Das Bourne Ultimatum
schwerer...«
»Du bist es!«
»Sei ruhig. Hör zu. Eine verdammte Fregatte hat sich aus ihrer Vertäuung gelöst, treibt irgendwo da draußen herum und stößt auf viel zu viele Klippen.«
»Jack, ich war beim Heer, nicht bei der Marine. Ich kann dich nicht verstehen.«
»Irgendein Jockey von der Handelsmarine ist wohl bei der Aktion in Saigon zu kurz gekommen, und nach dem, was ich herausgekriegt habe, wurde er wegen irgendwas ruhiggestellt, und jetzt hat er alles zusammengepuzzelt. Er hat alles, Phil. Alles.«
»Gütiger Gott!«
»Er ist bereit, alles öffentlich zu machen...«
»Stopp ihn!«
»Das ist das Problem. Wir sind nicht sicher, wer es ist. Die Sache wird genau untersucht, drüben in Langley.«
»Großer Gott, Mann, in deiner Position kannst du ihnen doch befehlen, sich da rauszuhalten! Sag, dass es eine DOD-Akte ist, eine tote Akte, die nie vollendet wurde, dass sie dazu dienen sollte, Fehlinformationen zu verbreiten! Dass alles daran falsch ist!«
»Das könnte ein Rohrkrepierer werden...«
»Hast du Jimmy T. drüben in Brüssel angerufen?«, unterbrach der Botschafter. »Er hat einen direkten Draht zu Dingen mit höchster Geheimhaltung in Langley.«
»Im Augenblick will ich nicht, dass es weitere Kreise zieht. Ich muss erst etwas Missionsarbeit leisten.«
»Wie du meinst, Jack. Du machst das schon.«
»Halte deine Fallleinen stramm, Phil.«
»Wenn das heißen soll, dass ich meinen Mund halten soll, brauchst du dir darüber keine Gedanken zu machen!«, sagte Atkinson. Er beugte seinen Arm und fragte sich, wer wohl in London die hässliche Tätowierung von seinem Unterarm entfernen könnte.
Jenseits des Atlantik in Vienna, Virginia, legte Alex Conklin den Hörer auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, völlig erschüttert. Er war seinem Instinkt gefolgt, wie er es draußen zwanzig Jahre lang gemacht hatte. Worte führten zu weiteren
Worten, Sätze zu Sätzen, aus der Luft gegriffene Anspielungen konnten Vermutungen, selbst Schlussfolgerungen untermauern. Es war ein Schachspiel mit blitzschnellen Einfällen, und er wusste, dass er ein fähiger Profi war - manchmal etwas zu fähig. Es gab Dinge, die besser in ihren schwarzen Kästen blieben, unentdeckte Krebsgeschwüre, die von der Geschichte verschüttet wurden, und was er gerade erfahren hatte, konnte dazugehören.
Treffer drei, vier und fünf.
Phillip Atkinson, Botschafter in Großbritannien. James Teagarten, Oberkommandierender der NATO. Jonathan ›Jack‹ Burton, ehemaliger Admiral der Sechsten Flotte, gegenwärtig Chef des Vereinigten Generalstabs.
Schlangenlady. Medusa.
Ein Netzwerk.
5.
Es ist, als hätte sich nichts verändert, dachte Jason Bourne und merkte, wie sein anderes Ich, das David Webb genannt wurde, aus ihm entschwand. Das Taxi hatte ihn in das ursprünglich elegante, jetzt aber ziemlich heruntergekommene Viertel im Nordosten Washingtons gefahren, und der Fahrer hatte sich, genau wie vor fünf Jahren, geweigert zu warten. Er lief durch den überwucherten Vorgarten zu dem alten Haus und dachte, genau wie beim ersten Mal, dass es zu alt war und zu baufällig und sehr dringend repariert werden musste. Er klingelte und fragte sich, ob Kaktus überhaupt noch lebte. Er lebte. Der alte, hagere schwarze Mann mit seinem sanften Gesicht und den warmen Augen stand vor ihm im Türrahmen, ganz genauso wie vor fünf Jahren, und blinzelte unter einem grünen Sonnenschutz hervor. Sogar seine ersten Worte waren nur eine geringfügige Variation derjenigen von vor fünf Jahren.
»Hast du Radkappen am Auto, Jason?«
»Kein Auto und kein Taxi, es wollte nicht warten.«
»Muss die merkwürdigen Gerüchte gehört haben, die von der faschistischen Presse verbreitet werden. Ich habe Haubitzen hinter den Fenstern installiert, um die freundlichen Nachbarn von meinen friedlichen Absichten zu überzeugen. Komm rein, hab oft an dich gedacht. Warum hast du Opa nicht mal angerufen?«
»Deine Nummer steht nicht im Telefonbuch, Kaktus.«
»Muss ein Versehen sein.«
Jason Bourne trat in den Vorraum, während Kaktus die Tür verschloss.
»Du hast ein paar graue Haare bekommen, Bruder Hase«, fügte Kaktus hinzu und betrachtete seinen Freund aufmerksam. »Ansonsten hast du dich nicht sehr verändert. Vielleicht ein oder zwei Falten, aber das zeigt Charakter.«
»Ich habe inzwischen auch eine Frau und zwei Kinder, Onkel Remus. Einen Jungen und ein Mädchen.«
»Ich weiß. Mo Panov hält mich auf dem Laufenden, auch wenn er mir nicht
Weitere Kostenlose Bücher