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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Männern umgebracht worden wäre, war er, Panov, die Quelle der Falschinformation gewesen, ohne das im Entferntesten zu wollen, und das hatte ihn wütend gemacht. Jemand, der nicht zur Panik neigte, war voll Panik zu ihm gekommen und hatte ihm ›hypothetische‹ Fragen bezüglich eines vielleicht aus dem seelischen Gleichgewicht geratenen Untergrundagenten in einer Stresssituation gestellt. Die Ratschläge, die er darauf erteilt hatte, waren zurückhaltend und vorsichtig gewesen; er konnte für einen Patienten, den er nie gesehen hatte, keine Diagnose stellen und würde das auch nie tun – aber möglich war das sicher und auch nicht neu. Nur dass man selbstverständlich ohne körperliche und psychiatrische Untersuchung nichts Konkretes sagen konnte. Aber er hätte überhaupt nichts sagen sollen! Denn seine Worte hatten im Bewusstsein von Amateuren die Anordnung für Webbs Exekution – ›Jason Bournes‹ Todesurteil – besiegelt. Ein Akt, der buchstäblich im letzten Augenblick durch Davids eigenes Handeln verhindert worden war, während das Hinrichtungskommando immer noch auf seinem unsichtbaren Posten war.
    So war Morris Panov nicht nur im Walter-Reed-Hospital und später auch in dem Ärztezentrum in Virginia in Erscheinung getreten, sondern er hatte die Führung übernommen. Dieser Arsch hat Amnesie, ihr Idioten! Seit Wochen versucht er, euch das in ganz klaren Worten begreiflich zu machen  – aber das ist wahrscheinlich für eure Eierköpfe zu hoch.
    Sie hatten monatelang zusammengearbeitet, als Patient und Arzt – und schließlich als Freunde. Dass Marie Mo anbetete, half dabei – lieber Gott, sie brauchte einen Verbündeten!
Die Last, die David für seine Frau gewesen war, war unvorstellbar, angefangen bei jenen ersten Tagen in der Schweiz, als ihr die Pein dämmerte, die den Mann verzehrte, der sie gefangen genommen hatte, bis zu dem Augenblick, wo sie sich entschloss – ganz gegen seinen Willen –, ihm zu helfen, dabei nie das glaubend, was er selbst glaubte. Immer wieder hatte sie ihm gesagt, dass er der Killer nicht war, für den er sich hielt, der Meuchelmörder, als den andere ihn bezeichneten. An diesen Glauben klammerte er sich, und ihre Liebe war der Keim seiner langsamen Gesundung. Ohne Marie war er ein ungeliebter Mann, den man fallen gelassen hatte, und ohne Mo Panov konnte er allenfalls dahinvegetieren. Aber seit sie beide hinter ihm standen, konnte er auch die Nebel durchdringen und wieder die Sonne finden.
    Und dies war der Grund, weshalb er jetzt eine Stunde lang über diese kalte, verlassene Piste rannte, anstatt nach seinem Nachmittagsseminar nach Hause zu fahren. Seine Seminare dauerten oft wesentlich länger, als in den Stundenplänen stand, und Marie plante daher nie ein Essen, wusste, dass sie zum Essen ausgehen und dass ihre zwei unauffälligen Bewacher irgendwo in der Dunkelheit hinter ihnen sein würden – so wie jetzt einer dort hinten über den Sportplatz ging und der andere ohne Zweifel in der Halle wartete. Wahnsinn!
    Was ihn zu dem Lauf getrieben hatte, war ein Bild, das plötzlich in seinem Bewusstsein aufgetaucht war, als er vor ein paar Stunden in seinem Büro saß und Arbeiten korrigierte. Es war ein Gesicht – ein Gesicht, das er kannte und an das er sich erinnerte, das er sehr liebte. Das Gesicht eines Jungen, das vor seinem inneren Bildschirm alterte und schließlich zu einem kompletten Porträt in Uniform wurde, etwas unscharf, aber ein Teil seiner selbst. Und während ihm Tränen über die Wangen rannen, wusste er, dass es der tote Bruder war, von dem man ihm erzählt hatte, der Kriegsgefangene, den er vor Jahren inmitten alles erschütternder Explosionen im Dschungel von Tam Quan befreit hatte, und ein Verbrecher mit dem Namen Jason Bourne,
den er exekutiert hatte. Er wurde mit diesen Bildern nicht fertig; er hatte es gerade noch geschafft, das Seminar hinter sich zu bringen, und hatte dann Kopfschmerzen vorgeschützt. Er musste den Druck irgendwie loswerden, musste seine Vernunft einsetzen, um die Erinnerungen entweder zu akzeptieren oder sie von sich zu stoßen. Und die Vernunft sagte ihm, dass er heraus musste, rennen, gegen den Wind, je stärker, desto besser. Er würde Marie nicht jedes Mal quälen, wenn wieder ein Damm brach; dazu liebte er sie zu sehr. Wenn er fähig war, selbst damit fertig zu werden, dann musste er das auch tun. Das war der Vertrag, den er mit sich selbst geschlossen hatte.
    Er öffnete die schwere Tür und fragte sich einen

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