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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zum Bett und stieg wieder hinein, zog aber die Decke nicht hoch. Sie schob die rechte Schulter etwas vor; das Nachthemd glitt herunter, kaum noch von ihren Brüsten festgehalten.
    »Kommen Sie her!«, flüsterte sie. »Niemand darf hören, was ich Ihnen sage.«
    »Was ist denn, Lady?«, fragte der Wachmann, bemüht, ihre Blöße nicht zu sehen; den Blick auf ihr Gesicht und ihr langes kastanienbraunes Haar gerichtet. Er trat ein paar Schritte vor, hielt aber immer noch Distanz. »Die Tür ist geschlossen. Niemand kann Sie hören.«
    »Ich möchte, dass Sie …« Ihre Stimme wurde so leise, dass er nichts mehr hören konnte.
    »Nicht mal ich kann Sie hören, Lady.« Der Mann trat näher.
    »Sie sind von meinen Bewachern der netteste. Sie sind sehr freundlich zu mir gewesen.«
    »Ich hatte keinen Grund, unfreundlich zu sein.«
    »Wissen Sie, warum man mich hier festhält?«
    »Zu Ihrer eigenen Sicherheit«, log der Wachmann mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Ich verstehe.« Marie hörte, wie draußen Schritte näher kamen. Sie wälzte sich im Bett herum und das Nachthemd rutschte nach oben, sodass jetzt auch ihre Beine entblößt waren. Die Tür ging auf, und die Schwester trat ein.
    »Oh?« Die Chinesin war verblüfft. Was sie gesehen hatte, war in ihren Augen zweifellos ein widerwärtiges Schauspiel. Sie sah den verlegenen Wachmann an, während Marie sich bedeckte. »Ich habe mich schon gewundert, weshalb Sie nicht draußen sind.«
    »Die Lady wollte mit mir sprechen«, erwiderte der Mann und trat zurück.
    Die Schwester warf Marie einen schnellen Blick zu. »Ja?«
    »Wenn er das sagt.«
    »Das ist doch Unsinn«, sagte der muskulöse Wachmann
und ging zur Tür und öffnete sie. »Der Lady geht es nicht gut«, fügte er hinzu. »Sie ist nicht recht im Kopf. Sie redet Unsinn.«Er ging zur Tür hinaus und schloss sie fest hinter sich.
    Wieder sah die Schwester Marie an, und ihr Blick war jetzt fragend. »Ist auch alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Ich bin recht im Kopf, und ich rede auch keinen Unsinn. Aber ich tue, was man mir sagt.« Marie hielt inne und fuhr dann nach kurzer Pause fort: »Wenn dieser Hüne von einem Major das Krankenhaus verlässt, dann kommen Sie doch bitte zu mir. Ich habe Ihnen etwas zu sagen.«
    »Es tut mir Leid, aber das darf ich nicht. Sie brauchen Ruhe. Hier, ich habe ein Beruhigungsmittel für Sie. Wasser haben Sie ja.«
    »Sie sind eine Frau «, sagte Marie und starrte die Schwester durchdringend an.
    »Ja«, sagte die Chinesin nur und stellte einen winzigen Papierbecher mit einer Tablette auf Maries Nachttisch und ging zur Tür zurück. Sie warf ihrer Patientin einen letzten fragenden Blick zu und verließ das Zimmer.
    Marie stieg aus dem Bett und ging lautlos zur Tür. Sie legte das Ohr an die Metallfüllung; draußen im Korridor war gedämpft ein schneller Wortwechsel zu hören, offensichtlich in chinesischer Sprache. Was auch immer dort gesprochen wurde und zu welchem Ergebnis auch immer das kurze, erregte Gespräch kam, sie hatte die Saat des Zweifels gesät. Konzentriere dich auf das Sichtbare, hatte Jason Bourne immer wieder betont, während der Hölle, die sie in Europa erlebt hatten. Das ist wirksamer als alles andere. Auf der Grundlage dessen, was sie sehen, werden die Leute viel bereitwilliger die Schlüsse ziehen, die du willst, als wenn du ihnen noch so überzeugende Lügen auftischst.
    Sie ging zum Kleiderschrank und machte ihn auf. Die paar Sachen, die sie für sie in Hongkong gekauft hatten, hatten sie in dem Appartement gelassen, aber die Hose, die Bluse und die Schuhe, die sie an dem Tag getragen hatte, als man sie ins Krankenhaus gebracht hatte, waren da; niemand war es in den Sinn gekommen, sie zu entfernen. Warum
auch? Sie konnten schließlich selbst sehen, dass sie sehr krank war. Das Zittern und die Krämpfe hatten sie überzeugt; alle sahen sie es. Jason Bourne würde das verstehen. Sie blickte auf das weiße Telefon auf dem Nachttisch. Es war sehr klein, die Tasten mit den Ziffern waren in den Hörer eingebaut. Sie überlegte, obwohl es niemanden gab, den sie hätte anrufen können. Sie ging an den Tisch und griff nach dem Telefon. Aber – wie nicht anders zu erwarten – es war tot. Es gab den Klingelknopf für die Schwester, das war alles, was sie brauchte, und alles, was man ihr erlaubte.
    Sie ging ans Fenster und hob den weißen Vorhang etwas an, nur um die Nacht zu begrüßen. Die atemberaubenden farbigen Lichter Hongkongs erleuchteten den Himmel, und sie war

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