Das Bourne Imperium
verabscheue sie nicht, weil sie Schweine sind, sondern weil es so dumme Schweine sind. Und wenn ich das Gefühl habe, dass wieder eine Operation eingefädelt wird, in der diese beiden Menschen missbraucht werden sollen, die so viel Schreckliches durchgemacht haben, dann habe ich vor, die Gründe dafür herauszufinden und entsprechend zu handeln. Jedenfalls wird es keine Blankoschecks mehr geben, die nur durch ihr Leben gedeckt sind. Ich bin erfahren und diese beiden sind das nicht, und ich bin so zornig – so rasend vor Zorn –, dass ich Antworten verlange.«
»O Gott …« Der Kellner kam mit ihren Drinks. Als Staples aufblickte, um ihm dankend zuzunicken, fiel ihr Blick auf einen Mann neben einer Telefonzelle draußen im Korridor, der sie beobachtete. Sie schaute gleich wieder weg.
»Nun, was ist, Johnny?«, fuhr sie fort. »Gibt es eine Verbindung oder nicht?«
»Es gibt eine«, flüsterte Nelson und griff nach seinem Glas.
»Das Haus in Victoria Peak?«
»Ja.«
»Wer war der Mann, mit dem Sie gesprochen haben, der, der einmal hier stationiert war?«
»McAllister. Staatssekretär McAllister.«
»Du großer Gott!«
Draußen im Korridor bewegte sich etwas. Catherine hielt die Hand über die Augen und drehte den Kopf etwas zur Seite. Jetzt konnte sie besser sehen. Ein großer Mann trat ein und ging auf das Telefon an der Wand zu. In ganz Hongkong gab es nur einen Mann wie ihn. Das war Lin Wenzu von der MI-6! Die Amerikaner hatten den Besten, den es gab, in ihrem Dienst, aber für Marie und ihren Mann konnte das das Schlimmste bedeuten. »Sie haben nichts Falsches getan, Johnny«, sagte Catherine Staples und stand auf. »Wir werden weiterreden, aber jetzt gehe ich erst mal aufs Klo!«
»Catherine?«
»Was?«
»Harte Bandagen?«
»Sehr hart, mein Schatz.«
Catherine ging an Wenzu vorbei, der sich abwandte. Sie ging in die Damentoilette, wartete ein paar Sekunden und ging dann mit zwei anderen Frauen wieder hinaus, löste sich von ihnen, eilte den Gang hinunter und in die Küche. Ohne ein Wort zu den verblüfften Kellnern und Köchen zu sagen, fand sie den Ausgang und ging hinaus. Sie rannte die Gasse zur Gloucester Road hinauf, nach links und beschleunigte ihre Schritte, bis sie eine Telefonzelle fand. Sie schob eine Münze in den Schlitz und wählte.
»Hallo?«
»Marie, du musst die Wohnung verlassen! Mein Wagen steht in einer Garage, eine Straße rechts von dir, wenn du aus dem Haus kommst. Sie heißt Ming’s. Eine rote Tafel. Sieh zu, dass du so schnell wie möglich dorthin kommst! Wir treffen uns dort. Lauf! « Catherine Staples winkte einem Taxi.
»Der Name der Frau ist Staples, Catherine Staples !«, sprach Lin Wenzu mit scharfer Stimme in das Telefon im Eingangskorridor des Monkey Tree und hob die Stimme, um sich in dem dort herrschenden Lärm Gehör zu verschaffen. »Schieben Sie die Konsulatsdiskette ein und suchen Sie über Computer.
Schnell! Ich brauche ihre Adresse, und dass es mir ja die richtige ist!« Die Muskeln an den Kinnladen des Majors arbeiteten wie wild, während er wartete. Dann bekam er die Antwort und erteilte den nächsten Befehl. »Wenn einer unserer Wagen in der Gegend ist, dann rufen Sie ihn über Funk und sagen Sie ihm, er soll dort hinfahren. Wenn nicht, dann schicken Sie sofort einen los.« Lin hielt inne, lauschte wieder. »Die Kanadierin«, sagte er dann leise ins Telefon. »Die sollen nach ihr Ausschau halten. Wenn sie sie entdecken, sollen sie sie festhalten. Wir sind unterwegs.«
»Wagen fünf, bitte kommen !«, wiederholte der Mann in der Funkzentrale. Er sprach in ein Mikrofon und hatte die Hand an einem Schalter in der rechten unteren Ecke der Konsole vor ihm. Der Raum war weiß und ohne Fenster, das Summen der Klimaanlage leise, aber gleichmäßig, und das Zirpen der Filteranlage noch leiser. Drei Wände wurden von komplizierten Funk- und Computeranlagen eingenommen, die auf weißen Theken mit glattem Kunststoffbelag standen. Der ganze Raum hatte etwas Antiseptisches an sich, etwas Hartes, ein Elektroniklabor in einem gut ausgestatteten Ärztezentrum hätte so aussehen können, aber das war es nicht. Es war das Kommunikationszentrum von MI-6, Hongkong.
»Hier Wagen fünf!«, rief eine Stimme außer Atem über den Lautsprecher. »Ich habe Ihr Signal empfangen, war aber eine Straße weit entfernt und damit beschäftigt, den Thai zu überwachen. Wir hatten Recht. Rauschgift.«
»Gehen Sie auf Zerhacker!«, befahl der Mann aus der Zentrale. Ein
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