Das Bourne Ultimatum
nachdenklichen Blick auf seine Uhr.
»Wahrscheinlich zu einem Telefon, Doktor. Fast alle, die hier landen, bekommen irgendeine Nachricht an irgendeinem Schalter, und dann rennen sie wie verrückt, um ein
öffentliches Telefon zu finden. Die Russen sind die schnellsten, die Araber die langsamsten.«
»Muss wohl am Klima liegen«, bemerkte der Psychiater lächelnd. »Verwetten Sie nicht Ihr Stethoskop darauf.« Der Fahrer lachte und hob seine Hand zu einem formlosen Gruß. »Passen Sie auf sich auf, Sir, und gönnen Sie sich ein bisschen Ruhe. Sie sehen müde aus.«
»Danke, junger Mann. Auf Wiedersehen.« Ich bin müde, dachte Panov, als der Begleitschutz im grauen Korridor verschwand. So müde, aber Alex hatte Recht. Wenn er allein hergeflogen wäre, hätte ich es ihm niemals verziehen... David! Wir müssen ihn finden! Der Schaden, der ihm zugefügt wurde, kann ungeahnte Folgen haben - das kann keiner verstehen. Durch eine einzige Tat könnte sich sein empfindlicher, angeschlagener Gemütszustand um Jahre zurückentwickeln - dreizehn Jahre -, zurück in Zeiten, in denen er ein funktionstüchtiger Killer war und nichts anderes!... Eine Stimme. Die Gestalt über ihm sprach ihn an.
»Es tut mir Leid, vergeben Sie mir... Ihr Drink, Doktor«, sagte die Frau freundlich. »Ich habe gezögert, Sie zu wecken, aber dann haben Sie sich bewegt, und es hörte sich an, als hätten Sie Schmerzen...?«
»Nein, ganz und gar nicht, meine Liebe. Ich bin nur müde.«
»Ich verstehe, Sir. Überstürzte Flüge können ermüdend sein, und umso mehr, wenn sie lang und unbequem sind.«
»Sie haben in allen drei Punkten ins Schwarze getroffen«, stimmte Panov zu und nahm seinen Drink. »Danke.«
»Sie sind Amerikaner?«
»Woher wissen Sie das? Ich trage weder Cowboystiefel noch ein Hawaiihemd.«
Die Frau lachte charmant. »Ich kenne den Fahrer, der Sie hergebracht hat. Er ist vom amerikanischen Sicherheitsdienst, sehr nett und sehr attraktiv. Oh, da kommt Ihre Begleitung. Darf ich schnell eine Frage stellen, Doktor? Benötigt er einen Rollstuhl?«
»Gütiger Himmel, nein. Er geht schon seit Jahren so.«
»Gut. Haben Sie einen angenehmen Aufenthalt in Paris, Sir.« Die Frau entfernte sich, als Alex sich hinkend um mehrere
Gruppen von schwatzenden Europäern herum zum Sessel neben Panov schlängelte. Er nahm Platz und beugte sich im weichen Leder unbeholfen nach vorn. Er war offensichtlich beunruhigt.
»Was ist los?«, fragte Mo.
»Ich habe gerade mit Charlie Casset in Washington gesprochen.«
»Du magst ihn, du vertraust ihm, nicht?«
»Er ist der Beste, den es gibt, wenn er persönlichen Kontakt zu den Dingen oder Leuten aufnehmen kann - wenn er sehen und hören und etwas selbst in Augenschein nehmen kann und nicht einfach nur Worte auf Papier oder gar einem Computerbildschirm lesen muss.«
»Kommst du da eventuell wieder auf mein Territorium, Doktor Conklin?«
»Genau das habe ich David in der letzten Woche vorgeworfen, und ich werde dir erzählen, was er mir gesagt hat. Dies ist ein freies Land und ungeachtet deiner Ausbildung, hast du den gesunden Menschenverstand nicht für dich gepachtet.«
»Ich nehme an«, erwiderte Panov, »Casset hat etwas getan, was du nicht gutheißen kannst.«
»Er hat etwas getan, das er nicht gutheißen würde, wenn er mehr Informationen über denjenigen hätte, mit dem er es getan hat.«
»Das klingt absolut freudianisch.«
»Er hat einen verdeckten, inoffiziellen Außendeal mit einem Mann namens Dimitrij Krupkin von der russischen Botschaft hier in Paris gemacht. Wir werden mit dem örtlichen KGB zusammenarbeiten - du, ich, Bourne und Marie -, falls wir sie finden. Hoffentlich in etwa einer Stunde in Rambouillet.«
»Was sagst du da?«, fragte Mo erstaunt und kaum hörbar. »Lange Geschichte, wenig Zeit. Moskau will den Kopf des Schakals. Washington kann uns weder unterstützen noch schützen, also werden die Sowjets für einige Zeit als unser Paterfamilias fungieren, falls wir irgendwie in der Klemme sitzen.«
Panov runzelte die Stirn, dann schüttelte er den Kopf, als höre er eine äußerst seltsame Information.
»Ich nehme an, das ist nicht der übliche Lauf der Dinge, aber dennoch liegt eine gewisse Logik, sogar ein Trost darin.«
»Auf dem Papier, Mo«, sagte Conklin. »Nicht bei Dimitrij Krupkin. Ich kenne ihn, Charlie nicht.«
»Oh? Er ist ein übler Charakter?«
»Kruppie übel? Nein, eigentlich nicht...«
»Kruppie?«
»Wir kennen uns schon seit den späten Sechzigern,
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