Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Die Börse enthielt etwas über sechshundert Hongkong-Dollar, was knapp hundert Dollar in amerikanischer Währung entsprach. Das reichte kaum für ein Hotelzimmer;
dann sah sie eine Kreditkarte von einer Bank in Kowloon. Wenn nötig, würde sie die Karte vorlegen – falls sie ein Hotelzimmer fand. Sie nahm das Geld und die Plastikkarte heraus, steckte die Börse in die Tasche zurück und begann, sich umzuziehen, während sie gleichzeitig die Straßen außerhalb des Krankenhausgeländes musterte. Zu ihrer großen Erleichterung waren sie ziemlich überfüllt, und die Menschenmenge bot ihr Sicherheit.
    Plötzlich kam ein Wagen auf den Parkplatz gerast und bremste mit quietschenden Reifen vor der Tür zur Notaufnahme. Marie richtete sich auf und spähte durch die Wagenfenster. Der hünenhafte chinesische Major und der kalte, sachliche Arzt sprangen aus dem Wagen und liefen auf den Eingang zu. Als sie durch die Tür verschwanden, rannte Marie vom Parkplatz auf die Straße.
    Sie ging stundenlang, machte Station in einem Schnellimbiss, wo sie sich voll stopfte, bis sie keinen Hamburger mehr sehen konnte. Dann ging sie in die Damentoilette und betrachtete sich im Spiegel. Sie hatte abgenommen und dunkle Ringe unter den Augen, aber sie war noch sie selbst. Bloß das verdammte Haar ! Sie würden ganz Hongkong nach ihr absuchen, und ihre Größe und ihr Haar würden die wichtigsten Punkte jeder Beschreibung sein. Am ersten Punkt konnte sie wenig ändern, dafür umso mehr am zweiten. In einer Drogerie kaufte sie Haarnadeln und Spangen. Dann erinnerte sie sich an das, worum Jason sie in Paris gebeten hatte, als ihr Foto in den Zeitungen erschienen war. Sie kämmte sich das Haar straff nach hinten, band es zu einem Knoten zusammen und steckte sich die Seitenpartien am Kopf fest. Das Ergebnis war ein viel strengeres Gesicht, was durch ihren Gewichtsverlust und das fehlende Makeup noch betont wurde. So hatte es Jason – David  – in Paris haben wollen.… Nein, überlegte sie, das in Paris war nicht David gewesen. Das war Jason Bourne. Und es war Nacht, wie damals in Paris.
    »Warum tun Sie das, Miss?«, fragte eine Verkäuferin, die neben dem Spiegel an der Kosmetiktheke stand. »Sie haben so hübsches Haar, sehr schön.«

    »Oh? Ich bin es einfach leid, es immer bürsten zu müssen. Das ist alles.«
    Marie verließ die Drogerie, kaufte von einem Straßenhändler flache Sandalen und von einem anderen eine imitierte Gucci-Handtasche – die G’s standen auf dem Kopf. Jetzt hatte sie noch dreihundert Hongkong-Dollar übrig und keine Ahnung, wo sie die Nacht verbringen sollte. Zum Konsulat zu gehen, war es sowohl zu spät als auch zu früh. Eine Kanadierin, die nach Mitternacht dort eintraf und um eine Liste des im Konsulat beschäftigten Personals bat, würde Misstrauen auslösen; außerdem hatte sie noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, wie sie die Bitte vorbringen sollte. Wohin also gehen? Sie brauchte Schlaf. Unternimm nichts, wenn du müde oder erschöpft bist. Die Gefahr, einen Fehler zu machen, ist dann zu groß. Ruhe ist eine Waffe. Vergiss das nicht.
    Sie kam an einer Arkade vorbei, die gerade im Begriff war zu schließen. Ein junges amerikanisches Paar in Bluejeans feilschte mit dem Besitzer eines T-Shirt-Standes.
    »Hey, jetzt kommen Sie schon, Mann«, sagte der junge Mann. »Sie wollen doch heute Abend noch etwas verkaufen, oder nicht? Ich meine, Sie verdienen dann ein bisschen weniger, aber immerhin sind das ein paar dineros in Ihrer Tasche, stimmt’s?«
    »Keine dineros «, schrie der Händler grinsend, »nur Dollars, und davon bieten Sie mir zu wenig! Ich habe Kinder. Sie stehlen ihnen das kostbare Essen vom Mund!«
    »Wahrscheinlich gehört ihm ein Restaurant«, sagte das Mädchen.
    »Sie wollen Restaurants? Echtes chinesisches Essen?«
    »Herrje, du hast Recht, Lacy!«
    »Mein dritter Vetter väterlicherseits hat einen Imbissstand zwei Straßen von hier. Ganz nahe, ganz billig, sehr gut.«
    »Vergessen Sie’s«, sagte der Junge. »Vier Dollar, US, für die sechs T-Shirts. Nehmen Sie’s oder lassen Sie’s bleiben.«
    »Ich nehme es. Nur weil Sie zu stark für mich sind.« Der Händler griff nach den Geldscheinen, die der Amerikaner ihm hinhielt, und stopfte die T-Shirts in eine Papiertüte.

    »Du bist großartig, Buzz.« Das Mädchen küsste ihn auf die Wange. »Er macht trotzdem noch vierhundert Prozent Profit.«
    »Das ärgert mich so an euch Betriebswirten! Ihr habt einfach keinen Sinn für

Weitere Kostenlose Bücher