Das Bourne Ultimatum
»Warten - auf das Rendezvous warten, aber ohne Blumenstrauß, nur voller Hass. Denn du willst leben, aber andere wollen dich töten. Warten und nichts tun. Das einzige, was man tun kann, ist zu überlegen, was der Feind tun oder nicht tun könnte. Und ob er an etwas gedacht hat, was du nicht erwogen hast. Wie jemand einmal gesagt hat:... ich war lieber in Philadelphia.«
»Wo, Sir?«
»Nichts. Ist schon okay.«
Plötzlich wurde die Luft von einem schrillen, durchdringenden Schreien erfüllt. Worte, unter Schmerzen hervorgestoßen. » Non, non! Vous êtes monstrueux !... Arrêtez, arrêtez, je vous supplie!«
»Jetzt!« schrie Jason, warf sich die Uzi über die Schulter, sprang zur Mauer und zog sich an der Kante hoch, während das Blut wieder aus seinem Hals drang. Er kam nicht hoch! Er kam nicht hinüber! Dann wurde er von starken Händen gezogen und fiel auf die andere Seite.
»Die Lichter!«, schrie er. »Schieß sie aus!«
Die Uzi des großen Wächters ratterte, die Lampen auf beiden Seiten des Wegs zur Kapelle explodierten. Wieder wurde er von starken Händen gezogen und auf die Beine gestellt. Und dann blitzte ein einziger gelber Lichtstrahl auf, der in alle Richtungen drang. Es war eine starke Halogenlampe in der
linken Hand des Soldaten. Der alte Mann in dem braunen Gabardine-Anzug lag blutdurchtränkt, mit durchschnittener Kehle, auf dem Weg.
»Stopp! Im Namen des Allmächtigen, bleibt, wo ihr seid!«, kam die Stimme Fontaines aus der Kapelle. Sie näherten sich dem Eingang mit ihren schussbereiten automatischen Waffen. Doch auf das, was sie durch die halboffene Tür sahen, waren sie nicht vorbereitet. Bourne schloss die Augen, der Anblick war zu schmerzhaft. Der alte Fontaine lag, genau wie der junge Ishmael, über dem Pult unter dem hinausgesprengten bunten Fenster. Sein Gesicht war von Peitschenhieben gezeichnet, blutüberströmt, und an seinem Körper waren mehrere dünne Kabel befestigt, die zu schwarzen Kästen führten.
»Geht zurück!«, schrie Fontaine. »Rennt, ihr Idioten! Ich bin an Zündschnüre angeschlossen...«
»O mein Gott!«
»Seien Sie nicht traurig, Monsieur le caméléon. Mit Freuden gehe ich zu meiner Frau! Diese Welt ist zu scheußlich, selbst für mich. Rennt! Die Ladung geht hoch - sie beobachten euch!«
»He, Mann! Jetzt!«, schrie der Wächter, packte Jason am Arm, raste mit ihm zur Mauer und hielt Bourne immer noch fest, als sie auf der anderen Seite in das dichte Gebüsch plumpsten.
Die Explosion war ungeheuer, blendend und betäubend. Es war, als ob ein Teil der kleinen Insel von einer Rakete weggeblasen würde. Flammen schossen in den nächtlichen Himmel, aber das Feuer sank schnell zu glühender Asche zusammen.
»Der Pfad«, stieß Bourne heiser hervor, als er wieder auf die Füße gekommen war. »Zum Pfad!«
»Sie sind in schlechter Verfassung, Mann.«
»Ich sorge für mich und du für dich!«
»Ich glaube, ich habe für uns beide gesorgt.«
»Und du kriegst’ne verdammte Medaille und einen Haufen Geld, wenn du uns beide zum Pfad bringst.«
Keuchend und schwitzend kämpften sich die beiden Männer durchs Unterholz bis an den Rand des Pfades, zehn Meter
hinter den rauchenden Trümmern der Kapelle. Sie verkrochen sich im Gras, und innerhalb weniger Sekunden war der zweite Wächter bei ihnen. »Sie sind dort drüben, bei den Palmen«, sagte er atemlos. »Sie warten, bis sich der Rauch verzogen hat, um zu sehen, ob jemand überlebt hat, aber lange können sie nicht bleiben.«
»Du warst dort?«, fragte Jason. »Mit ihnen?«
»Kein Problem, Mann. Ich habe es Ihnen gesagt, Sir.«
»Was ist passiert? Wie viele sind es?«
»Es waren vier, Sir. Ich habe einen getötet und seinen Platz eingenommen. Er war schwarz, so machte es in der Dunkelheit keinen Unterschied. Es ging schnell und leise. Die Kehle.«
»Wer ist übrig?«
»Der Drogenchef von Montserrat und zwei andere...«
»Wie sehen sie aus?«
»Ich konnte sie nicht deutlich sehen, aber noch einer von ihnen war - glaub ich - ein Schwarzer, groß und mit wenig Haaren. Den anderen konnte ich gar nicht sehen, denn er - oder sie - hatte seltsame Kleider an, mit einem Tuch über dem Kopf wie ein Sonnenhut mit einem Moskitonetz oder wie ein Damenhut mit Schleier.«
»Eine Frau?«
»Möglich, Sir.«
»Eine Frau...? Sie müssen von dort wegkommen - er muss von dort irgendwie wegkommen.«
»Sie werden diesen Pfad zum Strand benutzen und sich versteckt halten, bis ein Boot kommt und sie abholt. Sie haben
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