Das Bourne Ultimatum
bereits den zweiten Stock erreicht, wo er nach rechts in einen schmalen, schmutzigen Korridor einbog. Er war offenbar schon früher hier gewesen, denn er lief, ohne zu zögern und ohne auf die kaum lesbaren Namensschilder an den Türen zu achten. Die Dinge würden doch nicht so schwierig sein, dachte der CIA-Mann, dankbar, dass sein Auftrag nicht in seinen Bereich gehörte. Bereich? Scheiße, die Sache war illegal.
Der Agent nahm drei Stufen auf einmal, wobei seine Schuhe mit den dicken Gummisohlen das Geräusch auf das unvermeidliche Knarren einer alten Treppe reduzierten. Mit dem Rücken an der Wand schielte er um die Ecke des Treppenhauses, das mit Abfall übersät war, und beobachtete den Telefonmann, wie er drei verschiedene Schlüssel in drei waagerechte Schlüsselllöcher steckte, alle nacheinander umdrehte und in die letzte Tür zur Linken ging. In dem Augenblick, wo er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lief er leise den Korridor entlang und blieb bewegungslos horchend stehen. Nicht großartig, aber auch nicht schlimm, dachte er bei dem Geräusch nur eines Schlüssels, der gedreht wurde. Der Reparateur war in Eile. Er drückte sein Ohr an die abblätternde Farbe der Tür und hielt den Atem an, damit das Echo seiner Lungen nicht das Hören störte. Dreißig Sekunden später drehte er den Kopf zur Seite, ließ die Luft aus seinen Lungen entweichen und atmete erneut tief ein, bevor er den Kopf wieder an die Tür drückte. Obwohl gedämpft, hörte er die Worte doch deutlich genug, um sich einen Reim machen zu können.
»Zentrale, hier ist Mike oben in der 138. Straße, Sektion zwölf, Maschine sechzehn. Da muss noch eine Einheit in diesem Haus sein, was ich allerdings nicht glauben kann, selbst wenn ihr’s mir sagen würdet.« Das folgende Schweigen dauerte vielleicht weitere zwanzig Sekunden... »Haben wir nicht, was? Tja, da ist eine Interferenz, und das verstehe ich nicht... Was? Fernsehkabel? Glaub nicht, dass hier jemand dafür die Kohle hat... Oh, ich verstehe, Bruder. Das Bezirkskabel. Die
Drogenjungs wohnen oben, nicht wahr? Ihre Adresse mag nicht nobel sein, aber wenn du in ihre Wohnungen kommst, dann haben sie die tollsten Sachen dastehen... Geh also raus aus der Leitung und leite sie um. Ich warte solange, bis ich das Klarzeichen bekomme. Okay, Bruder?«
Der Agent wandte erneut den Kopf zur Seite und atmete wieder aus, diesmal erleichtert. Er konnte sich davonmachen, ohne Konfrontation. Er hatte alles, was er brauchte. 138. Straße, Sektion zwölf, Maschine sechzehn, und sie kannten die Firma, die das Zeug geliefert hatte. Die Reco-Metropolitan Company, Sheridan Square, New York. Er ging zurück zu der verrotteten Treppe und hob den Kragen seines Armeehemdes.
»Falls ich von einem LKW überfahren werde, hier die Information. Hört ihr?«
»Laut und deutlich, Kaiser Jones.«
»Es ist Maschine sechzehn in Sektion zwölf, wie sie es nennen.«
»Erhalten! Du hast deine Mark verdient heute!«
»Ihr könntet wenigstens sagen: Hervorragend, alter Knabe.«
»Na, du bist der Kerl, der studiert hat, nicht ich.«
»Manche von uns sind überqualifiziert... Warte mal. Ich hab Gesellschaft bekommen!«
Unten am Fuß der Treppe erschien ein kleiner, stämmiger schwarzer Mann, mit hervortretenden Augen, der mit einer Knarre in der Hand nach oben sah. Der CIA-Mann warf sich hinter die Ecke, als vier Schüsse durch den Korridor pfiffen. Der Agent machte einen Sprung über den offenen Zwischenraum. Er hatte seinen Revolver herausgerissen und feuerte zweimal, aber einer hätte schon gereicht. Sein Gegner stürzte auf den Boden des schmutzigen Eingangs.
»Ich habe einen Querschläger ins Bein gekriegt!«, schrie der Agent. »Aber er liegt flach - mausetot oder nicht, das kann ich nicht sagen. Bestellt den Wagen und holt uns beide ab. Pronto. «
»Auf dem Weg. Bleib dran.«
Es war kurz nach acht. Uhr am nächsten Morgen, als Alex Conklin ins Büro von Peter Holland gehinkt kam. Die Wächter am CIA-Tor waren beeindruckt, dass er sofortigen Zutritt beim Direktor erhielt.
»Was Neues?«, fragte der DCI und sah von seinen Papieren auf dem Tisch hoch.
»Nichts«, antwortete der ehemalige CIA-Agent verärgert. Statt einen Stuhl zu nehmen, ging er zum Sofa. »Nicht das Allergeringste. Himmel, was für ein beschissener Tag, und er hat noch nicht einmal richtig begonnen! Casset und Valentino sitzen im Keller und schicken Fragen an alle nur denkbaren Pariser Kanäle, aber nichts bisher... Sieh dir doch nur
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