Das Bourne Duell
Kumpel«, sagte McDowell mit einem süffisanten Lächeln. »Wie viele Rosen soll ich dir aufs Grab legen?«
»Hör zu, Jesse, ich bin gerade aus D.C. gekommen, ich bin müde und hungrig und überhaupt nicht in der Stimmung für irgendwelche blöden Spielchen mit dir oder irgendeinem von Danzigers kleinen Zinnsoldaten.« Er schickte sich an, um McDowell herumzugehen. »Glaubst du, ich habe Angst vor ihnen, oder vor Danziger?«
McDowell hob beschwichtigend die Hände. »Okay, okay, alles klar, Kumpel.« Er nahm Marks am Ellbogen. »Ich erzähl dir, was ich weiß, aber nicht hier. Im Gegensatz zu dir hab ich Danziger immer noch als Boss.« Er führte Marks auf den Flur hinaus. »Gehen wir runter ins Pub auf ein paar Drinks. Wenn ich ein Bier oder zwei intus hab, dann denk ich nicht mehr dran, wer mein Boss ist.«
Das Slaughtered Lamb war ein Londoner Pub, wie man es typischer nicht finden konnte. Es war dunkel und roch nach Bier und sehr altem Zigarettenrauch, der teilweise immer noch wie ein Nebelschleier in der Luft zu hängen schien.
McDowell wählte einen Tisch an der holzgetäfelten Wand, bestellte zwei Pints von dem lauwarmen Gebräu und für Marks noch Würstchen mit Kartoffelbrei. Als das Essen kam, roch Marks an dem Fleisch, und ihm drehte sich fast der Magen um. Er bat den Kellner, den Teller wieder mitzunehmen, und bestellte stattdessen zwei Käsebrötchen.
»Dass wir hier sind, liegt daran, dass jetzt wieder gegen Black River ermittelt wird«, erläuterte McDowell.
»Ich dachte, der Fall wäre längst abgeschlossen.«
»Das dachten wir auch.« McDowell trank sein Bier aus und bestellte noch eins. »Aber wie es aussieht, hat es jemand ganz hoch oben auf Oliver Liss abgesehen.«
»Liss hat Black River verlassen, bevor die ganze Scheiße herauskam.«
McDowell bekam sein zweites Bier serviert. »Ja, aber er steht trotzdem unter Verdacht. Er mag ja ausgestiegen sein, bevor es brenzlig wurde, aber es ist trotzdem
wahrscheinlich, dass er genauso wie die anderen für die schmutzigen Geschäfte von Black River verantwortlich ist. Unser Job ist es, dafür handfeste Beweise zu finden, und weil Noah Perlis Liss’ persönlicher Handlanger war, stellen wir erst einmal seine Wohnung auf den Kopf.«
»Die Nadel im Heuhaufen«, meinte Marks.
»Kann sein.« McDowell stürzte sein Bier hinunter. »Aber etwas haben wir doch gefunden, was interessant ist – ein Foto von diesem Diego Herrera. Ich weiß nicht, ob du’s gehört hast – er wurde gestern in einem noblen Kasino im West End erstochen, im Vesper-Klub.«
»Das hab ich nicht gewusst«, sagte Marks. »Aber inwiefern ist das für mich interessant?«
»Das kann ich dir sagen, Kumpel. Der Mann, der Diego Herrera niedergestochen hat, war mit Jason Bourne zusammen. Sie verließen wenige Minuten nach dem Mord zusammen den Klub.«
Soraya fuhr in Richtung Süden, so wie sie annahm, dass es auch Arkadin – unter dem Namen Frank N. Stein – gemacht hatte. Die Dämmerung senkte sich bereits herab, als sie in die Stadt Nogales kam. Sie war immer noch in Arizona. Auf der anderen Seite der Grenze lag die Zwillingsstadt Nogales im mexikanischen Bundesstaat Sonora.
Sie stellte den Wagen ab und schlenderte über den staubigen Hauptplatz. In einem Freiluftcafé bestellte sie sich einen Teller Tamales und ein Corona-Bier. Ihr Spanisch war zum Glück um einiges besser als ihr Französisch oder ihr Deutsch, und das bedeutete, dass es sehr gut war. Und mit ihrer dunklen Haut, ihrem ägyptischen
Blut und ihrer markanten Nase hätte man leicht annehmen können, dass sie von den Azteken abstammte. Sie lehnte sich zurück und atmete erst einmal durch, während sie die Leute beobachtete, die dies und das erledigten, einkaufen gingen oder einfach nur Hand in Hand durch die Stadt spazierten. Es gab viele alte Leute hier, die auf Bänken saßen, Karten spielten oder ein Schwätzchen hielten. Sie sah verbeulte alte Autos vorbeifahren, und staubige, halb verrostete Laster, mit Obst oder Gemüse beladen. Nogales lebte vor allem vom Handel mit landwirtschaftlichen Produkten. Regelmäßig kamen die Lieferungen aus der Schwesterstadt über die Grenze; die Güter wurden hier verpackt und überall in die Vereinigten Staaten geliefert.
Sie hatte ihre Tamales aufgegessen und trank ihr zweites Corona, als sie einen alten schwarzen Chevy sah, groß und staubig, doch das Kennzeichen war nicht das, nach dem sie suchte, und so wandte sie sich wieder ihrem Bier zu. Als sie gefragt wurde,
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