Das Bourne Ultimatum
Bourne.
»Wir wussten, dass es mal passieren wird«, sagte Marie
St. Jacques-Webb, Kanadierin von Geburt, von Beruf Ökonomin und durch Zufall Retterin von David Webb. »Es war nur eine Frage der Zeit.«
»Es ist wahnsinnig!«, flüsterte David, um die Kinder nicht aufzuwecken. »Alles ist streng geheim, im Archiv mit der höchsten Sicherheitsstufe und dem ganzen Zinnober! Wie nur konnte irgendjemand Alex und Mo finden?«
»Wir wissen es nicht, aber Alex wird sich auf die Suche machen. Es gibt keinen Besseren als Alex. Hast du selbst gesagt...«
»Jetzt ist er gezeichnet - er ist ein toter Mann«, unterbrach Webb sie grimmig.
»Das ist voreilig, David. ›Er ist der Beste, den es je gab‹, das waren deine Worte.«
»Das einzige Mal, wo er es nicht war, das war vor dreizehn Jahren in Paris.«
»Weil du besser warst...«
»Nein! Weil ich meine Rolle nicht kannte, und er operierte mit älteren Daten, von denen ich keinen blassen Schimmer hatte. Er nahm an, ich wäre da draußen, aber ich hatte keine Ahnung, also konnte ich nicht nach seinen Vorstellungen handeln... Er ist immer noch der Beste. In Hongkong hat er uns beiden das Leben gerettet.«
»Dann sagst du dasselbe, was ich auch sage, oder nicht? Wir sind in guten Händen.«
»In denen von Alex, ja. Nicht in denen von Mo. Der arme, nette Kerl ist praktisch schon tot. Sie werden ihn schnappen und knacken!«
»Er wird eher sterben, als dass er irgendjemanden Informationen über uns gibt.«
»Trotzdem haben wir keine Chance. Mit Amytal bringen sie ihn zum Sprechen, sein ganzes Leben werden sie auf Band haben. Dann killen sie ihn und nehmen meine Spur auf... das heißt unsere, und deshalb müssen du und die Kinder in den Süden, ganz in den Süden. Die Karibik.«
»Wir schicken die Kinder, Liebling. Ich bleibe.«
»Hör auf! Das haben wir abgesprochen, als Jamie geboren wurde. Deshalb haben wir uns den Platz dort unten besorgt,
deshalb haben wir deinem jüngeren Bruder die Hölle heiß gemacht, dass er uns was besorgt. Und er hat es verdammt gut gemacht. Wir besitzen die Hälfte eines florierenden Hotels an einer Schlammstraße auf einer Insel, von der nie irgendjemand was gehört hat, bevor dieser kanadische Hansdampf mit seinem Wasserflugzeug dort gelandet ist.«
»Johnny war immer der aggressive Typ. Vater hat einmal gesagt, dass er ein verkrüppeltes Kalb als erstklassigen Stier verkaufen könnte, ohne dass der Käufer es merkt.«
»Die Sache ist, dass er dich liebt... und die Kinder. Ich zähle auch auf seine... egal, ich vertraue ihm.«
»Wenn du meinem Bruder auch noch sosehr vertraust, was ist mit deiner Orientierung? Du hast gerade die Abzweigung zur Hütte verpasst.«
»Verdammt!«, schrie Webb, bremste und wendete. »Morgen! Du und Jamie und Alison, ihr nehmt einen Flieger vom Flughafen Logan. In Richtung Insel!«
»Darüber sprechen wir noch, David.«
»Da gibt es nichts zu diskutieren.« Webb atmete tief und gleichmäßig durch, er hatte sich ganz merkwürdig unter Kontrolle. »Hier bin ich schon mal gewesen«, sagte er ruhig.
Marie sah ihren Mann an. Sein plötzlich passives Gesicht zeichnete sich im Licht des Armaturenbretts ab. Was sie sah, erschreckte sie mehr als das Gespenst des Schakals. Sie sah nicht David Webb, den leise sprechenden Gelehrten. Sie starrte auf einen Mann, von dem sie beide gedacht hatten, dass er für immer aus ihrem Leben verschwunden wäre.
2.
Alexander Conklin fasste seinen Stock fester, als er in den Konferenzraum der Central Intelligence Agency in Langley, Virginia, hinkte. Er stand vor einem langen, beeindruckenden Tisch, groß genug, um dreißig Personen Platz zu bieten, aber stattdessen saßen nur drei Personen um ihn herum. Der Mann am Kopfende war der grauhaarige DCI, Direktor der Central Intelligence. Weder er noch seine beiden höchstrangigen Stellvertreter schienen erfreut, Conklin zu sehen. Die Begrüßung verlief förmlich, und statt den offenbar für ihn vorgesehenen Platz neben dem CIA-Beamten zur Linken des DCI einzunehmen, zog Conklin einen der Stühle am unteren Ende des Tisches hervor, setzte sich und lehnte seinen Stock mit einem Knall gegen die Tischkante.
»Nun, wo wir uns begrüßt haben, können wir ja zur Sache kommen, meine Herren.«
»Das ist kein sehr höflicher oder freundlicher Einstieg, Mr. Conklin«, bemerkte der Direktor.
»Ich habe im Moment weder Höflichkeit noch Freundlichkeit im Sinn, Sir. Ich möchte einfach nur wissen, wieso wasserdichte Four-Zero-Regeln nicht
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