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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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angesehener Finanzleute aus der Kronkolonie näher ansehen, die während einer Krise eingesetzt wurden? Schließlich verkörpern sie Stabilität. Darüber sollten Sie nachdenken.«
    McAllister hielt, zum Gehen gewandt, seine Papiere in der Hand und sah Havilland an. »Das wäre aber sehr riskant für ihn«, sagte der Botschafter. »Sheng riskiert es, die Kontrolle über die alte Garde im Zentralkomitee zu verlieren, die alten Militärrevolutionäre, denen jeder Vorwand recht wäre, um in die Kronkolonie einzudringen. Eine Krise, durch Gewalt ausgelöste Krise, würde denen genau zupass kommen. Das ist das Drehbuch, das wir Webb geliefert haben, und es ist realistisch.«
    »Es sei denn, Shengs Position wäre jetzt stark genug, die alte Garde zu unterdrücken. Wie Sie selbst sagten, Sheng Chou Yang hat für China eine Menge Geld gemacht, und wenn es je ein Volk gegeben hat, das von Grund auf kapitalistisch eingestellt ist, dann sind das die Chinesen. Sie haben mehr als nur gesunden Respekt für Geld. Für sie ist Geld geradezu eine fixe Idee.«
    »Aber ebenso groß ist ihr Respekt für die alten Männer des Langen Marsches, und auch das ist eine fixe Idee. Ohne jene frühen Maoisten wären die meisten aus der neuen Führungsschicht Analphabeten, Bauern, die sich auf den
Feldern zu Tode schuften. Sie verehren diese alten Soldaten. Sheng würde niemals eine Konfrontation riskieren.«
    »Dann wäre noch eine Theorie denkbar, eine Kombination aus dem, was wir beide sagen. Wir haben Webb nicht gesagt, dass man von etlichen namhaften Leuten aus Pekings alter Garde seit Monaten nichts mehr gehört hat. Und wenn man etwas über sie erfuhr, dann, dass der oder jener eines natürlichen Todes gestorben ist, oder bei einem tragischen Unfall, und in einem Fall, dass man ihn in Ungnaden entfernt hat. Wenn nun unsere Annahme zutrifft, dass wenigstens einige dieser zum Schweigen gebrachten Männer Shengs bezahltem Killer zum Opfer gefallen sind …«
    »Dann hat er seine Position durch Beseitigung seiner Gegner gestärkt«, unterbrach ihn McAllister. »Peking wimmelt von Leuten aus dem Westen; die Hotels sind zum Bersten gefüllt. Wem fällt da einer mehr schon auf – noch dazu ein Meuchelmörder, der sich in jeder Maske zu Hause fühlt – ein Attaché, ein Geschäftsmann … ein Chamäleon.«
    »Und wer verstünde sich besser als Sheng darauf, Geheimtreffen zwischen seinem Jason Bourne und ausgewählten Opfern zu arrangieren. Er könnte dafür alle möglichen Vorwände gebrauchen, aber in erster Linie militärische Spionage mit moderner Technik. Seine Opfer würden sich geradezu darum reißen.«
    »Wenn davon auch nur ein Teil zutrifft, dann ist Sheng schon viel weiter, als wir gedacht hatten.«
    »Nehmen Sie Ihre Papiere. Sie können von unseren Abwehrleuten und MI-6 anfordern, was Sie wollen. Studieren Sie alles, aber sehen Sie zu, dass Sie ein Schema finden, Edward. Wenn wir heute Nacht einen Krongouverneur verlieren, dann könnte es sein, dass wir auf dem besten Wege sind, in ein paar Tagen ganz Hongkong zu verlieren. Und aus ganz falschen Gründen.«
    »Man wird ihn schützen«, murmelte McAllister und ging mit besorgter Miene zur Tür.
    »Darauf verlasse ich mich«, sagte der Botschafter, als der Staatssekretär das Zimmer verließ. Dann wandte er sich
Catherine Staples zu. »Und Sie beginnen wirklich, mich zu verstehen?«, fragte er.
    »Das, was Sie sagen, und die Schlüsse, die Sie daraus ziehen, ja. Aber einige Einzelheiten sind mir noch völlig unklar«, erwiderte Catherine und sah mit einem eigenartigen Blick auf die Tür, die sich gerade geschlossen hatte. »Das ist ein seltsamer Mann, nicht wahr?«
    »McAllister?«
    »Ja.«
    »Stört er Sie?«
    »Im Gegenteil. Er verleiht allem, was man mir gesagt hat, eine gewisse Glaubwürdigkeit. Dem, was Sie gesagt haben, dieser Reilly – ich muss leider sagen, selbst Ihr Präsident.« Sie wandte sich wieder dem Botschafter zu. »Ich bin ganz ehrlich.«
    »Das sollen Sie auch sein. Und ich begreife auch, auf welcher Wellenlänge Sie liegen. McAllister hat so ziemlich den besten analytischen Verstand im ganzen Außenministerium. Er ist ein brillanter Bürokrat, der es nie so weit bringen wird, wie er es verdient hätte.«
    »Warum nicht?«
    »Ich glaube, das wissen Sie, und wenn nicht, dann fühlen Sie es zumindest. Er ist ein durch und durch moralischer Mann, und diese Moral steht seinem Fortkommen im Wege. Wäre ich mit seinen moralischen Skrupeln geschlagen, dann wäre ich

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