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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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verloren.«
    »Wer?«, fragte Marie, die immer noch seine Hand festhielt.
    »Ein Freund.«
    »Maos Mausoleum ?«, wiederholte Havilland. »Wie ungeheuerlich!«
    »Ganz und gar nicht«, sagte Bourne. »Wie raffiniert. Der letzte Ort in China, an dem jemand einen Angriff erwarten würde. Er geht hinein und meint, er sei der Verfolger, der sein Opfer verfolgt und damit rechnet, es hier zu fangen. Das Licht ist schwach, er ist unaufmerksam. Und die ganze Zeit ist er das Opfer, gejagt, isoliert, in der Falle. Raffiniert.«
    »Sehr gefährlich für die Jäger«, sagte der Botschafter. »Für Shengs Leute. Nur eine falsche Bewegung, und es wäre ihr Ende gewesen. Wahnsinn! «
    »Falsche Bewegungen waren nicht möglich. Sie hätten ihre eigenen Leute getötet, wenn ich das nicht getan hätte. Das verstehe ich jetzt. Als alles schief ging, verschwanden sie einfach. Mit Echo.«
    »Zurück zu Sheng. Bitte, Mr. Webb.« Havilland wirkte selbst wie ein Besessener, und seine Augen flehten David an. »Sagen Sie uns, was Sie gesehen haben, was Sie wissen.«
    »Er ist ein Ungeheuer«, sagte Jason leise, und seine Augen starrten glasig die Fotografie an. »Eine Ausgeburt der Hölle, ein Savonarola, der martert und tötet – Männer, Frauen, Kinder – und dabei lächelt. Er hält Predigten wie ein Prophet, der zu Kindern spricht, aber darunter ist er ein Verrückter, der seine Bande von Besessenen mit schierem
Terror beherrscht. Diese Bewacher, von denen Sie sprachen, diese ihm persönlich ergebenen Männer, sind keine Soldaten, es sind Söldner, sadistische Schläger, die ihr Handwerk von einem Meister gelernt haben. Er ist Auschwitz, Dachau und Bergen-Belsen, alles in einem. Gott steh uns bei, wenn er je an die Macht gelangen sollte.«
    »Das kann er, Mr. Webb«, sagte Havilland leise, und sein entsetzter Blick war fest auf Jason Bourne gerichtet. »Und das wird er. Sie haben gerade einen Sheng Chou Yang beschrieben, den die Welt nie gesehen hat, und in diesem Augenblick ist er der mächtigste Mann in China. So wie Adolf Hitler als Sieger in den Reichstag marschierte, wird Sheng ins Zentralkomitee marschieren und alle Mitglieder zu Marionetten machen. Was Sie uns erzählt haben, ist viel katastrophaler als alles, was wir uns je vorgestellt haben – China gegen China … Und danach Armageddon. Großer Gott!«
    »Er ist eine Bestie«, flüsterte Jason heiser. »Er muss töten wie ein Raubtier, aber aus reiner Mordlust. Er tötet zum Vergnügen.«
    »Was Sie da sagen, sind Gemeinplätze .« McAllister unterbrach ihn fast brutal, aber eindringlich. »Wir müssen mehr wissen – ich muss mehr wissen!«
    »Er hat eine Versammlung einberufen.« Bourne sprach wie im Traum, sein Kopf schwankte dabei leicht, und seine Augen hingen wie gebannt an der Fotografie. »Das war die erste Nacht des Großen Schwertes, wie er sagte. Es gab einen Verräter, sagte er. Eine solche Versammlung konnte nur ein Irrer veranstalten. Überall Fackeln, draußen auf dem Lande, eine Stunde von Peking entfernt, in einem Vogelreservat – können Sie sich das vorstellen ? Ein Vogel reservat  – und er hat wirklich das getan, was ich gesagt habe. Er hat einen Mann getötet, der an Seilen hing, hat mit seinem Schwert auf den schreienden Körper eingeschlagen. Und dann eine Frau, die ihre Unschuld beteuerte, und er hat ihr den Kopf abgeschlagen – den Kopf ! Vor allen ! Und dann zwei Brüder …«
    »Ein Verräter ?«, flüsterte McAllister. »Hat er einen gefunden ?
Hat jemand gestanden? Gibt es so etwas wie einen Gegenaufstand?«
    »Hören Sie auf !«, schrie Marie.
    »Nein, Mrs. Webb! Er durchlebt das jetzt aufs Neue. Sehen Sie ihn doch an. Sehen Sie das nicht? Er ist dort .«
    »Ich fürchte, unser Kollege hat Recht, Marie«, sagte Panov leise und sah Webb an. »Er schwankt hin und her, versucht, in die Realität zurückzufinden. Es ist schon in Ordnung. Lassen Sie ihn nur. Es könnte uns allen viel Zeit sparen.«
    »Quatsch!«
    »… da war kein Verräter, keiner, der sprach, nur die Frau, die an ihm gezweifelt hatte. Er hat sie getötet. Und dann herrschte Stille, eine schreckliche Stille. Er warnte alle, sagte allen, sie wären überall und doch gleichzeitig unsichtbar. In den Ministerien, der Sicherheitspolizei, überall … und dann hat er Echo umgebracht, aber Echo wusste, dass er sterben musste. Er wollte schnell sterben, weil er ohnehin nicht mehr lange leben konnte. Nachdem sie ihn gefoltert hatten, wusste er, dass er keine Chance mehr hatte.

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