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Das Bourne Ultimatum

Titel: Das Bourne Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ergebnisse zeitigte. Juristische Zeitschriften, erst kleinere, dann bedeutendere, veröffentlichten seine Artikel sowohl wegen ihres Stils als auch wegen ihres Inhalts, denn der junge Außerordentliche Professor hatte eine verführerische Art zu schreiben, glatt und geheimnisvoll zugleich, zuweilen blumig und sarkastisch. Im Grunde aber waren es die Auffassungen, die sich allmählich in ihm herausbildeten, von denen die Finanzwelt angezogen wurde. Die Stimmung im Lande veränderte sich, der Firniss der barmherzigen Great Society begann abzuplatzen, die Wunden breiteten sich aus. Die von den Nixon-Boys geprägten Schlagworte der ›Schweigenden Mehrheit‹ und ›Wohlfahrtsempfänger< machten sich
immer mehr breit und mit ihnen die Diskriminierung. Niederträchtigkeit schoss überall aus dem Boden, die nicht einmal der empfindsame, anständige Ford stoppen konnte, geschwächt, wie er war, durch Watergate. Auch Carter vermochte nicht mit ihr fertig zu werden, weil er vom Alltag seiner altruistischen Führung aufgefressen wurde. Der Satz: »Was du für dein Land tun kannst«, kam aus der Mode und wurde ersetzt durch: »Was ich für mich tun kann.«
    Dr. Randolph Gates fand eine hohe Welle, auf der er reiten konnte. Er hatte eine einschmeichelnde Rednerstimme und ein allmählich immer herberes Vokabular, um der aufziehenden neuen Ära gerecht zu werden. Seiner nunmehr verfeinerten - wissenschaftlichen - Auffassung nach, war größer gleich besser und mehr besser als weniger - rechtlich, ökonomisch und sozial. Die Gesetze, die den Wettbewerb auf dem Markt stärkten, griff er als hinderlich für den weiteren Ausbau industriellen Wachstums an. Wachstum allein, so verkündete er, sei Wohltat für jedermann - na ja, praktisch für jedermann. Es war schließlich eine darwinistische Welt, und - ob man nun wollte oder nicht - es war immer nur der Tüchtigste, der überleben würde. Pauken und Trompeten ertönten, und die Finanzexperten fanden einen Genossen, einen Rechtsgelehrten, der ihren Träumen und Taten, ihren Kartellbildungen und profitablen Manipulationen offizielles Ansehen verlieh: aufkaufen, übernehmen, verkaufen, alles zum Wohle ›aller‹ - natürlich.
    Randolph Gates wurde eingeladen, und eilfertig rannte er in ihre Arme. Einen Gerichtssaal nach dem anderen verblüffte er mit seinen eloquenten Gedankensprüngen. Er hatte es geschafft, aber Edith Gates war nicht sicher, was das letztlich zu bedeuten hatte. Sie hatte ein angenehmes, bequemes Leben für sie beide im Auge gehabt, natürlich, aber nicht Millionen, auch nicht die Privatjets, die in der ganzen Welt herumflogen, von Palm Springs bis in den Süden Frankreichs. Es war ihr unwohl dabei, wenn die Artikel und die Vorlesungen ihres Mannes benutzt wurden, um Dinge gleichzusetzen, die nicht zu vergleichen waren oder die ihr sogar unfair erschienen: Er wischte ihre Argumente jedoch stets beiseite und
behauptete, dass die fraglichen Fälle legitime intellektuelle Parallelen enthielten. Obendrein hatten sie seit über sechs Jahren kein Bett mehr geteilt.
    Sie kam in sein Arbeitszimmer und hielt abrupt inne, da er nach Luft rang. Er drehte den Kopf mit glasigen und alarmierten Augen zu ihr herum.
    »Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Du klopfst doch sonst immer. Du weißt, wie es ist, wenn ich mich konzentriere.«
    »Ich sagte, es tut mir Leid. Mir ist etwas im Kopf herumgegangen, und so habe ich nicht weiter nachgedacht.«
    »Das ist ein Widerspruch.«
    »Nicht an das Klopfen gedacht, meine ich.«
    »Was geht dir durch den Kopf«, fragte der berühmte Rechtsanwalt, als bezweifle er, dass seine Frau überhaupt einen hatte.
    »Nimm mich bitte nicht auf den Arm.«
    »Was ist denn, Edith?«
    »Wo warst du letzte Nacht?«
    Gates zog seine Brauen in spöttischer Verwunderung hoch.
    »Mein Gott, bist du argwöhnisch? Ich hab dir doch gesagt, wo ich war. Im Ritz. Zu einer Besprechung mit jemandem, den ich vor vielen Jahren einmal gekannt habe. Genauer gesagt, war es jemand, den ich nicht in meinem Haus haben wollte. Wenn du einen Beweis brauchst - in deinem Alter! -, dann ruf das Ritz an.«
    Edith Gates schwieg für einen Moment. Sie sah einfach nur ihren Mann an. »Mein Liebster«, sagte sie, »ich scheiße drauf, ob du einen Treff mit der geilsten Nutte vom Nobelstrich hast. Allerdings müsste ihr jemand hinterher ein paar Drinks spendieren, um ihr Selbstvertrauen wiederherzustellen.«
    »Nicht schlecht, alte Schlampe.«
    »Schließlich bist du nicht

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