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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ihm, seine eigene in die Brüche gegangene Selbstachtung wieder aufzubauen, indem es ihn überzeugte, dass er besser als sein ehemaliger Freund war. Eine Landmine hatte Conklins Fuß bei einem Einsatz mit Medusa zerschmettert, und damit hatte seine brillante Laufbahn als Feldstratege ihr Ende gefunden. Ein verkrüppelter Mann konnte nicht draußen im Feld bleiben, wo sonst sein wachsender Ruf ihn die Erfolgsleiter hätte hinauftragen können, die Männer wie Allen Dulles und James Angleton erklettert hatten, und über die besonderen Fähigkeiten, die der bürokratische Nahkampf in Langley verlangte, verfügte Conklin nicht. Er verkümmerte, ein einstmals außergewöhnlicher Taktiker, der heute zusehen musste, wie kleinere Geister an ihm vorbeizogen, wie man seinen Rat und seine Erfahrung nur noch insgeheim suchte. So war der Kopf der Medusa in den Hintergrund verbannt, gefährlich, jemand, den man sich am besten vom Leibe hielt.
    Bis ihn, nach zwei Jahren, ein Mann, den man als den Mönch kannte – ein Rasputin der Geheimoperationen –, aufsuchte, weil man einen gewissen David Webb für einen außergewöhnlichen Einsatz ausgewählt hatte und weil Conklin ihn jahrelang gekannt hatte. Treadstone 71 wurde geschaffen, Jason Bourne wurde sein Produkt, und Carlos, der Schakal, sein Ziel. Und dann überwachte Conklin zweiunddreißig Monate lang diese allergeheimste aller geheimen
Operationen, bis Jason Bourne verschwand und mit ihm über fünf Millionen Dollar vom Züricher Konto Treadstones.
    Da es keine dem widersprechenden Beweise gab, nahm Conklin das Schlimmste an: Der legendäre Bourne hatte die Seite gewechselt. Das Leben in der Unterwelt war ihm zu viel geworden, und die Versuchung, sich mit mehr als fünf Millionen Dollar davonzumachen, war zu verlockend gewesen, als dass er ihr hätte widerstehen können. Dies galt ganz besonders für jemanden, den man als das Chamäleon kannte, einen vielsprachigen Spezialisten für Untergrundarbeit, mit der Gabe, sein Aussehen und seinen Lebensstil mühelos zu verändern, sodass er sich buchstäblich in Nichts auflösen konnte. Man hatte eine Falle für einen Meuchelmörder mit einem Köder versehen, und dann war der Köder verschwunden und hatte sich als raffinierter Dieb entpuppt. Für den verkrüppelten Alexander Conklin war dies unerträglicher Verrat. Wenn man alles in Betracht zog, was man ihm angetan hatte, wo sein Fuß doch nicht mehr als eine schmerzhaft peinliche tote Last war, eingehüllt in fremdes Fleisch, seine einstmals brillante Karriere ein Scherbenhaufen, sein persönliches Leben erfüllt von einer Einsamkeit, wie sie nur totale Ergebenheit dem Geheimdienst gegenüber erzeugen konnte – eine Hingabe, die nicht erwidert wurde –, welches Recht hatte da ein anderer, die Seite zu wechseln? Welcher andere Mann hatte das gegeben, was er gegeben hatte? So wurde sein einstmals enger Freund David Webb zum Feind Jason Bourne. Nicht nur zum Feind, sondern gleichsam zur fixen Idee. Er hatte mitgeholfen, die Legende zu schaffen; er würde sie vernichten. Sein erster Versuch erfolgte mit zwei bezahlten Killern am Stadtrand von Paris.
    David schauderte bei der Erinnerung daran, sah immer noch einen besiegten Conklin davonhinken, eine verkrüppelte Gestalt im Visier von Webbs Pistole.
    Der zweite Versuch war für David verschwommen. Vielleicht würde er sich nie ganz an ihn erinnern können. Er hatte im Haus von Treadstone in der 71. Straße in New York stattgefunden. Conklin hatte eine geniale Falle aufgebaut,
aber Webbs Überlebenswille hatte den Anschlag scheitern lassen, und seltsamerweise die Anwesenheit von Carlos, dem Schakal.
    Später, als sich die Wahrheit herausstellte, dass nämlich der ›Verräter‹ keinen Gedanken an Verrat hatte, sondern nur ein geistiges Gebrechen, das man Amnesie nannte, brach Conklin zusammen. In den qualvollen Monaten von Davids Rekonvaleszenz in Virginia versuchte Alex mehrfach verzweifelt, seinen einstmals engen Freund zu besuchen, um zu erklären, um seinen Teil der blutigen Geschichte zu erzählen – um sich mit jeder Faser seines Wesens zu entschuldigen.
    Doch David fand kein Verzeihen in seiner Seele.
    »Wenn er durch diese Türe tritt, werde ich ihn töten«, hatte er gesagt.
    Das würde sich jetzt ändern, dachte Webb, und seine Schritte wurden schneller. Was für Fehler Conklin auch an sich haben mochte, es gab nur wenige Männer im Geheimdienst, die über seine Kenntnisse und seine Verbindungen verfügten. David hatte

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