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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Sie nicht sehen.«
    Jason hatte den Rückspiegel aus der Halterung gerissen, der Stiel war in seiner Hand ganz leicht abgeknickt. »Dann bin ich hier hinten Ihr Auge, denken Sie daran. Und zugleich bin ich das Ende Ihres Lebens.«
    »Verstanden«, erwiderte der ehemalige Leiter eines Kommandotrupps Ihrer Majestät ausdruckslos.
    Die Landkarte auf dem Schoß ausgebreitet, die Taschenlampe in der linken Hand, die Pistole in der rechten, studierte Bourne die Karte nach dem Süden. Und je mehr halbe Stunden verstrichen und Markierungspunkte an ihnen vorbeiflogen, desto klarer wurde Jason, dass die Zeit sein Feind war. Obwohl der rechte Arm des Killers nicht mehr kampftauglich war, wusste Bourne, dass er dem jüngeren Mann an Körperkraft und Ausdauer nicht gewachsen war. Die Ereignisse der letzten drei Tage hatten ihren Tribut gefordert, körperlich, geistig und – ob er sich das nun eingestehen wollte oder nicht – auch seelisch. Und wenn auch Jason Bourne sich das nicht einzugestehen brauchte, David Webb schrie es förmlich aus sich heraus. Der Wissenschaftler
musste in Schach gehalten werden, tief im Inneren, und seine Stimme durfte nicht laut werden.
    Lass mich in Ruhe! Du kannst mir nicht helfen!
    Immer wieder spürte Jason, wie ihm die Lider schwer wurden. Immer wieder riss er die Augen auf, kniff sich kräftig in das empfindliche Fleisch an der Innenseite seiner Schenkel oder grub sich die Nägel in die Lippen, damit es wehtat und die Erschöpfung zurückdrängte. Sein Zustand war ihm bewusst – nur einem wahnsinnigen Selbstmörder wäre es nicht bewusst gewesen –, und jetzt war weder die Zeit noch der Ort, um ihm mit einem Satz Linderung zu verschaffen, den er von Echo hatte. Ruhe ist eine Waffe , vergiss das nie. Vergiss es, Echo … tapferer Echo … jetzt ist nicht die Zeit zum Ausruhen und kein Ort dafür.
    Und indem er seine Einschätzung der eigenen Person akzeptierte, musste er auch akzeptieren, wie er seinen Gefangenen einschätzte. Der Killer war hellwach; das merkte man an dem Geschick, mit dem er das Steuer lenkte, denn Jason verlangte Höchstgeschwindigkeit über die fremden, nicht vertrauten Straßen. Diese angespannte Wachheit war aus seinen dauernden Kopfbewegungen zu erkennen, und in seinen Augen, jedes Mal, wenn Bourne sie sah, und er sah sie häufig, jedes Mal, wenn er dem Meuchelmörder Befehl gab, langsamer zu werden und nach einer Seitenstraße zur Linken oder zur Rechten Ausschau zu halten. Der Brite drehte sich dann jedes Mal im Sitz herum – und der Anblick seiner so vertrauten Züge war jedes Mal für Jason ein Schock – und fragte, ob die Straße vor ihnen die war, die seine »Augen« wollten. Überflüssige Fragen; der Killer war ständig bemüht, sich ein Urteil über den körperlichen und geistigen Zustand seines Bewachers zu bilden. Er war ein ausgebildeter Killer, eine tödliche Maschine, und wusste sehr wohl, dass das Überleben davon abhing, sich einen Vorteil über den Feind zu verschaffen. Er wartete, beobachtete, stellte sich auf den Moment ein, wo die Augen seines Feindes sich jenen kurzen Moment lang schlossen, oder wo vielleicht plötzlich die Waffe zu Boden fiel oder der Kopf seines Feindes sich eine Sekunde lang zurücklehnte.
Dies waren die Zeichen, auf die er wartete, die Sekundenbruchteile, aus denen er Kapital schlagen konnte. Bournes Verteidigung hing daher von seinem wachen Verstand ab, davon, dass er das Unerwartete tat und das psychologische Gleichgewicht zu seinen Gunsten erhalten blieb. Aber wie lange konnte das dauern – wie lange konnte er durchhalten?
    Die Zeit war sein Feind, und der Meuchelmörder vor ihm ein zweitrangiges Problem. In seiner Vergangenheit – jener Vergangenheit, an die er sich nur vage erinnerte – hatte er öfter mit Männern wie diesem Briten zu tun gehabt, hatte sie manipuliert, weil sie menschliche Wesen waren, die den Winkelzügen seiner Fantasie unterlegen waren. Herrgott, darauf lief es hinaus! So einfach, so logisch – und er war so müde … Sein Verstand. Sonst war ihm nichts geblieben! Er musste fortfahren zu denken, musste fortfahren, seine Fantasie anzustacheln. Denke. Handle. Tu das Unerwartete !
    Er schraubte den Schalldämpfer von seiner Waffe, richtete ihren Lauf auf das geschlossene rechte Vorderfenster und drückte ab. Die Explosion war ohrenbetäubend, hallte durch das Wageninnere, als das Glas zersplitterte und in die Nachtluft hinausflog.
    »Was, zum Teufel, soll das jetzt wieder?«, schrie der

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