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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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geistesabwesend an und legte auf. Das Gespräch, das sie gerade beendet hatte, hatte sie verblüfft. Da der kanadische Geheimdienst im Augenblick nicht in Hongkong tätig war, hielten sich die Beamten des Auswärtigen Dienstes an Informanten von der Hongkonger Polizei, wenn sie Auskünfte brauchten. Es ging dabei immer um die Interessen kanadischer Bürger, die entweder in der Kronkolonie wohnten oder auf der Durchreise waren. Die Probleme reichten von Verhaftungen bis zu Raubüberfällen, von betrogenen Kanadiern zu Kanadiern, die selber Gauner waren. Dann gab es natürlich auch wichtigere Fälle, bei denen es um Sicherheit und Spionage ging, Erstere, wenn hohe Regierungsbeamte die Stadt besuchten, Letztere, wenn es darum ging, sich gegen elektronische Abhörmethoden zu schützen oder zu verhindern, dass Konsulatsbeamte erpresst wurden, Geheiminformationen weiterzugeben. Es war allgemein bekannt, dass Agenten aus dem Ostblock und den religiös fanatischen Regimes der arabischen Welt in ihren ewigen Bemühungen um Geheimdaten feindlicher Regierungen Drogen und Prostituierte beider Geschlechter einsetzten. Und in diesem Bereich hatte Catherine Staples gute Arbeit geleistet. Sie hatte die Karriere von zwei Attachés im eigenen Konsulat und darüber hinaus die eines Amerikaners und dreier Briten gerettet. Fotografien der Betroffenen in kompromittierenden Situationen waren mitsamt den Negativen vernichtet worden; man hatte die Erpresser aus der Kolonie ausgewiesen und sie nicht nur mit Anzeige, sondern auch mit körperlicher Gewalt bedroht. Einmal hatte sie ein iranischer Konsulatsbeamter beschuldigt, sie mische sich in Angelegenheiten, die sie überhaupt nichts angingen. Er hatte sie auf die übelste Weise beschimpft. Sie hatte sich den Esel so lange angehört, wie sie die nasale Stimme ertragen
konnte, und hatte das Telefongespräch dann lakonisch beendet: »Wussten Sie das nicht? Khomeini mag kleine Jungen.«
    Alles das war ihr durch ihre Beziehung zu einem englischen Witwer Ende der Sechzig möglich, der sich bei Scotland Yard hatte pensionieren lassen, um Leiter des Sicherheitsbüros der Kronkolonie zu werden. Mit siebenundsechzig hatte Ian Ballantyne sich mit der Tatsache abgefunden, dass zwar seine Laufbahn beim Yard beendet war, dass aber seine professionellen Fähigkeiten und Erfahrungen durchaus noch genutzt werden konnten. So ließ er sich bereitwillig im Fernen Osten stationieren, wo er die Sicherheitsabteilung der Polizei der Kronkolonie auf Vordermann brachte und auf seine ruhige Art eine wirkungsvolle Behörde aufbaute, die mehr über die Schattenwelt Hongkongs wusste als irgendeine andere Organisation im Territorium, nicht einmal MI-6. Catherine und Ian waren sich bei einem jener bürokratisch langweiligen Abendessen begegnet, wie sie das konsularische Protokoll vorschrieb, und nach einem längeren Gespräch mit viel Witz, bei dem er Gefallen an seiner Tischdame fand, hatte Ballantyne zu ihr gesagt: »Meinen Sie, wir können es noch, altes Mädchen?«
    »Versuchen wir’s«, hatte sie geantwortet.
    Und das hatten sie. Sie hatten Spaß daran, und Ian war zu einem Fixpunkt in Catherines Leben geworden, ohne irgendwelche Verpflichtungen. Sie mochten einander, das war genug.
    Und Ian Ballantyne hatte ihr gerade erklärt, dass alles, was Staatssekretär Edward McAllister Marie Webb und ihrem Mann in Maine erzählt hatte, gelogen gewesen sei. Es gab in Hongkong keinen Taipan namens Yao Ming, und seine verlässlichen – sprich gut bezahlten – Informanten in Macao versicherten ihm, es habe im Lisboa-Hotel keinen Doppelmord an der Frau eines Taipan und einem Drogenschmuggler gegeben. Solche Morde hatte es seit 1945 nicht mehr gegeben, als die japanischen Besatzungstruppen abgezogen waren. Rings um die Casinotische hatte es zahlreiche Messerstechereien und Schusswunden gegeben, und in
den Nebenzimmern etliche Todesfälle, die auf Überdosis von Narkotika zurückzuführen waren, aber jedenfalls keinen Zwischenfall, wie Catherines Informantin ihn geschildert hatte.
    »Das Ganze ist ein Lügengespinst, Cathy, altes Mädchen«, hatte Ian gesagt. »Was das für einen Zweck haben soll, dahinter bin ich noch nicht gekommen!«
    »Meine Quelle ist authentisch, alter Liebling. Was witterst du?«
    »Das stinkt, meine Liebe. Jemand geht da ein großes Risiko ein, also muss es um etwas Wichtiges gehen. Er schützt sich natürlich – hier drüben kann man alles kaufen, inklusive Schweigen –, aber die ganze verdammte

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