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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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schüttelte langsam den Kopf. »Das ist ein Kampf mit harten Bandagen.«
    »Geben Sie uns Mrs. Webb.«
    »Ja, natürlich, aber nicht heute. Sie muss noch dort bleiben. Und Sie haben mit Kai-tak schon genug Sorgen. Ich habe sie in eine Wohnung in Tuen Mun in den New Territories gebracht. Sie gehört einem Freund von mir. Außerdem habe ich sie zu einem Arzt gebracht, der ihr die Füße verbunden hat – sie hat sie sich auf der Flucht vor Lin verletzt  –, und der Arzt hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Mein Gott, die Frau ist ein Wrack; sie hat seit Tagen nicht mehr geschlafen, und auch die Tabletten haben ihr letzte
Nacht nicht geholfen; sie war zu angespannt, hatte immer noch zu viel Angst. Ich bin bei ihr geblieben, und sie hat bis zum frühen Morgen geredet. Lassen Sie sie ausruhen. Ich hole sie morgen früh ab.«
    »Wie werden Sie das anstellen? Was werden Sie sagen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich werde sie nachher anrufen und versuchen, sie zu beruhigen. Ich werde ihr sagen, dass ich Fortschritte mache – und zwar größere, als ich gedacht hatte. Ich will ihr nur Hoffnung einflößen, damit die Anspannung nachlässt. Ich werde ihr sagen, sie soll sich in der Nähe des Telefons aufhalten und sich so gut wie möglich ausruhen, und dass ich am Morgen zu ihr komme, wahrscheinlich mit guten Nachrichten.«
    »Ich würde Ihnen gerne jemanden mitschicken«, sagte Havilland. »Ein paar Leute, darunter McAllister. Er kennt sie, und ich glaube ehrlich, seine moralische Überzeugungskraft müsste auf sie wirken. Das wäre eine Bestätigung Ihrer Geschichte.«
    »Ja, das ist möglich«, nickte Catherine. »Wie Sie schon gesagt haben, McAllister hat auf mich auch so gewirkt. Also gut, aber Ihre Leute sollen sie in Ruhe lassen, bis ich mit ihr gesprochen habe, und das könnte ein paar Stunden dauern. Sie misstraut Washington zutiefst, und es wird einige Mühe kosten, sie zu überzeugen. Es geht um ihren Mann, und sie liebt ihn sehr. Ich kann und werde ihr nicht sagen, dass ich angesichts der außergewöhnlichen Umstände – unter anderem auch des möglichen wirtschaftlichen Zusammenbruchs von Hongkong – die Gründe Ihres Handelns verstehe. Sie muss vor allem begreifen, dass sie ihrem Mann näher ist, wenn sie bei Ihnen ist, als wenn sie vor Ihnen davonläuft. Es könnte natürlich sein, dass sie versucht, Sie umzubringen. Aber das ist Ihr Problem. Sie ist eine sehr feminine, gut aussehende Frau, mehr als attraktiv, wirklich eine Schönheit. Aber Sie dürfen auch nicht vergessen, dass sie von einer Ranch in Calgary kommt. Ich würde Ihnen nicht raten, sich alleine in einem Zimmer mit ihr aufzuhalten. Ich bin sicher, dass sie Kälber zu Boden gerungen hat, die viel stärker sind als Sie.«

    »Ich hole einen Trupp Ledernacken herein.«
    »Ja nicht. Sie ist imstande, die Ledernacken auf Sie zu hetzen. Ich habe selten einen Menschen mit so viel Überzeugungskraft kennen gelernt.«
    »Das muss wohl stimmen«, erwiderte der Botschafter und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Sie hat einen Mann ohne Identität, einen Mann voll übermächtiger Schuldgefühle dazu gebracht, in sich hineinzuschauen und aus den Irrgängen seines verwirrten Bewusstseins herauszufinden. Keine leichte Aufgabe … Erzählen Sie mir von ihr – nicht die trockenen Fakten in einer Akte, sondern etwas über die Person, den Menschen .«
    Das tat Catherine, erzählte, was ihre Beobachtungen und ihr Instinkt ihr vermittelt hatten, und ein Aspekt führte zum nächsten, zu neuen Fragen. Die Zeit verstrich; und alle paar Minuten kamen wieder Telefonanrufe, die Havilland über das Geschehen auf dem Kai-tak-Flughafen informierten. Die Sonne versank hinter den Gartenmauern. Ein leichtes Abendessen wurde gereicht.
    »Würden Sie Mr. McAllister fragen, ob er mit uns essen möchte?«, sagte Havilland zu einem Steward.
    »Ich habe Mr. McAllister gefragt, ob ich ihm etwas bringen dürfte, Sir, und er hat mich abgekanzelt. Er hat mir erklärt, ich solle ihn gefälligst in Ruhe lassen.«
    »Schon gut, vielen Dank.«
    Weitere Telefonanrufe kamen; jetzt war das Thema Marie St. Jacques erschöpft, und das Gespräch wandte sich ganz dem Geschehen in Kai-tak zu. Catherine Staples beobachtete den Diplomaten voll Verwunderung, denn je mehr sich die Krise zuspitzte, desto langsamer und beherrschter wurde seine Sprache.
    »Erzählen Sie mir von sich, Mrs. Staples. Natürlich nur, was Sie wollen, und nur berufliche Dinge.«
    Catherine musterte Raymond Havilland

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