Das Bourne Ultimatum
Freund getötet. Aber das war lange vorbei. Conklin hatte gesagt, er werde von ihm hören. Und das würde er. Bis dahin musste sich das Chamäleon mehrere Schutzschichten zulegen, von der Unterhose bis zum Jackett völlig neutral, ohne irgendein Abzeichen einer Wäscherei oder Reinigung, ohne den kleinsten Hinweis auf den Träger. Er hatte schon zu viel bezahlt! Wenn er für Davids Familie töten müsste -, mein Gott! Für meine Familie! -, so weigerte er sich, mit den Konsequenzen eines oder mehrerer Morde zu leben. Wo er sich bewegen würde, gab es keine Regeln. David Webb würde sich dem heftig widersetzen, aber Jason Bourne pfiff darauf. Marie, ich werde ihn stoppen! Ich verspreche dir, ihn aus unserem Leben herauszureißen. Ich werde mir den Schakal vorknöpfen und einen toten Mann zurücklassen. Er wird niemals wieder in der Lage sein, dich anzurühren. Du wirst frei sein.
O Jesus, wer bin ich? Mo, hilf mir! Nein, Mo, lieber nicht! Ich bin, was ich sein muss. Ich bin kalt und werde immer kälter. Bald werde ich Eis sein... klares, durchsichtiges Eis, Eis, so kalt und klar, dass es sich überall bewegen kann, ohne gesehen zu werden. Kannst du nicht verstehen, Mo und du auch, Marie -, ich muss! David muss abtreten. Ich kann ihn nicht gebrauchen.
Vergib mir, Marie, und vergib mir Doktor, aber ich denke an die Wahrheit. Eine Wahrheit, der ich jetzt ins Angesicht sehen muss. Ich bin kein Idiot, und ich betrüge mich auch nicht selbst. Ihr beide wollt, dass ich Jason Bourne aus meinem Leben vertreibe, ihn für immer ins Jenseits entlasse, aber ich muss jetzt das Gegenteil tun.
Als er seine Einkäufe erledigt und alles bar und bei möglichst verschiedenen Angestellten bezahlt hatte, suchte er sich eine Toilette, in der er sich umziehen konnte. Danach würde er durch die Straßen Washingtons gehen, bis er einen versteckten Kanaldeckel gefunden hatte. Das Chamäleon war wieder da.
Es war 7.35 Uhr am Abend, als Bourne die Rasierklinge hinlegte. Er hatte alle Etiketten von seinen neuen Kleidern entfernt. Er hängte alles in den Schrank außer den Hemden, die er im Bad unter Dampf setzte, um ihnen den nagelneuen Geruch zu nehmen. Er ging zum Tisch, wo der Zimmerservice eine Flasche Whisky, Sodawasser und Eiswürfel hingestellt hatte.
Als er am Telefon vorbeiging, hielt er inne. So gerne hätte er Marie angerufen, wusste aber, dass er es nicht konnte, nicht vom Hotelzimmer. Dass sie und die Kinder sicher angekommen waren, war alles, was zählte; und das waren sie. Er hatte John St. Jacques vom Kaufhaus aus erreicht.
»He, David, sie sind in Sicherheit! Sie mussten beinahe vier Stunden lang über der Insel kreisen, bevor das Wetter aufklarte. Ich wecke Marie, wenn du willst, aber nachdem sie Alison gefüttert hatte, war sie todmüde.«
»Lass mal, ich rufe später an. Sag ihr, dass es mir gut geht, und sorge für sie, Johnny.«
»Machen wir, Junge. Nun sag mir: Bist du okay?«
»Ich sagte schon, es geht mir gut.«
»Schon, du kannst es sagen, und sie kann es sagen, aber Marie ist nicht nur meine einzige Schwester, sie ist auch meine Lieblingsschwester, und ich weiß, wann sie beunruhigt ist.«
»Deshalb sollst du dich gut um sie kümmern.«
»Ich werde mit ihr sprechen müssen.«
»Behutsam, Johnny.«
Einige Augenblicke lang war er wieder David Webb gewesen, überlegte Jason jetzt, als er sich einen Drink eingoss. Das gefiel ihm nicht. Eine Stunde später jedoch war Jason Bourne wieder da und hatte im Mayflower mit einem Angestellten über seine Reservierung gesprochen, und der Nachtportier wurde geholt.
»O ja, Mr. Simon«, hatte ihn der Mann enthusiastisch begrüßt. »Wir haben mitbekommen, dass Sie hier sind, um gegen diese schrecklichen Steuerrestriktionen bezüglich Geschäftsreisen und Vergnügen zu wettern. Die Politiker werden uns noch allesamt ruinieren! Es gab keine Doppelzimmer mehr, deshalb haben wir uns die Freiheit genommen, Ihnen eine Suite zur Verfügung zu stellen, ohne zusätzliche Kosten natürlich.«
Das war vor über zwei Stunden gewesen, und seitdem hatte er Etiketten entfernt, die Hemden gedämpft und die gummibesohlten Schuhe auf der Fensterbank des Hotels abgerieben. Mit dem Drink in der Hand saß Bourne im Stuhl und stierte gegen die Wand. Es gab nichts zu tun, als zu warten und nachzudenken.
Ein leises Klopfen an der Tür beendete sein Warten. Jason durchquerte schnellen Schrittes den Raum, öffnete die Tür und ließ den Fahrer herein, der ihn am Flughafen abgeholt hatte. Er
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