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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Augenblick lang, warum eigentlich jeder Zugang zu einer Turnhalle so schwere Türen haben musste. Er trat ein und ging durch einen Bogen über den plattenbelegten Boden, durch einen Korridor mit weißen Wänden, bis er schließlich die Tür des Umkleideraums erreichte. Er war froh, dass der Raum leer war; er war jetzt nicht zu belanglosen Gesprächen aufgelegt, und falls er dazu gezwungen gewesen wäre, hätte er ohne Zweifel einen mürrischen, wenn nicht gar befremdlichen Eindruck gemacht. Und auf die neugierigen Blicke konnte er auch verzichten. Er stand zu dicht vor dem Abgrund; er musste sich langsam davon zurückziehen, vorsichtig, zuerst allein und dann mit Marie. Herrgott, wann würde das alles einmal aufhören ? Wie viel durfte er eigentlich von ihr fordern? Aber er brauchte nie zu fordern  – sie gab, ohne dass man sie bitten musste.
    Jetzt kam Webb zu den Schränken. Sein eigener war ganz am Ende. Er ging zwischen der langen hölzernen Bank und den Blechschränken durch, als sein Blick plötzlich auf einen Gegenstand ganz vorne fiel. Er rannte darauf zu – jemand hatte ein Blatt an seinen Schrank geklebt. Er riss es herunter und klappte es auf: Ihre Frau hat angerufen. Sie sollen so schnell wie möglich zurückrufen. Es sei dringend. Ralph.
    Der Platzwart hätte ja schließlich so viel Verstand haben können, hinauszugehen und nach ihm zu rufen, dachte David zornig, während er das Kombinationsschloss betätigte
und den Schrank öffnete. Er wühlte in seiner schlaff herunterhängenden Hose nach Kleingeld, rannte zu einem Telefonautomaten an der Wand, schob eine Münze in den Schlitz und ärgerte sich, dass seine Hand beim Wählen zitterte. Dann wusste er, warum das so war. Marie gebrauchte nie das Wort ›dringend‹. Sie vermied es, solche Worte zu benutzen.
    »Ja?«
    »Was ist denn los?«
    »Ich hab mir schon gedacht, dass du dort sein würdest«, sagte seine Frau. »Mos Allheilmittel, von dem er garantiert, dass es dich gesund macht, wenn es dir keinen Herzinfarkt einträgt.«
    »Also, was ist?«
    »David, komm nach Hause. Hier ist jemand, mit dem du sprechen musst. Schnell, Liebling.«
     
    Staatssekretär Edward McAllister beschränkte sich bei seiner Vorstellung auf das Unerlässliche, ließ aber durchblicken, dass er kein kleines Rädchen in seiner Behörde war. Andererseits strich er seine Bedeutung nicht heraus; er war ein selbstbewusster Beamter, davon überzeugt, dass seine Fähigkeiten ihm die Gewähr dafür bieten würden, auch Regierungswechsel zu überstehen.
    »Wenn Sie möchten, Mr. Webb, können wir mit unserem Gespräch ja warten, bis Sie es sich etwas bequemer gemacht haben.«
    David trug immer noch seine verschwitzten Shorts und das T-Shirt; mit seinem Straßenanzug aus dem Schrank war er sofort zum Wagen gerannt. »Ich glaube nicht«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass unser Gespräch warten kann – wenn man bedenkt, woher Sie kommen, Mr. McAllister.«
    »Setz dich, David.« Marie St. Jacques Webb kam mit zwei Handtüchern ins Wohnzimmer. »Sie bitte auch, Mr. McAllister.« Sie reichte Webb ein Handtuch, und die beiden Männer nahmen vor dem offenen Kamin, in dem kein Feuer brannte, Platz. Marie trat hinter ihren Mann und begann, ihm mit dem zweiten Handtuch Hals und Schultern abzutupfen. Das Licht der Tischlampe hob den rötlichen Glanz
ihres kastanienfarbenen Haars hervor, während ihre Gesichtszüge im Schatten lagen. Ihr Blick ruhte auf dem Mann aus dem Außenministerium. »Bitte, fahren Sie fort«, meinte sie dann. »Wir waren uns ja schon vorher einig, dass die Regierung mich als vertrauenswürdig ansehen kann.«
    »Stand das infrage ?«, fragte David und blickte zuerst zu ihr und dann zu seinem Besucher, ohne dabei die in ihm aufsteigende Feindseligkeit zu verbergen.
    »In keiner Weise«, erwiderte McAllister mit einem schwachen und doch offenen Lächeln. »Niemand, der weiß, was Ihre Frau geleistet hat, würde es wagen, sie auszuschließen. Sie hat das vollbracht, was anderen misslang.«
    »Das sagt alles«, pflichtete Webb ihm bei. »Natürlich ohne irgendetwas zu sagen.«
    »He, David, mach es ihm nicht so schwer.«
    »Tut mir Leid. Sie hat Recht.« Webb versuchte zu lächeln, was ihm freilich nicht sonderlich gut gelang. »Ich lasse mich von Vorurteilen lenken, und das sollte ich nicht, wie?«
    »Nun, ich meine, dass Sie dazu ein gutes Recht haben«, antwortete der Staatssekretär. »Wenn ich Sie wäre, würde ich das ganz bestimmt auch. Obwohl wir einen sehr

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