von CI-Agenten, von denen er zwei kannte – einen davon, Jesse McDowell, sogar sehr gut. Er und McDowell hatten bei zwei Einsätzen zusammengearbeitet, bevor Marks ins Management befördert wurde.
Als McDowell Marks sah, winkte er ihm und nahm ihn beiseite. »Was zum Teufel machst du hier, Peter?«, fragte er ihn mit leiser Stimme.
»Ich bin auf einer Mission.«
»Schön und gut, aber du solltest trotzdem verschwinden, bevor einer von Danzigers übereifrigen Burschen sich fragt, was du hier suchst.«
»Das geht leider nicht, Jesse.« Peter reckte den Hals und guckte über McDowells Schulter. »Ich suche Jason Bourne.«
»Viel Glück dabei,
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