Das Bourne Imperium
Dümmste, was Sie tun könnten«, sagte Conklin, ohne den Blick von Havilland zu lösen. »Sie wissen nicht, was ich hinterlassen habe und auch nicht, bei wem. Oder was an die Öffentlichkeit getragen würde, wenn ich nicht innerhalb bestimmter Zeiten mit ganz bestimmten Leuten Verbindung aufnehme und so weiter. Sie sollten mich nicht unterschätzen.«
»Wir haben schon daran gedacht, dass Sie uns mit einer solchen Taktik kommen würden«, sagte der Diplomat und ließ den CIA-Mann stehen und kehrte zu seinem Sessel zurück. »Sie haben auch noch etwas anderes hinterlassen, Mr. Conklin. Um es höflich auszudrücken, wenn auch vielleicht zutreffend, so war bekannt, dass Sie unter einer chronischen Krankheit litten, die sich Alkoholismus nennt. In Erwartung Ihrer bevorstehenden Pensionierung und in Anerkennung Ihrer Leistungen in der Vergangenheit hat man von Disziplinarmaßnahmen abgesehen, Ihnen aber auch keine Verantwortung mehr übertragen. Man hat Sie einfach toleriert, ein nutzloses Relikt, das ohnehin bald den Dienst quittieren würde, ein Trunkenbold, dessen paranoide Ausbrüche
Ihren Kollegen viel Gesprächsstoff geliefert haben. Was auch immer an die Oberfläche geschwemmt würde, aus welcher Quelle auch immer, würde als das zusammenhanglose Geschwätz eines verkrüppelten, psychopathischen Alkoholikers eingestuft werden.« Der Botschafter lehnte sich in seinem Sessel zurück, die Ellbogen aufgestützt und die langen Finger der rechten Hand abgeknickt. »Sie sind zu bedauern, Mr. Conklin, nicht zu tadeln. Das Ineinandergreifen der Ereignisse könnte durch Ihren Selbstmord dramatisiert werden …«
»Havilland!«, schrie McAllister erschrocken.
»Bleiben Sie ganz ruhig, Herr Staatssekretär«, sagte der Diplomat. »Mr. Conklin und ich wissen, wo wir herkommen. Wir haben das beide schon durchgemacht.«
»Nur mit einem Unterschied«, wandte Conklin ein, dessen Blick Havilland noch immer nicht losgelassen hatte. »Mir hat dieses Spiel nie Vergnügen bereitet.«
»Glauben Sie denn, mir ?« Das Telefon klingelte. Havillands Hand schoss vor, packte es. »Ja?« Der Botschafter lauschte, runzelte die Stirn, starrte zum Fenster hinüber. »Wenn ich nicht schockiert klinge, Major, dann, weil die Nachricht mich schon vor ein paar Minuten erreicht hat. … nein, nicht die Polizei, sondern ein Mann, den Sie heute Abend kennen lernen sollen. Sagen wir in zwei Stunden, wäre das recht? … er ist jetzt einer von uns.« Havilland hob den Blick, sah Conklin an. »Es gibt Leute, die sagen, er sei besser als die meisten von uns, und ich muss einräumen, dass seine Leistungen in der Vergangenheit dafür sprechen. … Ja, das ist er. … Ja, das werde ich ihm sagen. … was? Was haben Sie gesagt?« Wieder sah der Diplomat zum Fenster hinüber, und sein Blick wurde finster. »Die haben sich schnell Deckung besorgt, nicht wahr? Zwei Stunden, Major.« Havilland legte auf und stützte beide Ellbogen auf den Tisch, faltete die Hände. Er atmete tief, ein alter Mann, der seine Gedanken sammelte und im Begriff war, zu sprechen.
»Sein Name ist Lin Wenzu«, sagte Conklin und verblüffte damit Havilland ebenso wie McAllister. »Er ist von der
MI-6. Er ist Chinese und in England erzogen und gilt so ziemlich als der beste Geheimdienstmann in der Kronkolonie. Sein einziges Handicap ist seine Größe. Man entdeckt ihn leicht.«
»Wo …?« McAllister trat einen Schritt auf den CIA-Mann zu.
»Ein kleines Vögelchen …«, sagte Conklin.
»Ein rothaariger Kardinalsvogel, nehme ich an«, sagte der Diplomat.
»Nein, nicht mehr«, erwiderte Alex.
»Ich verstehe.« Havilland löste die Hände voneinander und ließ die Arme auf den Schreibtisch sinken. »Er kennt Sie auch.«
»Kein Wunder. Er war an dem Einsatz im Bahnhof von Kowloon beteiligt.«
»Er hat mir aufgetragen, Ihnen zu gratulieren, Ihnen zu sagen, Ihr Sprinter sei ihnen entkommen.«
»Der Mann ist gut.«
»Er weiß, wo er zu finden ist, will aber keine Zeit vergeuden.«
»Noch besser. Vergeudung ist Vergeudung. Er hat Ihnen noch etwas anderes gesagt, und da ich Ihre schmeichelhafte Äußerung über meine Vergangenheit gehört habe, hätte ich das gerne auch gewusst.«
»Dann werden Sie mich also anhören?«
»Oder in einer Kiste hinausgetragen werden? Oder mehreren Kisten? Welche Wahl habe ich denn?«
»Ja, ganz richtig«, sagte der Diplomat. »Das müsste ich wohl tun, wissen Sie.«
»Ich weiß, dass Sie das wissen, Herr General.«
»Jetzt werden Sie
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